Donnerstag, 16. Dezember 2010

Istanbul

14./15.12.2010

Zwei Tage in Istanbul anläßlich eines Europacupspiels von Rapid sind viel zu kurz, um diese Riesenstadt mit ihrer zweieinhalbtausend Jahre umfassenden Geschichte wirklich zu erkunden. Die Stadt wuchs von der um 660 v.u.Z. gegründeten kleinen Handelsstadt Byzanz auf der, in den Bosporus hineinragenden, Landzunge zwischen dem Marmarameer und dem Goldenen Horn zur oströmischen Hauptstadt und Metropole des Byzantinischen Reichs unter dem Namen Konstantinopel (ab 330 u.Z.), umfaßte im 5.Jh. auch das Gebiet auf der gegenüberliegenden Seite des Goldenen Horns und war als Zentrum des Osmanischen Reichs ab 1453 schließlich die einzige Hauptstadt der Welt, die sich auf zwei Kontinente, Europa und Asien, erstreckte. Konstantinopel bzw. Kostantiniyye hießt die Stadt übrigens eigentlich bis 1930, wenngleich sie damals schon Jahrhunderte Istanbul genannt wurde. Der Ursprung des Namens Istanbul, vom griechischen εἰς τὴν πόλιν (in die Stadt), war eine Frage bei meiner Matura (mündlich, in Altgriechisch).
Ungefähr 13 bis 15 Millionen Menschen leben hier heute (genau kann das niemand sagen).

Blick auf die Landmauer, die unter dem byzantinischen Kaiser Theodosius II. (408−450) über eine Länge von 5,7 km auf der Inlandseite der Stadt errichtet wurde. Auf der Meeresseite wurde sie um die Seemauer ergänzt. Viele Reste der Mauern sind noch in der Stadt zu sehen, teils in Stand gehalten wie hier und teils verfallen, aber immer noch beachtlich intakt.


Zur Wasserversorgung der Stadt wurden in der Antike neben zahlreichen Zisternen in der römischen Zeit auch Wasserleitungen errichtet. Heute noch zu sehen ist ein imposanter Teil des Aquädukts der unter Kaiser Valens (364−378) erbauten Leitung.


Die blaue Moschee in der Abenddämmerung. 1617 wurde der von Mehmet Ağa geplante Bau unter Sultan Ahmet I. eingeweiht.


Im Vorhof der blauen Moschee (Sultan Ahmed Camii bzw. Ahmediye). Die Moschee steht gegenüber der tausend Jahre älteren Hagia Sophia an einem prominenten Platz. Diese zu übertreffen war ihr Maßstab.


Das Innere der blauen Moschee war ursprünglich mit 21.000 Fliesen mit blau-grünen Fayencen ausgeschmückt. Große Flächen, wo die Fliesen im Lauf der Jahrhunderte abgefallen waren, wurden im 19.Jh. nachgemalt.


An der alten Akropolis der antiken Stadt, anschließend an den Bereich der byzantinischen Kaiserpaläste, lag das Hippodrom, die 203 u.Z. errichtete und unter Kaiser Konstantin (306−337) erweiterte elliptische Pferderennbahn. Der Platz At Meydanı läßt das Ausmaß der Anlage auch heute noch gut nachvollziehen. Der ägyptische Obelisk im Vordergrund wurde 390 u.Z. in der Mitte der Bahn aufgestellt (der im 15 Jh.v.u.Z. angefertigte Stein wurde aus dem Amun-Tempel in Karnak/Theben geholt). Der eingerüstete gemauerte Obelisk im Hintergrund stammt aus spätrömischer Zeit.


Auf den Tribünen des Hippodroms fanden einst 100.000 Menschen Platz. An der Südseite sind noch die Mauern der Ränge erhalten. Man sieht noch die Bögen, die einst die Aufgänge und Tribünen trugen und unter denen Geschäfte und Standeln die Leute versorgten.


Die Hagia Sophia in stimmungsvoller abendlicher Beleuchtung.


Die Hohe Pforte (Bâb-i Ali), der Eingang zum einstigen Amtssitz des Großwesirs, der für den Sultan die Amtsgeschäfte führte. Die Hohe Pforte wurde so schließlich im Westen zum Synonym für die Politik des Osmanischen Reichs. Die heutige Gestalt des Tors stammt aus dem 19.Jh.


Der Galata-Turm (Galata Kulesi), das weithin sichtbare Wahrzeichen Galatas, des Stadtteils jenseits des Goldenen Horns. Der 1348 erbaute Turm gehörte zur Befestigungsanlage der Genueser Handelskolonie, die sich hier ein lukratives Standbein erworben hatte und dieses auch militärisch sicherte. 1204 war Konstantinopel vom Ritterheer des 4. Kreuzzugs erobert und geplündert worden, das byzantinische Reich wurde für ein halbes Jahrhundert zerschlagen. Angeführt wurde dieses Unternehmen vom venezianischen Dogen Henrico Dandolo (er ist in der Hagia Sophia begraben), der damit die Geschäftsbeziehungen der Konkurrenz aus Genua empfindlich störte. 1261 wurde Konstantinopel von einem byzantinischen Heer mit Genueser Unterstützung zurückerobert und Galata dafür Genua als Stützpunkt überlassen. Als Folge des Konflikts zwischen Venedig und Genua blieb Byzanz langfristig geschwächt und die türkische Eroberung 1453 war schließlich nur mehr eine Frage der Zeit. In osmanischer Zeit war der Turm Gefängnis, Observatorium und schließlich Feuerwachturm.


Das 1928 erbaute Denkmal der Republik (Cumhuriyet Abidesi) am Taksim-Platz, es zeigt den türkischen Republiksgründer Mustafa Kemal Pascha, genannt Atatürk, und an seiner Seite u.a. seinen General İsmet İnönü.


Aus der Einkaufsstraße İstiklal Caddesi kam mit einer zur Bühne umgebauten Tramway-Garnitur eine Band auf den Taksim-Platz und spielte dort türkischen Rock. Keine Ahnung warum und weshalb, aber nett war es.


Der Dolmabahçe Sarayı. Im nach dem Vorbild westlicher Schloßarchitektur errichteten Palast residierten die Sultane von 1853 bis zum Ende des Osmanischen Reichs und der Gründung der Türkischen Republik 1923. 1938 starb hier Atatürk.


Die Hagia Sophia, das beeindruckenste Gebäude der Stadt. Vor eintausendvierhundertunddreiundsiebzig Jahren, am 26. Dezember Jahr 537 wurde sie als der heiligen Weisheit gewidmete Kirche eingeweiht. Nach 1453 wurde sie zur Moschee umgewandelt und die Minarette hinzugefügt. Seit 1934 ist das Gebäude ein Museum.


Blick im Inneren der Hagia Sophia in Richtung der 56 Meter über dem Boden gewölbten Kuppel.


Die Gestalt der Hagia Sophia wurde durch die Umwandlung zur Moschee praktisch nicht verändert, hinzugefügt wurden (neben einer Sultansloge) Kultgegenstände in der Innenausstattung, etwa die hier zu sehende Minbar aus dem 16.Jh.
Die acht an den Wänden hängenden Schilde stammen aus dem 19.Jh., als sie Vorgänger aus dem 17.Jh. ersetzten. Sie nennen die Namen von Allah, Mohammed und Kalifen.


In der Galerie finden sich noch einige wenige der byzantinischen Mosaike (viele wurden etwa 1894 bei einem Erdbeben zerstört). Dieses Mosaik zeigt die Kaiserin Zoë (geb. 980, gest. 1050) und ihren dritten Ehemann, Kaiser Konstantin IX. (reg. 1042-1055). Nach jeder Eheschließung Zoës wurde der Kopf des Kaisers rechts der Jesusfigur und sein Name neu gelegt. Auch das Bild Zoës wurde verändert, 1042 versuchte ihr Neffe Michael auf den Thron zu kommen und verbannte sie für kurze Zeit.


Blick von der Galerie in den Hauptraum (Naos) der Hagia Sophia. Man kann es nicht glauben, wie alt dieses Gebäude angesichts seiner Größe ist. Umwerfend.


Bâb-i Hümayun (Tor des Reiches), das Eingangstor zur weitläufigen Anlage des Topkapı Sarayı, der Residenz der osmanischen Sultane von 1541 bis 1853.


Topkapı Sarayı, Kubbe Altı, der Ratssaal, in dem der Großwesir einst die Versammlungen des Divans, des Staatsrates, leitete. Der Lehrer zeigt seiner Schulklasse hier das vergitterte Fenster oberhalb des Sitzes des Großwesirs, hinter dem der Sultan unbemerkt zuhören und zusehen konnte.


Die Palastanlage des Topkapı Sarayı bestand in alttürkischer Tradition ursprünglich aus offenen hölzernen Pavillions, die nach Großbränden 1574 und 1665 schließlich in Stein gebaut wurden. Hier links die Pavillions des Audienzssaals (Arz Odası) aus der Zeit Sultan Selims I. (1512−1520) und rechts die Bibliothek Ahmed III. aus dem Jahr 1718.


Blick vom Topkapı-Palast auf den Bosporus. Es herrscht reger Schiffsverkehr. Auf der gegenüberliegenden Seite der asiatische Teil Istanbuls.


Blick von der Bosporusfähre über das Goldene Horn Richtung Galata. Links erhebt sich der Galata-Turm über die Häuser.


Blick von der Bosporusfähre auf blaue Moschee links und Hagia Sophia rechts.


Im asiatischen Teil Istanbuls wurde ein weiteres Fußballspiel besucht.

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