Donnerstag, 9. Oktober 2008

Prokla 151



PROKLA 151
Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft
38.Jg., Nr.2, Juni 2008
171 S.







Gesellschaftstheorie nach Marx und Foucault ist das Thema dieser Prokla-Ausgabe. Leider wird der Begriff Gesellschaftstheorie eher philosophisch als historisch/soziologisch aufgefaßt, was mehr meinem Interesse entsprochen hätte.

Mut zur Lücke: Ich habe mich nie mit Foucault beschäftigt. Das bedeutet keine Geringschätzung, sondern schlicht mangelndes Interesse an Themenstellung und v.a. Herangehensweise. Und ich muß zugeben, daß die Chiffre Foucault für mich für "sperrig" gestanden ist und auch weiter steht. Leider sind auch hier Beiträge in einer Sprache verfaßt sind, die für mich zu unverständlich ist - und ich hab' jetzt auch nicht nur die kleine Matura (4 Jahre Volksschule und eine Tanzstunde) und schon das eine oder andere gelesen. Dafür bin ich dann doch zu theoriedistanziert und kann zu wenig mit philosophischer Begriffsverliebtheit anfangen, um etwa Urs Lindners Artikel über "Antiessentialismus und Wahrheitspolitik" mit Gewinn lesen zu können und Sätze wie "Die Klasse gewinnt sich aus der kapitalistischen Vergegenständlichung in einem Prozess der Bildung zur bewussten Klasse" von Alex Demirović als interessant zu bewerten und nicht einfach nur als seltsame Sprache.

Daß es auch anders gehen kann zeigt im selben Heft etwa Alex Schärer in seinem lehrreichen Artikel über Ökonomiebegriff und Machtanalytik von Foucault und Marx im Vergleich ("Zugespitzt kann man sagen: Wer die Gemeinsamkeiten von Foucault und Marx betont, spricht nicht von der Ökonomiekritik, und wer die Unterschiede betont, tut dies aus einer ökonomiekritischen Perspektive.").

Außerhalb des Schwerpunkts gibt es einen viel Hintergrund bietenden Artikel von Jürgen Hoffmann und Rudi Schmidt über den Lokführer-Streik letztes Jahr in Deutschland, der ja die Frage aufgeworfen hat, ob das gewerkschaftliche Interessenvertretung, die Solidarität erfordert, war oder abzulehnendes spalterisches Standesdenken. Aus der österreichischen Perspektive oft schwer zu verstehen, hat der Text einiges klarer gemacht. Die Autoren sehen das Agieren der Lokführergewerkschaft als "sehr amerikanisch, man gibt sich unideologisch und handelt streikradikal", was man angesichts der gesellschaftlichen Widersprüche im Neoliberalismus als symptomatisch ansehen könne, aufgrund der besonderen Ausgangslage im deutschen Bahnwesen mit drei Gewerkschaften in einem Monopolunternehmen aber kaum kopierbar sei.

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