22.11.2015
Im westslowakischen Trnava (früher deutsch Tyrnau und ungarisch Nagyszombat) wurde ein Fußballspiel besucht. 66.000 Menschen leben hier. Die Stadt war bereits bei einem ersten Besuch einmal besichtigt worden.
Teilweise ist die ehemalige Stadtmauer aus dem 13. bis 16. Jh. erhalten.
1787 schrieb in Trnava Anton Bernolák die erste slowakische Sprachkodifikation, basierend auf dem hiesigen Dialekt, nieder. Die ersten Erwähnungen des Stadtnamens stammen aus dem 13.Jh., sowohl in der slowakischen als auch der ungarischen Version. Der slowakische Name stammt vom Namen des Flusses Trnávka, das deutsche Tyrnau ist davon abgeleitet. Das ungarische Name Nagyszombat, „Großer Samstag“, bezieht sich auf den Markttag.
Straßenszene. Aus der Zeit des ungarischen Königs Matthias Corvinus (1458–1490) stammte die Bestimmung, dass damals jährlich wechselnd ein Slowake und ein Deutscher als Bürgermeister der Stadt amtierten. 1891 sprachen von den 11.560 Einwohnerinnen und Einwohnern 6.564 slowakisch, 3.154 deutsch und 1.625 ungarisch. 9.324 waren katholisch, 1.558 jüdisch und 593 evangelisch. Die Jüdinnen und Juden sprachen hauptsächlich deutsch. Auch hier beendeten die Nazis mit ihrer Ermordung Jahrhunderte deutschsprachiger Kultur in der Region. Heute sind 97% der Stadtbevölkerung slowakisch.
Der 1574 errichtete Stadtturm am Dreifaltigkeitsplatz (Trojicné námestie).
Die Altstadt Trnavas ist voller Kirchen. Die imposanteste ist die spätgotische Nikolauskirche (Dóm sv. Mikuláša). Ab 1532 residierte hier der Erzbischof von Esztergom bzw. Gran, der katholische Primas von Ungarn, das damals großteils zum Osmanischen Reich gehörte. Die Stadt wurde im 16./17. Jh. zum Zentrum der katholischen Gegenreformation in Ungarn, mit der die Habsburger das in ihrem Machtbereich stehenden Westteil des Landes mit Gewalt vom protestantischen zum katholischen Glauben zurückzubringen trachteten. 1820 kehrte der Erzbischof wieder nach Esztergom zurück.
Die 1637 in noch nicht fertiggestelltem Zustand eingeweihte Barockkirche gehörte zu den Universitätsgebäuden am Universitätsplatz. Im Kirchenraum fanden so auch theologische Diskussionen und Promotionen statt. Seit 1978 ist die Universitätskirche Kathedrale des neuerrichteten katholischen Erzbistums von Trnava.
Denkmal für die Toten des Slowakischen Nationalaufstands (SNP) von 1944 gegen deutsche Nazis und das slowakische faschistische Regime.
Erinnerungstafel an der Franziskanerkirche an die Männer und vor allem die katholischen Priester und Priesterseminaristen von hier, die in den frühen Jahren des kommunistischen Regimes 1950 bis 1954 aus politischen Gründen in militärische, sogenannte technische Hilfseinheiten zwangsverpflichtet wurden.
Die große Synagoge wurde zwischen 1891 und 1897 in maurisch-byzantinischem Stil nach Plänen des Wiener Architekten Jakob Gartner errichtet. Es war die Synagoge der Status quo ante, wie sich nach der jüdischen Glaubensspaltung in Ungarn 1869/71 die mittlere Richtung zwischen Reformjudentum und Orthodoxen nannte. Während der faschistischen Zeit wurde die Synagoge verwüstet. Heute dient das Gebäude für Ausstellungen und Konzerte.
Am Vorplatz der Status-quo-ante-Synagoge erinnert ein Denkmal an die im Holocaust ermordeten Menschen. 1930 hatten in der Stadt 2.728 Jüdinnen und Juden gelebt. Nach Gründung des slowakischen faschistischen Staats 1939 wurden Juden zu Zwangsarbeit verpflichtet, Geschäfte geraubt etc. Im Herbst 1941 kamen 1.166 jüdische Flüchtlinge an, die aus Bratislava vertrieben worden waren. Die von den slowakischen Behörden vorgenommenen Deportationen in deutsche KZ begannen im März 1942 als 61 jüdische Mädchen zur Ermordung nach Auschwitz und 200 Burschen und junge Männer ins Vernichtungslager Majdanek deportiert wurden. 82% der jüdischen Bevölkerung Trnavas wurden im Lauf des Jahres 1942 deportiert. 1944 lebten hier noch 631 Jüdinnen und Juden. Sie wurden im September 1944 von deutschen Truppen gefangengenommen und in KZ deportiert. Ca. 2.000 Jüdinnen und Juden aus Trnava wurden im Holocaust ermordet.
1881 gründete sich in Trnava auch eine jüdische Gemeinde der orthodoxen Glaubsrichtung und errichtete die spätestens 1895 fertiggestellte orthodoxe Synagoge. Nach der Ermordung der meisten Jüdinnen und Juden wurde die Synagoge nach 1945 noch einige Jahre zu religiösen Zwecken der etwa 250 Überlebenden genutzt. Aber in den frühen 1950er Jahren wurde sie aufgegeben nachdem der Großteil nach Israel emigriert war. Nach jahrzehntelanger Nutzung zu unterschiedlichen Zwecken, meist als Lagerhalle, wurde das Gebäude in den 1990er Jahren renoviert. Heute ist hier ein Kaffeehaus.
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