13.12.2014
Im westdeutschen Mainz wurden eins zwei Fußballspiele besucht. Rund 204.000 Menschen leben in der Hauptstadt von Rheinland-Pfalz.
Mainz war früh ein christliches religiöses Zentrum. 782 wurde der Bischof von Mainz zum Erzbischof erhoben. Mainz ist neben Rom die einzige Diözese der Welt, die den Titel eines „Heiligen Stuhles“ führt, der Heilige Stuhl (von Mainz), Sancta sedes (Moguntia). Die Mainzer Erzbischöfe regierten eine der größten Kirchenprovinzen nördlich der Alpen und wurden mit weltlicher Macht als Reichserzkanzler, Landesherren und Königswähler (Kurfürsten) auch zu den wichtigsten Fürsten des deutschen Reiches. Der Dom wurde ursprünglich zwischen 975 und 1009 errichtet, brannte aber bereits am Tag seiner Einweihung großteils ab (wahrscheinlich aufgrund seiner Festbeleuchtung mit Fackeln). Der romanische Dom wurde wieder aufgebaut, und im Lauf der Jahrhunderte immer größer umgebaut. Im Mittelalter war der Dom außen weiß gestrichen. Die heutige Rotfärbung erhielt er erst beim Wiederaufbau in der Nachkriegszeit des 20.Jh.
Straßenszene
Von 1244 bis 1462 erlangte die Mainzer Bürgerschaft als freie Stadt Selbstbestimmungsrechte vom Erzbischof. Als sie Mitte des 15.Jh. den Erzbischof unterstützte, der sich Kaiser und Papst zum Feind gemacht hatten, wurde Mainz 1462 belagert und erobert. Alle Rechte wurden einkassiert, aus Mainz eine Residenzstadt unter adeliger Herrschaft.
Die St.Johannis-Kirche wurde im Jahr 910 geweiht. Sie ist die älteste Kirche der Stadt und zweitälteste Kathedrale (nach Trier) in Deutschland. Bis zur Weihe des Mainzer Doms fungierte diese Kirche als Kathedrale des Erzbistums und wurde daher später auch als Aldeduom (Alter Dom) bezeichnet. 1828 wurde die Kirche von der evangelischen Gemeinde übernommen. Im 14. und 18.Jh. wurde die Kirche groß umgebaut sowie neu gestaltet, nachdem sie 1942 nach einem Luftangriff ausgebrannt war.
Das Haus zum Römischen Kaiser wurde in der zweiten Hälfte des 17.Jh. als erster adeliger Neubau in der vom Dreißigjährgen Krieg zerstörten Stadt errichtet. Die Fassade stammt aus dem 18.Jh. Heute befindet sich darin (sowie in einem Neubautrakt dahinter) das Gutenberg-Museum, eines der ältesten Druck- und Schriftmuseen der Welt. Leider blieb dafür keine Zeit.
Die frühgotische Kirche St. Christoph wurde zwischen 1240 und 1330 erbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von Bombentreffern 1942 und 1945 zerstört. Die Ruine wurde als Kriegsmahnmal stehengelassen.
Römische Heere richteten hier im 1.Jh.v.u.Z., spätestens 13/12 v.u.Z., ein Legionslager ein. Es erhielt den Namen Mogontiacum, in Aufnahme des keltischen Gotts Mogon der hier zuvor siedelnden keltischen Bevölkerung. Rund um das Armeelager entstand eine Stadt, die schließlich ab 89 u.Z. zur römischen Provinzhauptstadt wurde. Hier eine 1962 aufgestellte Nachbildung des Dativius-Victor-Bogens, Mitte des 3.Jh der Mitteldurchgang einer Portikus (Säulenhalle) eines öffentlichen Gebäudes, sowie eine Nachbildung der 1904/05 in 2000 Fragmenten aufgefundenen Jupitersäule aus der zweiten Hälfte des 1.Jh.
Im Oktober 1792 eroberten die französischen Revolutionsarmeen das linke Rheinufer. Der Fürsterzbischof floh. Die Besatzungsmacht ließ im März 1793 nach französischem Vorbild eine Mainzer Republik gründen und Wahlen abhalten. Auch wenn dies unter militärischer Besetzung geschah und mit heutigem Demokratieverständnis nicht übereinstimmt (Beschränkung auf Männer), war dies die erste Demokratie in Deutschland. Doch das Experiment war bereits im Juli zu Ende. Preußische Truppen belagerten und beschossen die Festungsstadt Mainz und erzwangen den Abzug der französischen Armee.
Das 1737 fertiggestellte barocke Deutschhaus diente in der Mainzer Republik als Sitz des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents, war somit erstes deutsches Parlamentsgebäude. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen nach Bombentreffern wenig mehr als einige Außenwände. Der Repräsentationsbau wurde 1950/51 wiederaufgebaut, mit rekonstruierten historischen Fassaden und modernem Innenraum, und dient seither als Sitz des Landtags von Rheinland-Pfalz. Anlässlich des 220. Jubiläums der Mainzer Republik wurde der Platz vor dem Deutschhaus 2013 in Platz der Mainzer Republik umbenannt.
Das barocke Neue Zeughaus aus dem 18.Jh. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen nur mehr die Außenmauern, das Innere wurde 1960 neuerrichtet und dient seither als Rheinland-Pfälzischen Staatskanzlei. Am rechten Bildrand der Rheinuferstraße der Landtag und ganz außen das Schloss.
Das Kurfürstliche Schloss war die ehemalige Stadtresidenz der Mainzer Erzbischöfe, die als solche auch Kurfürsten und Landesherren des Mainzer Kurstaates bis zu dessen Ende 1792 waren. Der Bau wurde im 18.Jh. als barocker Neubauflügel der Martinsburg aus dem 15.Jh. am Rhein errichtet. Die Burg wurde während der Zeit der Angliederung an Frankreich (1797 bis 1815) 1809 abgerissen. Nach Bombentreffern in Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossfassade wiederhergestellt, das Innere modern gestaltet.
Die Theodor-Heuss-Brücke, benannt nach dem Bundespräsidenten, der sie 1950 wiedereröffnete, wurde zwischen 1882 und 1885 errichtet. Etwa hundert Meter flussaufwärts bestand bereits in römischer Zeit vom 1. bis zum frühen 5.Jh. eine feste Brücke über den Rhein. Diese bestand aus mindestens 21 Steinpfeilern von 18 Metern Länge und 7 Metern Breite und besaß eine 12 Meter breite mehrspurige Fahrbahn. Nach ihrer Zerstörung in der Völkerwanderungszeit wurde hier um 813 unter Karl dem Großen ein frühmittelalterliches Großprojekt betrieben. Unter Verwendung der steinernen Pfeiler der römischen Brücke wurde in zehnjähriger Arbeit eine Holzbrücke über den Rhein errichtet. Sie brannte aber kurz nach oder kurz vor der Eröffnung ab. Der karolingische Brückenbau in Mainz ist der einzige große frühmittelalterliche Brückenbau. Zwischen Basel und den Niederlanden wurde für mehrere Jahrhunderte kein fester Brückenbau über den Rhein mehr unternommen.
Das Rathaus wurde 1970 bis 1974 neben weiteren Bauten der Nachkriegszeit am Rheinufer errichtet.
Der Eisenturm, ein mittelalterlicher Stadtturm aus dem 13.Jh. mit Ausbauten aus dem 15.Jh. Die Obergeschosse dienten am dem 17.Jh. als Gefängnis. Nachdem der Turm im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt war, wurde er 1958 wiederhergestellt.
Das Mahnmal der Deutschen Einheit wurde 1961 in Erinnerung an die blutig niedergeschlagenen Demonstrationen des 17. Juni 1953 in der DDR errichtet. Das gespaltene Denkmal trägt die Inschrift „Deutschland ist unteilbar“ und ist dreigeteilt, was in damaligem Verständnis West-, Mittel- (DDR) und Ostdeutschland (die ehemals deutschen Städte des heutigen Polen) symbolisiert. Auf der Seite sind die Namen von Städten aus der damaligen DDR und des heutigen Polens eingemeißelt.
Der Holzturm war ein Wachturm und Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauer und stammt im heutigen Anblick aus dem 15.Jh. Nach der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg 1961 wiederhergestellt.
Die Zitadelle auf dem Jakobsberg erinnert an die Jahrhunderte von Mainz als militärischer Festungsstadt. Im Mittelalter wurde dort 1050 ein Benediktinierkloster errichtet, in den 1620er Jahren während des Dreißigjährigen Kriegs dann die Schweickhardtsburg als Militäranlage. Nach 1655 wurde die heutige Zitadelle mit Bastionen nach französischer Festungsbauart erbaut. Ab 1816 wurde Mainz Bundesfestung des Deutschen Bundes (bis 1866) und preußische und österreichische Truppen bezogen die Zitadelle als Kaserne. Während des Ersten Weltkrieges und des Zweiten Weltkrieges diente die Zitadelle als Kriegsgefangenenlager, unter anderem war der Historiker Fernand Braudel hier festgehalten.
Die mittelalterliche Stadtbefestigung war ab der Mitte des 16.Jh. einer moderneren Festungsanlage gewichen, die schließlich die ganze Stadt umfasste. Außerhalb dieser Festung durften keine Steinbauten entstehen, um anrückenden Truppen keinen Schutz bieten zu können. So konnte sich die Stadt nur in den innerhalb der Mauern entwickeln, was das Wachstum bis in das 20. Jh. hinein stark begrenzte. Bis zum Ende der Festung hatte die Stadt fast nie mehr als 30.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Ihre militärische Bedeutung als deutsches Bollwerk gegenüber Frankreich verlor Mainz nach der Eroberung Elsaß-Lothringens im dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 an Metz. Aber erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurden die Festungsmauern abgerissen.
Der Drususstein am Gelände der Zitadelle ist ein zwanzig Meter hoher Turm aus römischer Zeit, einst massives Gussmauerwerk. Es dürfte sich um den baulichen Überrest des Grabmals für den römischen Feldherrn Drusus, Adoptivsohn des Kaisers Augustus, handeln, der im Jahr 9 u.Z. in Mogontiacum (Mainz) gestorben war. Im Frühmittelalter wurde die Außenverkleidung entfernt. Ab dem 16.Jh. diente der Turm als Wachtum. Dafür wurde der bis dahin massive Baukörper des Grabmals ausgehöhlt und eine Wendeltreppe eingebaut.
Ausblick von der Zitadelle auf Mainz
Am Abhang unterhalb der Zitadelle liegen die in den 1990er Jahren freigelegten Überreste des römischen Theaters aus dem 1.Jh. u.Z. Mit Platz für 10.000 Menschen war es das größte römische Bühnentheater nördlich der Alpen. Mitte des 4.Jh. lag das Theater außerhalb der Stadtmauer, Steine wurden für den Mauerbau verwendet und der Betrieb eingestellt. Wiederverwendbares Steinmaterial wie die Steinblöcke der Zuschauerränge wurden nach und nach abgetragen. Die gemauerten Gewölbe wurden ab dem 6.Jh. als Katakomben für Bestattungen aus den umliegenden Klöstern verwendet. Beim Bau der Zitadelle Mitte des 17.Jh. kam es dann zu einer völligen Einebnung des Geländes.
Die Neue Synagoge wurde 2010 am Platz der von den Nazis im Novemprogrom 1938 in Brand gesetzten und wenige Tage später gesprengten alten Mainzer Hauptsynagoge eröffnet. Die 3.000 Menschen zählende jüdische Gemeinde von Mainz wurde von den Nazis fast vollständig deportiert. Einige Säulen der 1911/12 errichteten alten Baus wurden 1988 als Mahnmal aufgestellt. Mit der jüdischen Geschichte von Mainz ist vor allem das Pogrom von 1096 verbunden. Nach dem Aufruf des Papstes zum Kreuzzug zur Eroberung Jerusalems fanden an mehreren Orten Pogrome statt, bei denen in Ermangelung anwesender Muslime die örtliche jüdische Bevölkerung beraubt, vertrieben und ermordet wurde. Ein Kreuzritterheer belagerte Mainz, da in der erzbischöflichen Stadt seit Jahrhunderten eine jüdische Gemeinde lebte. Als das Heer in die Stadt gelangte, begingen die meisten Jüdinnen und Juden Selbstmord. Nur etwa 53 Menschen konnten später von 300 Mann der erzbischöflichen Garde nach Rüdesheim gerettet werden, wo sie aber von den Kreuzfahrern eingeholt wurden. Am Ende der Menschenjagd waren 1014 Jüdinnen und Juden tot, 90% der Gemeinde.
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