Sonntag, 17. Oktober 2021

Guntersdorf

17.10.2021

Im niederösterreichischen Guntersdorf wurde ein Fußballspiel besucht. 1.156 Menschen leben in der seit 1971 aus den beiden Orten Großnondorf und Guntersdorf bestehenden Gemeinde Guntersdorf, wobei es in der Ortschaft Guntersdorf selbst 820 sind.

Die mittelalterliche Burg Guntersdorf wurde 1336 von einem böhmischen Heer belagert und erobert. Ortschaft und Burg wurden später wiederaufgebaut und 1536 wurde die Burganlage zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Mit seinen Wehranlagen war die Festung auch danach von militärischem Interesse. Im Jahr 1645 belagerte im Dreißigjährigen Krieg eine schwedische Armee Guntersdorf. In den napoleonischen Kriegen zogen 1805 und 1809 französische und russische Truppen durch Guntersdorf und plünderten und verwüsteten, wie das Soldaten eben tun. Als im Krieg von 1866 die österreichische Armee Artilleriestellungen auf den Hügeln vor Guntersdorf gegen die anrückenden preußischen Truppen aufbaute, floh die Bevölkerung aus dem Ort. Im 16./17.Jh. wurde das Schloss unter den damaligen Grundherren von Guntersdorf, den Freiherrn von Teufel, zu einem religiösen Zentrum der unterdrückten protestantischen Religion. Unter dem staatlichen Druck der katholischen Gegenreformation verkauften die Adeligen Ende des 17.Jh. Guntersdorf und emigrierten nach Sachsen. Das Schloss ist seit 1703 Residenz der Ludwigstorff und Verwaltungszentrum des Großgrundbesitz-Gutsbetriebs. In den letzten Jahrzehnten wurden das Schloss renoviert.


Interessant sind die ausgedehnten Anlagen des ehemaligen Meierhofs des herrschaftlichen Gutsbetriebs der Schlossherrschaft. Hier sollen in Zukunft Wohnungen errichtet werden.


Straßenszenen. Guntersdorf wurde im Jahr 1108 erstmals schriftlich unter dem Namen Gundhartisdorf erwähnt. Der Ortsname geht auf „einen Mann namens Gunthart“ zurück.


Die katholische Pfarrkirche wurde Mitte des 14.Jh. in gotischem Stil errichtet nachdem im Jahr 1312 eine eigenständige Pfarre Guntersdorf von der Pfarre Wullersdorf, die dem Stift Melk gehörte, abgetrennt wurde.


Straßenszenen. Im Zweiten Weltkrieg brachten die Nazis wie auch anderswo französische und polnische Kriegsgefangene und verschleppte ukrainische Frauen hierher, um die Landwirtschaft trotz zum Töten und Getötetwerden im Kriegsdienst eingezogener Männer aufrecht zu erhalten. Die osteuropäischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiterinnen waren nach Nazi-Ideologie minderwertige Menschen, hatten deshalb abgesondert auf den Höfen zu leben und waren bei zu viel Kontakt mit der Todesstrafe bedroht. Darüber wachten die örtlichen Nazis. Der Guntersdorfer Gendarmeriebeamte protestierte u.a. heftig dagegen, dass polnische Kriegsgefangene am Mittagstisch gemeinsam mit einer Familie aßen, wie es der bäuerlichen Tradition der Arbeitsgemeinschaft entsprach (Guntersdorf und Großnondorf 1918 bis 1945). Ab Juni 1944 bestand in Guntersdorf ein Zwangsarbeitslager, in dem die Nazis hierher verschleppte ungarische Jüdinnen zu landwirtschaftlichen Arbeiten zwangen und gefangen hielten.


Der Bau der Nordwestbahn von Wien nach Znaim 1871 und die damit einhergehende verkehrstechnische Erschließung der zuvor abgelegenen Gegend behagte der Bevölkerung nicht. Der Guntersdorfer Protest verhinderte daher einen Bahnhofsbau am Gebiet der Gemeinde Guntersdorf. Der Bahnhof Guntersdorf wurde allerdings trotzdem gebaut, allerdings nahe der Gemeindegrenze auf Grund der Nachbarortschaft Grund.

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