Montag, 27. Januar 2020

Sivas

27.1.2020

In der türkischen Stadt Sivas wurde ein Fußballspiel besucht. 647.000 Menschen leben hier.

Bahnhof. In der Antike war die Stadt unter Kaiser Diokletian (3.Jh.) Hauptstadt der römischen Provinz Armenia minor. Im Byzantinischen Reich gab der byzantinische Kaiser Basileios II. im Jahr 1021 dem armenischen König von Vaspurakan im Tausch für die Übergabe seines unabhängigen Königreichs die Herrschaft als byzantinischer Vasall über die hiesige Region. 14.000 armenische Familien und der ehemalige König zogen hierher nach Sivas und ließen sich hier nieder. 1174 eroberten die türkischen Seldschuken Sivas. 1398 eroberten die Osmanen die Stadt erstmals und 1403 endgültig. Seither war Sivas Teil des Osmanischen Reichs und seit 1923 der Republik Türkei.


Die Gök-Medrese („Blaue Medrese“) wurde 1271 als religiöse Stiftung des rum-seldschukischen Wesirs Sahip Ata Fahrettin Ali errichtet. Sie war ursprünglich Teil eines größeren, heute nicht mehr bestehenden Gebäudekomplexes (Külliye).


Straßenszenen. Bis zu Beginn des 20.Jh. lebten in der osmanischen Stadt Sivas zu ungefähr einem Drittel Armenierinnen und Armenier und der Rest verteilte sich auf griechische und türkische Bevölkerung. Im Völkermord an den Armenierinnen und Armeniern wurde 1915 diese Bevölkerungsgruppe vertrieben und ermordet. Sivas und Umgebung hatten im Zuge des Verbrechens die größte Zahl an Getöteten in der regionalen Verteilung. Nach dem türkisch-griechischen Krieg und der gegenseitig vereinbarten Vertreibung der jeweiligen Minderheiten 1923 wurde auch die griechische Stadtbevölkerung vertrieben sodass hier heute fast ausschließlich Türkinnen und Türken leben.


1993 steckte ein Mob im Zuge eines religiös-fundamentalistischen sunnitischen Pogroms auf ein alevitisches Kulturfestival das Madımak-Hotel in Brand. Vor dem Hotel hatten sich 20.000 Menschen versammelt, weswegen die alevitischen Musiker, Schriftsteller, Dichter und Verleger aus berechtigter Furcht vor Lynchmord trotz des Feuers nicht das Hotel verließen und auf Befreiung hofften bis sie schließlich von den Flammen eingeschlossen waren. 37 Menschen wurden im Feuer getötet. 2011 wurde das Gebäude vom türkischen Staat gekauft, geräumt und ein Kulturzentrum eingerichtet. Darin befindet sich eine Gedenkstätte für die Opfer des Anschlags.


Straßenszenen


In diesem Palast fand am 4. September 1919 ein Kongress (Sivas Kongresi) statt, der eine wichtige Rolle im Zuge der türkischen Nationalstaatsgründung unter Mustafa Kemal Atatürk spielte, die 1923 das Osmanische Reich ablöste.


„Medrese mit doppeltem Minarett“ (Çifte Minare Medresesi) aus dem Jahr 1271


Moschee Kale Camii (1580)


Buruciye Medresesi au dem Jahr 1271, ursprünglich als Medresse für Naturwissenschaftsstudien errichtet. Das Portal ist ein typisches Beispiel seldschukischer Steinmetzarbeit jener Zeit. Die Medresse wurde 1965 bis 1966 restauriert.


Ruinen eines Hamam aus dem Jahr 1584 (1961 bis 1963 ausgegraben)

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