Sonntag, 13. September 2020

Meran

13.9.2020

In der Südtiroler Stadt Meran (italienisch Merano, ladinisch Maran) wurde ein Fußballspiel besucht. 41.000 Menschen leben hier, fast genau zur Hälfte deutschsprachig und italienisch.

Der Bahnhof wurde 1906 eröffnet.


Andreas Hofer


Über Jahrhunderte war Meran die Tiroler Landeshauptstadt. 1420 ließ der Graf Friedrich IV. seine Residenz und damit Regierung und Verwaltung des Landes von hier in das verkehrstechnisch günstiger gelegene Innsbruck verlegen, formell blieb Meran aber bis 1848 Hauptstadt der Grafschaft Tirol. 1475 wurde auch die landesfürstliche Tiroler Münzprägeanstalt nach Hall verlegt. Dies alles schwächte die wirtschaftiche Stellung Merans nachhaltig, auch wenn man den Status als Landeshauptstadt noch vier Jahrhunderte behielt bis dieser dann auch Innsbruck übertragen wurde. Im 19.Jh. entwickelte sich mit dem Tourismus eine neue wirtschaftliche Chance.


1900 waren hier in der Habsburgermonarchie noch 94% deutschsprachig und 5% italienisch gewesen. Nach der Abtrennung Südtirols von Nord- und Osttirol und der Angliederung an Italien 1918 wurde auch in Meran italienische Ansiedlung staatlich gefördert, allerdings war der Druck, daraus eine italienische Stadt zu machen, nicht so groß wie in Bozen.


Von 1908 bis 1956 fuhren Straßenbahnen in Meran. Die Remise dient seit der Einstellung als Busgarage.


Das 1899 eröffnete Stadttheater, im Jugendstil errichtet.


Das Kurhaus an der Passer-Promenade spiegelt die umfangreiche Bautätigkeit des 19./20.Jh. zur Umgestaltung Merans in eine Kurstadt. Der ältere Trakt wurde 1837/74 in historistischer Stilmischung errichtet, der neuere Teil 1912 bis 1914 im Jugendstil. Das Kurhaus diente als Veranstaltungsort für Konzerte, Kongresse, Tagungen, Bälle und sonstige Events zur Unterhaltung der Kurgäste.


Straßenszenen


1855 wurde Meran offziell zum Kurort, der besonders bei der reichen Oberschicht aus Adeligen und Großbürgertum der Habsburgermonarchie beliebt war. Das milde, mediterrane Klima und die reine Luft begünstigte die Heilung der verbreiteten Lungenkrankheiten wie der allgegenwärtigen Tuberkulose. 1870 verbrachte Kaiserin Elisabeth von Österreich ihren ersten Kuraufenthalt in Meran mit den Töchtern Gisela und Marie Valerie. Schon wenige Wochen nach ihrer Ankunft berichteten österreichische Zeitungen von der Genesung Marie Valeries, was Meran als Kurstadt noch mehr berühmt machte. 1914 zählte man bereits über 40.000 Gäste.


1280 wurden Stadtmauern errichtet und Meran wurde im 14.Jh. zu einer Stadt mit einem Rat als eigener Stadtregierung. Stadttor Bozner Tor.


Straßenszenen


Die katholische Nikolauskirche. Eine erste Kirche wird hier 1266 erwähnt. Im 14.Jh. wurde eine größere Kirche neu gebaut, erst 1465 konnte aber die fertiggestellte Kirche eingeweiht werden. Das heutige Aussehen und die Inneneinrichtung stammen von der zwischen 1882 und 1898 unter der Leitung des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt durchgeführten Renovierung.


Stadttor Passeirer Tor


Lauben, die arkadengesäumte Altstadtstraße.


Rathaus


Die Landesfürstliche Burg wurde um 1470 als Stadtresidenz der Grafen von Tirol in Meran errichtet. Es ist mehr ein Festes Haus, ein mit dicken Mauern und Verteidigungsanlagen versehener Wohnturm, als eine Burg im eigentlichen Sinn. Ende des 19.Jh. stand ein Abriss aufgrund Baufälligkeit im Raum, schließlich wurde das Gebäude unter Leitung des für Neogotik bekannten Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt in historisierendem Stil renvoviert und neugestaltet.


Das Thema des Jahres.


Stadttor Vinschgauer Tor


Im 13.Jh. lebten wohl erstmals Jüdinnen und Juden in Meran. In den 1830er Jahren ließen sich jüdische Kaufleute hier dauerhaft nieder und 1921 wurde eine Kultusgemeinde gegründet. Nach den gesetzlichen Diskriminierungen für Jüdinnen und Juden im faschistischen Italien begannen mit der Besetzung Norditaliens durch die deutsche Wehrmacht am 8. September 1943 willkürliche Schikanen. Bald nach der Besetzung wurden dann alle in Meran lebenden Jüdinnen und Juden vom Südtiroler Ordnungsdienst, einer Freiwilligen-Hilfstruppe von Südtiroler Nazis, verhaftet und sie später zur Ermordung in die Vernichtungslager deportiert. An die Deportierten und Ermordeten erinnert ein Denkmal im Hof des ehemaligen Balilla-Hauses in der Otto-Huber-Straße 36.


Das Schloss Trauttmansdorff geht auf eine um 1300 auf dem Gelände des heutigen Schlosses stehende Burg Neuberg zurück. Die Adelsfamilie Trauttmansdorff kaufte die Burg im Jahr 1543. Im 18.Jh. verfiel die Burg zusehends. 1805 wurde der Besitz unter bayrischer Herrschaft über Tirol den Trauttmansdorf abgenommen und verkauft. 1846 zog Joseph von Trauttmansdorff, Graf der Steiermark, ins Meraner Land, kaufte sich 1847 die Burgruine und ließ sie in neogotischem Stil zum Schloss umbauen. Im Inneren ist heute das Südtiroler Landesmuseum für Tourismus Touriseum und rundherum ein botanischer Garten.


Meran liegt in Tirol. Aber auch nördlich von Meran liegt Tirol, und zwar sind hier das Dorf Tirol und das Schloss Tirol.


Das Schloss Tirol bei Meran war die Stammburg der Grafen von Tirol, bis 1420 Residenz der Landesfürsten und damit politisches Zentrum Tirols. Um 1140 nannten sich die bayrischen Grafen von Vinschgau erstmals Grafen von Tirol Im Lauf des 12.Jh. gelang es ihnen, sich ausgehend von hier und dem Vinschgau aus, ein eigenes Territorium zu schaffen und sich im 13.Jh. während der kaiserlosen Zeit des Interregnum ihre Unabhängigkeit von Bayern anerkennen zu lassen. Ab 1248 hieß das Land offiziell dominium comitis Tyrolis. Die erste Burganlage wurde vor 1100 erbaut. 1139/40 gab es eine zweite Bauphase und eine dritte große Bauphase erfolgte in der zweiten Hälfte des 13.Jh. Im späten 19.Jh. wurden in der Neuzeit verfallene Teile der Burg unter der Leitung des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt im neogotischem Stil wiederhergestellt und 1904 der Bergfried auf seine heutige Höhe aufgestockt. Heute ist darin ein Südtiroler Museum für Kultur- und Landesgeschichte.


Im März 1347 griff eine Armee des Königs und späteren Kaisers Karl IV. die Burg an, um Margarete Maultasch, 1335 bis 1363 Gräfin von Tirol und Görz, zu stürzen. Sie hatte seinen Bruder Johann Heinrich von Luxemburg als Ehemann verstoßen, die Ehe für ungültig erklärt und einen anderen geheiratet. Die Burgbesatzung konnte den Angriff abwehren. Am Rückzug ließ Karl seine Soldaten aus Rache Meran und Bozen aus Rache überfallen, plündern und niederbrennen. Nachdem Margarethes Sohn verstorben war, überschrieb sie Tirol einem Verwandten, dem Habsburger Rudolf IV. von Österreich, und übergab diesem 1363 die Regierungsgewalt. Eine bayrische Armee griff daraufhin Tirol an, da die bayrischen Wittelsbacher Herrscher den Habsburger Machzuwachs nicht dulden wollten. Nach jahrelangem Krieg um Tirol endete der Konflikt 1369 im Frieden von Schärding mit einer finanziellen Entschädigung an Bayern.

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