Sonntag, 8. November 2015

Mannheim

7.11.2015

In der südwestdeutschen Stadt Mannheim wurde ein Fußballspiel besucht. 300.000 Menschen leben hier.

1566 war Mannheim noch ein Dorf mit etwa 700 Einwohnerinnen und Einwohnern. 1606 begann der Ausbau zu einer Festungsstadt. Die damalige militärische Planung einer Hufeisenform samt gitterförmigen Straßennetzes prägt bis heute die Innenstadt. Die hufeisenförmige Innenstadt Mannheims zwischen Rhein und Neckar ist als Gitter angelegt, die „Mannheimer Quadrate“. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Mannheim 1688 von französischen Truppen erobert und im März 1689 aus militärstrategischen Gründen komplett zerstört sowie die Bevölkerung vertrieben. Danach wurden Stadt und Festung wiederaufgebaut.


Die Straßen in der Innenstadt tragen fast ausschließlich keine Namen. Die Quadrate der Häuserblöcke sind stattdessen seit 1684 mit einer Kombination aus einem Buchstaben und einer Zahl benannt. Der Grund liegt in der Kriegstechnik. Die Parzellierung erleichterte gegebenenfalls durch einfache Lokalisierung die schnelle Beschießung in die Festung eingedrungener feindlicher Soldaten mit Kanonen quer durch die Stadt. Die Nummerierung änderte sich im Lauf der Zeit, die heutige Version gilt seit 1811.


Von 1720 bis 1777 war Mannheim Residenzstadt der Kurfürsten der Pfalz. Sie ließen sich ein riesiges Barockschloss errichten, das in drei Bauperioden zwischen 1720 und 1760 entstand. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer zerstört. Nach ersten Plänen zum Abriss der Ruine wurde die Anlage dann zwischen 1947 und 1968 in vereinfachter Form wiederaufgebaut.


Die Jesuitenkirche wurde 1738 bis 1760 als katholische Hofkirche der Pfälzer Kurfürsten erbaut.


Am Marktplatz steht ein barocker Doppelbau: Das alte Rathaus (links) und die untere Pfarrkirche St. Sebastian (rechts) wurden gemeinsam bis 1713 erbaut. In der Mitte sind beide mit einem Glockenturm verbunden.


Im Mai/Juni 1992 gab es in Mannheim tagelang Unruhen wegen der Unterbringung von jugoslawischen Bürgerkriegsflüchtlingen. Rund 400 Leute versuchten im Stadtteil Schönau ein Flüchtlingsheim anzugreifen. Ein großes Polizeiaufgebot und die Errichtung eines hohen Zauns rund um das Heim für verhinderten Tote und Verletzte, die traumatisierten Flüchtlinge blieben darin dadurch aber lange de facto eingesperrt. Für eine bis einhalb Wochen folgten aus der Umgebung Beleidigungen, Morddrohungen sowie Stein- und Flaschenwürfe, bei denen Fensterscheiben zu Bruch gingen. Der Mannheimer Gemeinderat beschloss in Reaktion auf die Ereignisse die Forderung nach Abschaffung des Grundrechts auf Asyl für bedrohte Menschen. Eine Solidaritätsdemonstration von 400 Menschen für die Flüchtlinge wurde von der Polizei gewaltsam auseinandergetrieben, dabei 20 Menschen verletzt und 140 festgenommen.


Der 1886 bis 1889 zur Trinkwasserversorgung erbaute städtische Wasserturm. Nach dem Bau eines höher gelegenen Wasserturms zur Aufrechterhaltung des Wasserdrucks im Jahr 1909 diente er noch bis zum Jahr 2000 als Reservehochbehälter.


Am 3. Juli 1886 führte Carl Benz in Mannheim die erste öffentliche Auto-Probefahrt mit diesem in einem Denkmal nachgebildeten Fahrzeug durch. Es war das erste praxistaugliche Automobil der Welt.


Ein Denkmal aus dem Jahr 2002 vor dem Schloss erinnert an die Opfer der NS-Justiz zum Gedenken wurde das Mahnmal vor dem Schloss aufgestellt. Im Schloss befand sich in der Nazizeit das Mannheimer Sondergericht und tagte auch der Volksgerichtshof, wo Nazi-Gegnerinnen und -Gegner verurteilt wurden. Eingraviert sind die Namen der Opfer von 73 Hinrichtungsurteilen des Sondergerichts, von denen mehr als die Hälfte für Bagatelldelikte wie Diebstahl von Lebensmitteln für den Eigenverzehr zum Tod verurteilt wurden.


1988 errichtetes Mahnmal zum Gedenken an die Widerstandsgruppe Georg Lechleiter am bereits 1945 nach ihm benannten Platz. 19 Mitglieder der Widerstandsgruppe des kommunistischen Landtagsabgeordneten und Mannheimer Stadtrats Georg Lechleiter wurden 1942/43 hingerichtet, weitere drei kamen schon zuvor in der Haft ums Leben.


2006 wurde beim Hauptbahnhof ein Wegweiser mit der Inschrift Gurs 1170 km aufgestellt. Er erinnert an die Deportation von 2.000 Mannheimer Jüdinnen und Juden nach Gurs in Frankreich am 22./23. Oktober 1940. Viele starben dort an Hunger und Krankheiten. Im August 1942 wurden von dort Transporte in die Gaskammern von Auschwitz und Lublin-Majdanek zusammengestellt. Nur wenige überlebten.


Der Mannheimer Hauptbahnhof wurde in den 1870er Jahren errichtet. 1927 wurde die Vorderfassade des Gebäudes im Zuge der Bahnhofsvergrößerung abgerissen und 10 m weiter vorne in vereinfachter Form wiedererrichtet. Nach der Kriegszerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Fassade noch einmal vereinfacht wiederaufgebaut.


Die Statue Friedensengel des Bildhauers Gerhard Marcks erinnert als Mahnmal an alle Opfer des NS-Regimes von 1933 bis 1945. Es wurde 1952 aufgestellt und 1983 an den heutigen Standort neben dem neuen Rathaus versetzt.


Das Mahnmal für die Mannheimer Sinti-Opfer erinnert an die rund 100 Mannheimer Sinti-Familien, die von den Nazis umgebracht wurden. Das Denkmal wurde 1996 neben dem Friedensengel aufgestellt.


Die neue Mannheimer Synagoge wurde 1987 eröffnet. 2012 hatte die jüdische Gemeinde etwa 500 Mitglieder. Im Novemberprogrom 1938 war die alte Mannheimer Synagoge gesprengt worden, Geschäfte sowie Wohnungen von Jüdinnen und Juden wurden geplündert. Führende Gemeindemitglieder flohen oder wurden in das KZ Dachau deportiert.


2003 wurde in einer belebten Einkaufsstraße ein Glaskubus als Mahnmal aufgestellt, in dem in Spiegelschrift die Namen der von den Nazis ermordeten Mannheimer Jüdinnen und Juden angebracht sind. Bis 1940 gelang rund 4000 die Flucht ins Ausland, 2.300 wurden umgebracht.


Ein 1995 aufgestelltes Denkmal erinnert an die Trümmerfrauen nach dem Zweiten Weltkrieg.

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