Sonntag, 20. Juni 2021

Wałbrzych

20.6.2021

In der polnischen Stadt Wałbrzych wurde ein Fußballspiel besucht. Nachdem die touristischen Sehenswürdigkeiten von Wałbrzych erst vor wenigen Wochen besichtigt worden waren, stand diesmal ein etwas abseitigerer Rundgang an.

Der Bahnhof Wałbrzych Miasto mit seinem bemerkenswerten Bahnhofsgebäude aus den Jahren 1923 bis 1925. Der Bahnhof wurde im damals deutschen Niederschlesien nach der damaligen Ortsbezeichnung 1853 als Bahnhof Altwasser in Betrieb genommen und 1920 zum Bahnhof Waldenburg Altwasser. Nach der Niederlage des Nazi-Staats im Zweiten Weltkrieg wurde nach der Vertreibung der deutschen Bevölkerung und Ansiedlung teils ihrerseits aus den vormaligen polnischen Ostgebieten vertriebener Polinnen und Polen aus Waldenburg 1945 das polnische Wałbrzych.


Bis zur Schließungswelle Anfang der 1990er Jahre war Wałbrzych über ein Jahrhundert lang ein Zentrum des niederschlesischen Steinkohlereviers, das zehntausenden Menschen Arbeit gab. Seither leben die Menschen hier mit wirtschaftlichen Problemen. Durch die Abwanderungswelle steht eine große Anzahl an Häusern leer und man sieht, dass in den letzten Jahrzehnten kein Geld für Renovierungen vorhanden war.


Die Altbauten aus dem 19.Jh. und frühen 20.Jh. bieten einen Kontrast zwischen den herrschaftlichen Villen der Fabriksherren und reichen Leute des Kaiserreichs und den Wohnhäusern der Leute, die deren Reichtum in den Bergwerken und Fabriken erarbeiteten.


Industrieruine


1831 wurde hier im damals deutschen Waldenburg von dem Porzellanmaler Carl Krister die Krister Porzellan-Manufaktur gegründet. Mit kostengünstiger Massenproduktion von Porzellanwaren, welche optisch jenes wertvolle Prozellan des Adels imitierte, wurde die Firma um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20.Jh. eines der größten porzellanproduzierenden Unternehmen im Deutschen Reich. Die Brennöfen wurden mit Steinkohle befeuert, wofür der Standort praktisch war. Im Zweiten Weltkrieg wurden u.a. Kantinengeschirr für die Wehrmacht und elektrische Porzellanelemente für die Kriegsproduktion hergestellt. Am 8. Mai 1945 wurde die Stadt aufgrund der Kapitulation Deutschlands von der sowjetischen Armee besetzt und dann in Polen eingegliedert. Die Eigentürmer und deutschen Beschäftigten wurden nach Deutschland vertrieben und verloren ihren Besitz. Die Marke wurde in der BRD neuaufgebaut, auch im nunmehrigen Wałbrzych wurde aber eigenständig weiter Prozellan nun made in Poland produziert. Nach 1989 wurde das Werk privatisiert und 1992 in Zakłady Porcelany Stołowej Wałbrzych S.A. umbenannt. Der Privatisierungsprozess wurde 2007 abgeschlossen. Die neuen privaten Eigentümer brachten das Unternehmen zum Zusammenbruch, ruinierten die Fabrik und zerstörten Dokumentationen und Archive. 2017 begann der Abriss der historischen Fabrik.

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