Sonntag, 27. März 2022
Siena
27.3.2022
Im italienischen Siena in der Toskana wurde ein Fußballspiel besucht. 53.000 Menschen leben hier.
Die Stadtmauern zeugen von einer einst mächtigen Stadt. Siena wurde wohl in etruskischer Zeit gegründet und Saena genannt. Unter römischer Herrschaft wurde daraus Saena Iulia. Ihre eigentliche Bedeutung erlangte die Stadt Siena erst im Mittelalter. Die Stadtmauern wurde Mitte des 12.Jh. erweitert und so eine größere Stadt geschaffen. 1125 bis 1555 bestand die Repubblica di Siena als eigener Staat. In Kriegen eroberte Siena Orte und Städte und schuf sich so einen Machtbereich. Damit kam man in Konflikt mit Florenz, der in vielen Kriegen ausgefochten wurde. Als 1348 ein großer Pestausbruch Siena traf und zwei Drittel der Bevölkerung an der Infektionskrankheit starben, konnte sich die Stadt davon nicht mehr erholen und sich danach auch nicht mehr gegen den alten Rivalen Florenz behaupten. Der Boden an der Porta Camollia ist vom vielen Blut vieler getöteter Menschen durchtränkt. 1526 waren die Soldaten von Siena in der Battaglia di Camollia (Schlacht von Camollia) im Töten erfolgreich und konnten die Belagerung durch ein florentinisches Heer beenden. In der erneuten Belagerung von Siena von 1554 bis zur Aufgabe der Stadt im April 1555 eroberten die florentinischen Belagerer mit Unterstützung spanischer Truppen den Verteidigungskomplex. 1557 übergab König Philipp II. von Spanien als Lehensherr die Herrschaft über Siena an die Medici, die sie in ihr von Florenz aus regiertes Großherzogtum Toskana eingliederten. Das heutige Stadttor stammt aus dem Jahr 1604.
Italien
Der Palazzo Salimbeni an der Piazza Salimbeni ist Sitz der Bank Monte dei Paschi di Siena. Die Palazzi rechts (Palazzo Spannocchi, 1473 bis 1476 erbaut) und links (Palazzo Tantucci, 1570) gehören heute ebenfalls der Bank. Der Palazzo Salimbeni wurde im 12.Jh. als Burg der mächtigen Adelsfamilie der Salimbeni errichtet. Nach zwei Volksäufständen 1264 und 1268, die von den Salimbeni ausgingen, wurde ihre Festung (Rocca) zerstört, sie ließen sie aber wiederaufbauen. Unerfolgreich blieben allerdings ihre weiteren Versuche, die Macht in der Stadt zu übernehmen. Darum und wegen ihrer guelfischen Parteinahme in der ghibellinischen Stadt wurden die Salimbeni 1419 aus der Stadt verwiesen und ihre Güter, darunter auch der Palazzo, enteignet. Als die Bank Monte dei Paschi 1472 (noch als Monte Pio) gegründet wurde, zog sie hier ein. Die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS) gilt als die älteste noch existierende Bank der Welt. Zuletzt krachte die Bank 2016 und musste vom italienischen Staat mit Steuergeld gerettet werden.
Siena hat dasselbe Stadtwappen wie Rom: Eine Wölfin und menschliche Zwillinge. Es handelt sich hier laut Legende um Senius und Aschius als die zwei Stadtgründer Siena. Sie waren in der mittelalterlichen, nicht auf antiken Vorlagen beruhenden Tradition der Stadt Brüder und die Söhne von Remus und Neffen von Romulus, die legendären Stadtgründer von Rom. Die Legende verlieh Siena eine bedeutende Entstehungsgeschichte, ähnlich wie der Gründungsmythos um Romulus und Remus für Rom. Mit Wirklichkeit hatte diese politisch-kommunikative Erzählung natürlich nichts zu tun.
Seit dem 11., vor allem aber im 12. und frühen 13.Jh. ließen sich in zahlreichen oberitalienischen Städten die Stadtadeligen Türme errichten, die einerseits als Statussymbol und andererseits als Wehranlagen in den häufigen innerstädtsichen Bürgerkriegen dienten. Sie ragten als Wolkenkratzer aus dem Stadtbild hervor. Einstürze zu kühn gebauter Türme waren nicht selten. Später wurden viele der gewagten Bauten daher auch abgerissen.
Der Palazzo Pubblico, das Rathaus von Siena, ist ein mittelalterlicher Palast, der ab 1297 als Sitz der Stadtregierung errichtet wurde. Ursprünglich hatte der Palazzo nur drei Stockwerke, später erfolgten Anbauten. Prägend für den Anblick ist der 1325 bis 1344 errichtete, 102 Meter hohe Turm Torre del Mangia.
Die Piazza del Campo ist der wichtigste Platz der Stadt und durch seine halbrunde Form auffällig. Seit dem Mittelalter ist hier das Zentrum der Stadt, bereits 1327 bis 1349 wurde der Platz gepflastert. Die nach Mittelalter aussehenden Fassaden der Gebäude stammen aus dem 19.Jh., als nach 1861, wie auch an anderen Gebäuden in der Altstadt, die aus dem Barock stammenden Fassaden abgerissen und ersetzt wurden. Auf dem Platz wird seit dem Mittelalter zweimal im Jahr, am 2. Juli und am 16. August, das berühmte Pferderennen Palio di Siena ausgetragen, bei dem heute 17 Stadtteile (Contrada) Sienas im Rahmen mittelalterlicher Folklore gegeneinander antreten. Das Rennen ist brutal, die Reiter dürfen mit Peitschen gegen ihre Konkurrenten und deren Pferde einschlagen. Wichtiger als der eigene Sieg ist es, einen etwaigen Sieg einer verfeindeten Contrada zu verhindern. Gewinner ist das Pferd, welches nach der letzten Runde als erstes die Ziellinie überquert. Der Reiter muss nicht notwendigerweise ins Ziel kommen, was des öfteren vorkommt. Dass Tiere ums Leben kommen, ist nicht selten. Seit 1970 sind rund 50 Pferde durch Unfälle während des Rennens gestorben. 60.000 Zuschauerinnen im Inneren der um den Platz laufenden Rennbahn schauen sich das an.
Der Dom (Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta). Ursprünglich als dreischiffige Basilika im romanischen Stil Anfang des 13.Jh. errichtet (davon ist u.a. noch die Kuppel zu sehen), um 1260 in gotischem Stil mit neuen Gewölben und Querschiffen versehen. 1339 begann man nach neuem Plan für eine gewaltige Erweiterung zu bauen, wobei der heutige Dom nur ein Seitenschiff gewesen wäre. Davon zeugt eine mittelalterliche Bauruine. In Konkurrenz zum Dom von Florenz hätte man damit auch den Petersdom in Rom übertroffen. Die Pest von 1348 brachte das aber zum erliegen und 1357 wurden alle Bauarbeiten eingestellt. An der Fassade wurde seit dem 15.Jh. immer wieder herumgebaut, im 17.Jh. wurde sie nach dem Geschmack der Zeit barock gestaltet und im 19.Jh. in der damals modernen Neugotik. Der Campanile wurde in der ersten Hälfte des 14.Jh. gebaut.
Die Piccolomini-Bibliothek in einem Nebenraum des Doms ließ sich 1492 der damalige Erzbischof von Siena, Kardinal Francesco Todeschini Piccolomini, der spätere Papst Pius III., für die von seinem Onkel Papst Pius II. geerbte Bibliothek bauen. 1502 bis 1507 wurde sie von Pinturicchio und Gehilfen mit prächtigen Malereien gestaltet.
Die Skulptur in der Drei Grazien in der Mitte der Bibliothek ist eine antike römische Kopie eines hellenistischen Originals aus dem 4.-2.Jh.u.Z., das sich im Besitz von Erzbischof Piccolomini befunden hatte und daher hier in der Zeit der Bewunderung der Antike in der Renaissance aufgestellt wurde. Zwei Jahrhunderte später war die Rezeption schon ein andere geworden. Ein Rektor des 17.Jh. schrieb, dass die drei Skulpturen unanständig und für einen heiligen Ort nicht sehr geeignet seien. Im 19.Jh. hat sich Papst Pius IX. bei einem Besuch des Doms über sie aufgeregt und verkündet, es sei beleidigend, drei nackte Frauen in der Sakristei einer Kirche zu sehen. Die Piccolomini-Bibliothek war und ist zwar keine Sakristei, aber nach dem Diktum des Papstes entfernte man die Skulpturen. Ende des 19.Jh. stellte man sie wieder auf, im Faschismus brachte man sie aber wieder weg und stellte sie ins Museum. Seit 1972 sind sie nun wieder hier.
Baptisterium
Blick auf die Chiesa San Domenico
Ausblick von der Terrazza vicolo Campaccio
Straßenszenen
Die Fortezza Medicea oder Forte Santa Barbara ist eine 1561 bis 1563 unter Herrschaft der Medici aus Florenz errichtete Festung anstelle eines ehemaligen Klosters, das im Krieg bei der Belagerung von Siena durch Florenz 1526 zerstört worden war. Sinn und Zweck der Festung war, von hier aus mit militärischer Gewalt Aufstände der Bevölkerung von Siena gegen ihre neue Herrschaft unterdrücken zu können.
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