Sonntag, 9. April 2017

Múzeum holokaustu v Seredi

9.4.2017

In der westslowakischen Stadt Sereď wurde 2016 die erste slowakische KZ-Gedenkstätte mit Museum eröffnet, das Múzeum holokaustu v Seredi.

Teilweise gibt es in ehemaligen Synagogen Ausstellungen (besucht wurden etwa jene in Nitra und Lučenec), aber eben kein eigenes Museum.


1939 wurde nach der deutschen Zerschlagung der Tschechoslowakei ein mit Hitler verbündeter slowakischer faschistischer Staat unter der Diktatur des katholischen Priesters Jozef Tiso gegründet. Im Westen war die deutsche Wehrmacht stationiert, aber die Slowakei bis 1944 nicht deutsch besetzt. 1941 richteten die slowakischen Behörden in Sereď ein Zwangsarbeitslager ein. Alle jüdischen Männer von 16 bis 60 Jahren wurden zu Zwangsarbeit gezwungen. Das Lager wurde bis zum antifaschistischen Slowakischen Nationalaufstand von 1944 von der slowakischen Hlinka-Garde geführt. Deren Mitglieder bewachten und quälten die Gefangenen. Als die Slowakei begann, die slowakischen Jüdinnen und Juden in deutsche KZ zu deportieren, damit sie dort ermordet wurden, diente Sereď als Sammellager bis zu den Transporten nach Auschwitz-Birkenau.


Das Lager von Sereď war vor dem Zweiten Weltkrieg eine Militärkaserne gewesen und wurde auch nach 1945 wieder als Kaserne verwendet. Generationen an Wehrpflichtigen erlebten hier ihre Grundausbildung ohne über die Geschichte des Orts informiert zu werden. Drei der Baracken wurden für die Museumszwecke renoviert.


Im Gebäude eins geht es um die Beteiligung der Slowakei am Holocaust, die Diskriminierung, Entrechtung, Deportation und Ermordung der slowakischen Jüdinnen und Juden. Die antisemitischen slowakischen Rassegesetze von 1939 mit 270 Paragrafen seien schlimmer gewesen als die Nürnberger Gesetze in Nazi-Deutschland, wird man hier informiert. Die Slowakei war der einzige Verbündete Hitler-Deutschlands, der die Deportationen selbst organisierte und bezahlte. Von 1942 bis 1944 wurden fast zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung verschleppt, etwa 58.000 Menschen. Weitere 13.000 nach der deutschen Besetzung im Herbst 1944.


Glaswände mit den Namen der Ermordeten


Nach der deutschen Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands von 1944 in der Mittelslowakei um Banská Bystrica wurde das Lager von der SS unter dem österreichischen Massenmord-Organisator Alois Brunner übernommen und war bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee im März der zentrale Ort für den Holocaust an den slowakischen Jüdinnen und Juden. Rund 16.000 Menschen gingen am Weg zu ihrer Ermordung durch das Lager Sereď.


Geschichten von Menschen.


Der Süden der Slowakei wurde von Hitler dem Verbündeten Ungarn zugesprochen und von diesem annektiert. Die dort lebenden Jüdinnen und Juden wurden im Zuge des Holocausts an den ungarischen Jüdinnen und Juden 1944/45 deportiert und ermordet.


Zwischen den Baracken wurde einer der Waggons aufgestellt, mit denen die Menschen deportiert wurden.


Eine alte Gedenktafel für das KZ an einer Baracke.


Im zweiten Ausstellungsteil in der vierten Baracke geht es um die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden allgemein.


Gerechte unter den Völkern, die Mitmenschen das Leben gerettet haben indem sie Flüchtlingen halfen, Nachbarn vor Razzien versteckten etc.


Magdaléna Slamková, eine einfache Frau, rettete 1944 Maximilián und Helena Weiss das Leben.


Ein Kunstwerk von Jenny Stolzenberg, gewidmet ihrem in den KZs Dachau und Buchengwald gefangenen Vater Wilhelm Pollak. Die Keramikschuhe symbolisieren die Opfer der Gewalt und Vernichtung.


Eine von drei hier gezeigten Skulpturen, die 1941 von der 13-jährigen Jutka Spiegelová geschaffen wurden. 1942 wurde sie ins KZ deportiert und ermordet.


Vergangenheitsbewältigung ist immer ein schwieriges Thema.


Ausrüstung einer Lagerwache: Stiefel, um sich vor den elendiglichen Lebensbedingungen der gefangenen Menschen zu schützen und die Peitsche um sie zu schlagen.




Die letzte der deri renovierten Museumsbaracken dient Sonderausstellungen. Derzeit sind hier Gemälde des in Bratislava geborenen Künstlers Peter Horák zu sehen, dessen Eltern den Holocaust überlebten.

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