Samstag, 12. Juni 2021
Żywiec
12.6.2021
Im polnischen Żywiec (deutsch früher Saybusch) wurde ein Fußballspiel besucht. 32.000 Menschen leben hier.
1956 richtete eine Jahrhundertflut große Zerstörungen an. Als Folge wird der Fluss Soła seit 1966 im Żywiecer See (Jezioro Żywieckie) aufgestaut. Für den Bau des Stausees verloren die Bewohnerinnen und Bewohner von Zarzecze, Tresna, Zadziel and Stary Żywiec ihre Dörfer, die nach dem Dammbau überflutet wurden.
1878 wurde die Stadt durch eine Verlängerung der Abzweigung nach Bielitz der von Wien nach Krakau führende Kaiser-Ferdinands-Nordbahn an die Eisenbahn angeschlossen.
Straßenszenen
Zu Beginn des 20.Jh. lebte hier eine jüdische Gemeinde mit rund 1.800 Mitgliedern. Nach der deutschen Besetzung 1939 begannen die Nazis mit umfangreichen Diskriminierungen und Verfolgungen. 1941 deportierten sie den größten Teil der Jüdinnen und Juden in das Ghetto von Sucha Beskidzka. Von dort wurden die Menschen ab 1942 zur Ermordung in das KZ Auschwitz gebracht. 2003 wurde am ehemaligen Standort der Synagoge (Tempel) ein Gedenkstein errichtet.
Das Alte Schloss (Stary Zamek) wurde im Renaissancestil 1485 bis 1500 anstelle einer im Krieg, den der polnische König Kasimir IV. und die Adeligen Komoroski ihre Untertanen gegeneinander führen ließen, zerstörten mittelalterlichen Burg gebaut und 1567 erweitert. Mit der Ersten Aufteilung Polens durch die Großmächte 1772 kam die Stadt unter die Herrschaft des Habsburgerreichs. 1810 kaufte sich der Herzog Albert von Sachsen-Teschen das Land und mit der Herrschaft über die hier lebenden Menschen, nach seinem Tod 1822 beerbten ihn darin die Habsburger. Seit 2005 ist hier das Stadtmuseum.
Das Neue Schloss (Nowy Zamek) ließen sich die Habsburger 1885 im Stil des Klassizismus als neuen Wohnsitz gegenüber dem Alten Schloss errichten und 1895 ausbauen. Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht 1939 wurde der letzte Habsburger-Schlossherr enteignet, der 1918 polnischer Staatsbürger und Armeeoffizier geworden war und sich Hoffnungen machte, polnischer König zu werden. Als deklarierter Pole wurde er von den Nazis verhaftet und gefoltert, nachdem er sich geweigert hatte, sich in die von den Nazis geführte deutsche Volksliste als Deutscher einzutragen. Die Nazi-Folter machte ihn halbseitig gelähmt und auf einem Auge blind. Nach der Befreiung 1945 erhielt er seinen Großgrundbesitz nicht zurück, weil er als Deutscher betrachtet wurde, durfte aber zu seiner geflüchteten Familie ausreisen. 1989 schlossen seine Kinder einen Vergleich mit dem polnischen Staat. Die Tochter verbrachte im Schloss ihren Lebensabend und der Sohn erhielt eine Zahlung für den verlorenen Besitz an der Brauerei. Bis 2013 war im Schloss eine Schule.
Neues Schloss links und Altes Schloss rechts
Katholische Marienkathedrale mit freistehendem Glockenturm
Marktplatz Rynek mit Rathaus aus dem Jahr 1868.
Der Name Żywiec ist vor allem wegen des in der Stadtbrauerei hergestellten gleichnamigen Biers bekannt. 1856 ließ der über die hier lebenden Menschen herrschende und ihr Land besitzende Habsburger-Erzherzog Albrecht von Österreich-Teschen die Erzherzögliche Brauerei Saybusch (polnisch Arcyksiążęcy Browar na Pawlusiu) gründen. Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 wurde der Besitz der Habsburger vom NS-Staat beschlagnahmt. Im Nachkriegs-Polen wurden die Habsburger formell enteignet und die Brauerei verstaatlicht. 1989 wurde sie an Private verkauft und gehört seit 1998 einem Tochterunternehmen von Heineken.
Nach der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg gliederten die Nazis die Stadt als Teil der preußischen Provinz Schlesien direkt in das Deutsche Reich ein. In März/April 1940 verhafteten und ermordeten die deutschen Behörden gezielt gebildete Polinnen und Polen, wie es Teil der deutschen Besatzungspolitik war. Rund 20.000 polnische Einwohnerinnen und Einwohner wurden zwischen September und Dezember 1940 in einer gemeinsamen Aktion von Wehrmachtssoldaten und Gestapo-Beamten aus dem Saybuscher Land vertrieben und stattdessen Deutsche in ihren Wohnungen und Häusern angesiedelt. Junge polnische Männer wurden als Zwangsarbeiter verschleppt. Im März 1945 wurde zwischen deutschen und sowjetischen Truppen um die Stadt gekämpft und die Altstadt schwer zerstört.
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