Freitag, 31. Januar 2020

Adana

31.1.2020

Im türkischen Adana wurde ein Fußballspiel besucht. 2,2 Mio. Menschen leben hier.

Die erste Eisenbahnlinie nach Adana wurde 1886 unter britischer Führung gebaut. Der Bahnhof von Adana war beim Bau der Bagdadbahn ab 1903 ein wichtiger Stützpunkt. Von hier aus wurden die Streckenabschnitte durch das Taurus-Gebrige und in Richtung Aleppo vorangetrieben. Von der Bagdadbahn, die im damaligen Osmanischen Reich von Konya nach Bagdad (heute im Irak) führen sollte, wurde bis zum Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall des Reichs 1918 drei Viertel ihrer Gesamtlänge etwa 1.600 Kilometern gebaut. Aufgrund der geographischen Gegebenheiten von mit Tunneln und Viadukten zu überbrückenden Gebirgen und Wüsten war der Bau der Eisenbahnstrecke eines der aufwändigsten Infrastrukturprojekte jener Zeit. Da sich die deutsche Politik im Osmanischen Reich auf wirtschaftlichen Profit und strategische Störung der Einflusssphäre der anderen Kolonialmächte beschränkte und im Gegensatz zur britischen und französischen Kolonialpolitik in dieser Region nicht auf Inbesitznahme von Gebieten abzielte, wurde der Eisenbahnbau deutscher Federführung überantwortet. Über Bagdad hinaus geführt, wäre diese Verbindung der schnellste und wirtschaftlichste Verkehrsweg zwischen Europa und Indien geworden. Die Bagdadbahn war eine Konkurrenz zu britischen und russischen Infrastrukturprojekten, dem von Briten beherrschten Suezkanal und russischen Eisenbahnprojekten im Iran. Im Ersten Weltkrieg war die Bahnstrecke militärstrategisch wichtig. Erst ab 1936 wurde in Syrien und im Irak weitergebaut und 1940 die letzten Lücken geschlossen.


Zwischen dem 11. und dem 14.Jh. wanderten hier viele Armenierinnen und Armenier in die Region ein, nachdem ihr weiter nördlich gelegenes Siedlungsgebiet von den türkischen Seldschuken erobert worden war, und gründeten das Armenische Königreich von Kilikien bzw. Königreich Kleinarmenien, zu dem auch Adana gehörte. Seit 1575 gehörte die Stadt zum Osmanischen Reich. Laut der osmanischen Volkszählung von 1893 lebten in Adana 70.702 Einwohnerinnen und Einwohner, davon 82% türkisch, 14% armenisch, 2% griechisch und 2% katholisch. Andere Angaben sprechen davon, dass etwa die Hälfte der Stadtbevölkerung armenisch war. Zwischen 1894 und 1896 wurden auf Anordnung des osmanischen Sultans Abdülhamid II. etwa 80.000 bis 300.000 Armenierinnen und Armenier im ganzen Reich von Soldaten (v.a. der kurdischen und turkmenischen Kavallerie) und lokaler Bevölkerung ermordet. Politische Absicht war, durch Massenmord die armenische Bevölkerung als zweitgrößte christliche Minderheit des Osmanischen Reichs und potenzielle Verbündete des oftmaligen Kriegsgegners Russland zu reduzieren. Zugleich war es für die Mörder und die vielen sie unterstützenden Menschen auch ein gewinnbringender Raubzug an den Besitztümern der Ermordeten und Überlebenden. Als am 13. April 1909 Anhänger des Sultans Abdülhamid II. eine Putsch gegen die jungtürkische Regierung in İstanbul versuchten, führte das in Adana bereits am nächsten Tag beginnend über einen Monat lang zu Massakern an der armenischen Bevölkerung, bei der weitere 20.000 bis 30.000 Menschen ermordet wurden und ihr Besitz geplündert wurde. Ziel der von den Regierungsbehörden veranlassten und unterstützten Plünderungen und Massaker war erneut die Auslöschung der Minderheiten. Bis 1910 starben in den anschließenden Epidemien und einer Hungersnot unter den schlecht versorgten Überlebenden der Massaker weitere 20.000 Menschen. Im Rahmen des Völkermordes an den Armenierinnen und Armeniern 1915 wie auch 1920 wurden die armenische Bevölkerung dann in weit größerer Zahl ermordet und ihre jahrhundertelange Geschichte in Kilikien beendet.


Katzen in Adana


Die „Denkmalskirche von Kuruköprü“ Kuruköprü Anıt Kilisesi wurde 1845 von der griechischen Gemeinde Adanas als griechisch-orthodoxe Nikolauskirche errichtet. Nach der Vertreibung der griechischen Einwohnerinnen und Einwohner in den 1920er Jahren wurde die ehemalige Kirche 1950 zu einem Museum umgebaut. 2013 bis 2015 wurde sie zum ursprünglichen Aussehen rückgebaut und 2016 offiziell auf ihren heutigen Namen als Denkmalskirche umbenannt.


Die „Paulus-Kirche“ (türkisch Aziz Pavlus Kilisesi) wurde ab 1870 erbaut und 1880 bis 1890 fertiggestellt. Bis zum Völkermord an der armenischen Bevölkerung 1915 wurde die Kirche von der armenischen Gemeinde genutzt. Heute ist es eine römisch-katholische Kirche, die aber auch von anderen christlichen Bekenntnissen hier genutzt wird.


Die „Neue Moschee“ Yeni Cami aus dem Jahr 1724.


Straßenszenen


Die Große Moschee (Ulu Camii) wurde 1509 bis 1541 in seldschukischem und mamelukischem Stil errichtet.


Medresse (Koranschule) der Großen Moschee.


Der 32 Meter hohe Uhrturm stammt aus dem Jahr 1882, seinerzeit ein Symbol der Moderne. Er wurde während der Kämpfe gegen die französische Besatzung beschädigt, aber 1935 wiederhergestellt.


Straßenszenen


Die in der Regierungszeit des römischen Kaisers Hadrian im 2.Jh. über den Fluss Seyhan errichtete Steinbrücke (Taşköprü) ist eine der ältesten benutzten Brücken der Welt.


Die „Sabancı-Zentralmoschee“ (Sabancı Merkez Camii) wurde 1998 eröffnet und ist die zweitgrößte Moschee in der Türkei und eine der größten der Welt. Von außen ist sie den historischen Vorbildern der Sultan-Ahmed-Moschee („Blaue Moschee“) und der Hagia Sophia in İstanbul nachempfunden. Finanziert wurde der Bau zur Hälfte durch Spendensammlung in der Bevölkerung und zur Hälfte durch die Industriellenfamilie Sabancı.

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