Freitag, 27. Dezember 2013

Akropolis-Museum, Athen

22.12.2013

Das neue Akropolis-Museum (Μουσείο Ακρόπολης) wurde 2009 zu Füßen der Athener Akropolis eröffnet. Es ersetzte das alte kleinere Museum am Berg selbst.

Das Museum steht auf Stelzen und gibt außen und innen den Blick frei auf die Ruinen des antiken Stadtviertels, das sich hier einst befand.


Das Modell zeigt den baulichen Zustand der Akropolis im 2./3.Jh. u.Z., sozusagen im Vollausbau in römischer Zeit. Im Vordergrund das überdachte Odeon des Herodes Atticus links und das riesige Dionysos-Theater rechts, dazwischen die Stoa des Eumenes. Auf den Berg führt die Marmortreppe durch die mächtige Anlage der Propyläen zum Plateau, auf dem sich rechts der große Parthenontempel und daneben das Erechtheion befinden.


Modell der Stadt Athen im 2.Jh.u.Z.: Es zeigt die Akropolis inmitten der Stadt, nordöstlich davon die großen öffentlichen Bauten der Agora, südöstlich im Vordergrund der große Tempel des Olympeion und das Panathenäische Stadion. Beachtenswert sind die großen Ausmaße der Stadtmauern, die im Kriegsfall die Bevölkerung ganz Attikas aufnahmen.


Dieses Modell zeigt die Akropolisberg im Mittelalter als eine militärische Festung mit den Propyläen als Burganlage. Der Parthenon war tausend Jahre lang eine christliche Marienkirche und überdauerte so mit wenigen Umgestaltungen (hier v.a. der Kirchturm zu sehen) die Jahrhunderte. Auch die nachfolgende Umgestaltung zur islamischen Moschee (Minarett statt Kirchenturm) änderte an der Bausubstanz noch wenig. Erst ein Volltreffer bei der venezianischen Belagerung Athens 1687 im venezianisch-türkischen Krieg ließ das im Parthenon untergebrachte Munitions- und Pulvermagazin explodieren und machte den einstigen antiken Tempel zur Ruine. Eine hervorragende, gut geschriebene und kompakt informierende Lektüre ist das Buch Der Parthenon von Mary Beard.


Zu meinem Leidwesen herrscht im Akropolismuseum (in Unterschied zum Archäologischen Nationalmuseum) Fotografierverbot.


Ein wirkliches Erlebnis ist der archaische Saal im ersten Stock. Hier werden freistehend die Skulpturen der bei der persischen Kriegszerstörung der Stadt und der Akropolis 480/479 v.u.Z. zerstörten alten Akropolis präsentiert. Nachdem die Ruine eine Generation lang wie als Mahnung über der Stadt gestanden hatte, wurden die Bauten nicht wiederaufgebaut, sondern das Plateau eingeebnet und erhöht und dabei die Steine mitsamt den Kunstwerken gleichsam beerdigt. Geschützt unter der Erde überdauerten sie die Jahrhunderte und Jahrtausende bis sie im 19.Jh. ausgegraben wurden. So sind heute prachtvolle zweieinhalbtausend Jahre alte Skulpturen oftmals sogar mit Resten der ursprüngliche Farbgebung zu sehen. Das gehört zum besten jemals Gesehenen.


Die Karyatiden, die Säulen in Frauengestalt der Korenhalle des Erechtheion sind auf der Akropolis selbst nur aus größerer Entfernung und nur von vorne zu betrachten, obschon es dort aus Schutzgründen Marmorkopien sind. Die originalen Kunstwerke (7. bis 5. Jh. v.u.Z.) sind hier zu sehen und in allen Details wie den angewinkelten Beinen, den Faltenwürfen der Kleider oder den geflochtenen Haaren zu betrachten. Mit Hammer und Meißel aus einem Stück Stein gemacht.


Im obersten Geschoß sind im Originalmaß des Bauwerks alle bekannten Teile des Skulpturenschmucks von Fries, Metopen und Giebel des Parthenontempels. Die in Griechenland verbliebenen Stücke gibt es im Original und die im 19.Jh. von Lord Elgin mehr oder weniger brutal abgesägten Teile des British Museum in London in Gipsabgüssen. In dieser Vollständigkeit gibt es dies nur hier zu sehen.
Der britische Diplomat Thomas Bruce, Earl und später Lord Elgin, montierte mit osmanischer Zustimmung soviele Kunstwerke vom Parthenon ab, wie er wollte und konnte. 1816 wurden diese von der britischen Regierungs angekauft. Ob man dies als Rettung sieht − im folgenden griechischen Unabhängigkeitskrieg wurde die Akropolis als Festung belagert und war mehrmals heftig umkämpft − oder als Plünderung ist eine offene Frage. Der bauliche Zusammenhang des Parthenon und seines Skulpturenschmucks wurde jedenfalls damit nach zweieinhalb Jahrtausenden beendet.


Der einst hoch oben umlaufende Fries zeigt höchstwahrscheinlich den Panathenäischen Festzug auf die Akropolis in vielen einzelnen Szenen (380 Menschen und 220 Tiere), kunstvoll gearbeitet und in beachtenswert vielschichtiger Dreidimensionalität. Die Farbgebung ist verloren.


Blick von der Terasse des Museums auf die Akropolis (Südseite)



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