Sonntag, 26. Januar 2020

Konya

26.1.2020

Im türkischen Konya wurde das eine und das andere Fußballspiel besucht. 2,4 Mio. Menschen leben hier.

Derwisch. In osmanischer Zeit war Konya ein wichtiges religiöses Zentrum und ist in der Türkei nunmehr seit Jahrzehnten eine Hochburg des konservativen Islam und des religiösen Fundamentalismus.


Das heutige Mevlana-Museum (türkisch Mevlânâ Müzesi) ist das Mausoleum des 1273 in Konya verstorbenen Dschalāl ad-Dīn Muhammad Rūmī, kurz Rūmī genannt, einem persischer Sufi-Mystiker, Gelehrten und einem der bedeutendsten persischsprachigen Dichter des Mittelalters. Nach ihm wurde der Mevlevi-Derwisch-Orden benannt. Der seldschukische Sultan berief ihn auf einen Lehrstuhl an der Madrasa (Universität) von Konya. Im Zuge der Staats-, Gesellschafts- und Religions-Umordnungsmaßnahmen Atatürks wurden 1925 öffentliche religiöse Handlungen verboten, was auch den Mevlevi-Orden betraf. Das Mausoleum wurde offiziell zu einem Museum umgewandelt. Trotzdem verlor Dschalal ad-Dins Mausoleum als Wallfahrtsort nicht an Bedeutung. Seit 1954 ist der Tanz der Derwische der Mevlevis am Todestag von Rūmī am 17. Dezember in einer Halle wieder erlaubt und eine touristische Attraktion. Mitte des 20.Jh. wurde das Altstadtviertel rund um das Mausoleum abgerissen und durch eine Parkanlage ersetzt, die auch die benachbarte osmanische Selimiye-Moschee einbezieht.


Straßenszene. Der Name Konya leitete sich vom altgriechischen Ἰκόνιον (Ikónion) ab, wie sie Stadt in der Antike seit dem 4.Jh. v.u.Z. hieß. Menschen leben hier seit rund 5.000 Jahren. Im 11./12. Jahrhundert eroberten die türkischen Seldschuken die Region vom Byzantinischen Reich. Der Teilstamm der Rum-Seldschuken gründete in Anatolien ein bis 1307 bestehendes unabhängiges Sultanat und machte die Stadt zu ihrer Hauptstadt. Es wurde eine mächtige Stadtmauer mit 108 Türmen gebaut, welche im Verlauf des 19.Jh. abgerissen wurde. Ein hauptsächlich deutsches Kreuzritterheer unter Kaiser Friedrich Barbarossa eroberte am Weg durch Kleinasien Richtung Palästina die seldschukische Hauptstadt rund um die Zitadelle, in der sich der Sultan mit seinem Heer verschanzte, und die christlichen Soldaten auf religiöser Mission brachten unterdessen alle muslimischen Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt um. 1442 eroberten die Osmanen das Reich der Karamaniden mit Konya, das dann bis zum Ende des Osmanischen Reichs 1922 zu diesem gehörte und seit 1923 Teil der Republik Türkei ist.


Die Sekimiye-Moschee (Selimiye Camisi) aus dem 16.Jh., mit für osmanische Moscheen dieser Zeit typischen zwei Minaretten.


Straßenszenen


Die Alâeddin-Moschee (türkisch Alâeddin Cami) aus dem 11. bis 13.Jh. wurde am aufgeschütteten Hügel der ehemaligen Akropolis der antiken Stadt Ikonion als Moschee und Grabstätte rūm-seldschukischer Sultane errichtet. Bis in die 1920er Jahre befand sich am Hügelplateau noch die zur Eflatun-Mescid umgestaltete byzantinische Hagios-Amphilochios-Kirche. Nördlich der Moschee stand früher ein Palast, von dem nur noch Grundmauern eines Turms erhalten sind. Die Mauern der Zitadelle wurden 1896 abgerissen.


Straßenszene


Die İnce Minareli Medrese („Medrese mit dem schlanken Minarett“) wurde 1260 bis 1265 als religiöse Stiftung des rum-seldschukischen Wesirs Sahip Ata Fahrettin Ali errichtet. Eine Medrese ist eine religiöse Schule. Ursprünglich war das Minarett deutlich höher, wovon auch der Name der Anlage kommt. 1901 stürzte nach einem Blitzschlag aber der obere Teil ein.


Der mit İstanbul verbundene Bahnhof von Konya war Ausgangspunkt der Bagdadbahn, die innerhalb des damaligen Osmanischen Reichs von Konya nach Bagdad (heute im Irak) führen sollte und von 1903 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs und dem Zerfall des Reichs 1918 auf etwa drei Viertel ihrer Gesamtlänge von etwa 1.600 Kilometern gebaut wurde. Aufgrund der geographischen Gegebenheiten von mit Tunneln und Viadkukten zu überbrückenden Gebirgen und Wüsten war der Bau der Eisenbahnstrecke eines der aufwändigsten Infrastrukturprojekte jener Zeit. Da sich die deutsche Politik im Osmanischen Reich auf wirtschaftlichen Profit und strategische Störung der Einflusssphäre der anderen Kolonialmächte beschränkte und im Gegensatz zur britischen und französischen Kolonialpolitik nicht auf Inbesitznahme von Gebieten abzielte, wurde der Eisenbahnbau deutscher Federführung überantwortet. Über Bagdad hinaus geführt, wäre diese Verbindung der schnellste und wirtschaftlichste Verkehrsweg zwischen Europa und Indien geworden. Die Bagdadbahn war eine Konkurrenz zu britischen und russischen Infrastrukturprojekten, dem von Briten beherrschten Suezkanal und russischen Eisenbahnprojekten im Iran. Im Ersten Weltkrieg war die Bahnstrecke militärstrategisch wichtig. Erst ab 1936 wurde in Syrien und im Irak weitergebaut und 1940 die letzten Lücken geschlossen.


Straßenszene

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