2.2.2013
In der Stadt Metz in Lothringen (Lorraine) im Nordosten Frankreichs wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 120.000 Menschen leben hier.
Die Kathedrale Saint-Étienne (Stephansdom) überragt die Altstadt.
Die Kathedrale wurde zwischen 1220 und 1520 anstelle einer Vorgängerkirche errichtet und ist ein schönes Beispiel der Architektur der französischen Gotik.
Die Stadt Metz machte sich 1189 unabhängig von der Herrschaft des Bischofs und stieg bis ins 14.Jh. zur flächengrößten unabhängigen Reichsstadt im römisch-deutschen Kaiserreich auf. Auch wenn die Stadt von reichen Patizierfamilien regiert wurde, blieb sie im Mittelalter vom Klerus geprägt. Der große Kathedralenbau war neben der religiösen Komponente aber immer auch eine Angelegenheit des städtischen Prestiges.
In der Kathedrale gibt es viele schöne Glasfenster aus unterschiedlichen Jahrhunderten und in unterschiedlichen Stilen vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Zwischen 1958 und 1968 entwarf der Maler Marc Chagall einige Glasfenster wie hier die Schöpfung.
Ansicht in der Altstadt
Bauliches Zeichen der deutschen Vergangenheit, als die Stadt von 1871 bis 1918 zum deutschen Kaiserreich gehörte.
Der Temple Neuf liegt malerisch im Fluß Mosel. Die Kirche wurde von 1901 bis 1904 in typischem neoromanischen Stil erbaut und sollte als protestantische Kirche ein sichtbares preußisch-deutsches Gegenstück zur katholischen Kathedrale in französischer Gotik sein. Die Kirche wurde demgemäß auch in Anwesenheit des deutschen Kaisers Wilhelm II. eingeweiht.
Stadtansicht am Fluß
Das Stadttor Porte des Allemands (Deutsches Tor) ist der bekannteste Bau der Stadtbefestigung. 1230 wurde das Stadttor mit den beiden mittelalterlichen Rundtürmen (links) errichtet. 1445 wurde die Brücke über die Seille und zwei weitere massivere Türme davor gebaut. 1529 kam dann vor den Türmen noch ein dreieckiges Bollwerk dazu. 1552 eroberte eine französische Armee nach achttägigen Kämpfen Metz. Die Stadt wurde zur Festung und militärischen Drehscheibe ausgebaut, das Stadttor wurde in die Umbauten der Befestigung durch die französischen Festungsbaumeister Vauban (um 1680) und Louis de Cormontaigne (1744-52) als einziges mittelalterliches Stadttor jeweils unverändert in das neue Verteidigungskonzept einbezogen. Im Oktober 1944 wurde es durch Artilleriebeschuß schwer beschädigt und die Brücken zerstört. Die ersten Wiederherstellungsarbeiten begannen 1946, 1968 folgte eine umfassende Renovierung.
Das Stadttor Porte Serpenoise (Römertor) aus den Jahren 1851/52. Der Verlauf der einstigen Stadtmauern ist am Straßenverlauf gut nachzuvollziehen.
Die Kirche Saint-Pierre-aux-Nonnains (Sankt Peter auf der Zitadelle) gilt als das älteste noch existierende Kirchengebäude in Frankreich. Der Bau wurde im 4.Jh. errichtet und war Teil der römischen Thermenanlage. Im 7.Jh. wurde daraus die Kirche eines Benediktinerinnen-Klosters gemacht. Im 10., 15. und 16.Jh. wurde die Kirche umgebaut und etwa gotische Gewölbe eingebaut. Leider war sie nicht von innen zu besichtigten. 1552 belagerte eine Armee des Kaisers Karl V. die Stadt, um sie vom französischen König wiederzuerobern. Dabei wurden Kirche und Kloster teilweise zerstört. Das Kirchengebäude diente später bis ins 20.Jh. als Lagerraum, derzeit ist es nach einer Restaurierung in den 1970er Jahren ein Veranstaltungssaal.
Die Reste des 1552 zerstörten Klosters neben der Kirche.
Nach der deutschen Eroberung von Metz 1870 nach zweimonatiger Belagerung wurde die Stadt militärisch weiter ausgebaut, wenn auch nun anders gerichtet. Hauptbauwerk jener Zeit ist der Hauptbahnhof (Gare de Metz), der zwischen 1905 und 1908 in für die wilhelminische Zeit typischem neoromanischen Baustil errichtet wurde. Er symbolisierte damit einerseits das deutsche Kaiserreich, andererseits diente der übergroße Bahnhofskomplex vor allem militärischen Zwecken. Auf den langen und breiten Bahnsteigen konnte Pferde und Truppen schnell be- und entladen werden. Das schnelle Verlegen von Truppen mittels strategischer Eisenbahnlinien war ein Eckpfeiler des deutschen Kriegskonzepts für den Ersten Weltkrieg (Schlieffen-Plan). Im Gebiet vom neuen Bahnhof bis zur Altstadt entstand dann zu Beginn des 20.Jh. ein neues Stadtviertel mit v.a. historistischen Bauten namens Kaiserviertel (Le Quartier Impérial). Vor allem durch das Militär wurde Metz damals mehrheitlich deutschsprachig, was sich nach 1918 wieder umkehrte.
Die Festungsstadt Metz umgab ein großer Festungsgürtel. Einige der ehemaligen Festungen werden noch von der französischen Armee genutzt, andere sind Freizeitgelände. Eine besondere Stellung nimmt das Fort Goeben (französisch Fort de Queuleu) ein. Es wurde zwischen 1868 bis 1872 erbaut, erst von der französischen und dann nach 1870 von der deutschen Armee. 1940 war hier ein Kommandostützpunkt für die französischen Truppen. Nach der deutschen Eroberung diente es zunächst als Gefangenenlager und dann ab 1943 als Sonderlager der SS. Von 12. Oktober 1943 bis 17. August 1944 wurden hier zwischen 1.500 und 1.800 Menschen eingesperrt. 36 davon kamen zu Tode, vier Häftlinge konnten ausbrechen und entkommen.
1977 wurde ein Denkmal für die französischen Widerstandskämpfer und die Deportierten errichtet.
Nach der Befreiung diente die Festung zwischen Dezember 1944 und März 1946 noch als Lager für deutsche Kriegsgefangene und andere als gefährlich (dangereux) eingestufte Personen. Seither steht es leer.
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