Montag, 11. August 2014

Bytča

10.8.2014

In der nordwestslowakischen Stadt Bytča wurde ein Fußballspiel besucht. Rund 11.000 Menschen leben hier.

Die heutige Stadt entstand erst 1946 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Malá Bytča, Veľká Bytča und Hliník nad Váhom. Der ungarische Name von Veľká Bytča war Nagybiccse und deutsch Groß-Bitsch, von Malá Bytča ungarisch Kisbiccse und deutsch Klein-Bitsch. Der Hauptplatz ist von einem teils offenen und teils überbauten Kanal durchzogen.


Die katholische Pfarrkirche wurde ursprünglich in der zweiten Hälfte des 13.Jh. erbaut und 1590 im Renaissance-Stil umgestaltet. 1904 wurde sie durch einen Brand zerstört und anschließend in der heutigen Form wiederaufgebaut.


Am Rathaus erinnert eine Gedenktafel an die im Zweiten Weltkrieg von Faschisten ermordeten Menschen.


Schräg gegenüber steht das Geburtshaus des katholischen Priesters Jozef Tiso. Er stand der als hitlerdeutscher Vasallenstaat von 1938 bis 1945 bestehenden Slowakei als Präsident vor und wurde 1947 in Bratislava als Mitverantwortlicher für die Massenmorde und Verbrechen unter seiner Präsidentschaft hingerichtet. Unter seine Präsidentschaft fielen der Kriegseintritt auf Seiten Hitlers, die Verfolgung und Ermordung politischer Gegner, diskriminierende antisemitische Gesetze und die Deportation und Ermordung der slowakischen Jüdinnen und Juden sowie Roma wie auch die Unterdrückung des Slowakischen Nationalaufstands 1944 mithilfe deutscher Truppen sowie seiner anschließend folgenden Racheaktionen, bei denen tausende Zivilistinnen und Zivilisten umgebracht wurden. Slowakischen Nationalisten gilt er als Nationalheld. Sein Geburtshaus ist ein Museum in diesem Sinne.



Der 1906 eingeweihte jüdische Friedhof in Veľká Bytča wurde 1979 abgerissen und zur Grünfläche inmitten von Wohnhausanlagen eingeebnet. Die letzte Beerdigung hatte hier 1955 stattgefunden (eine Frau Lili Weinberger). Als Überbleibsel des Friedhofs gibt es noch eine damals gepflanzte Kastanienallee. Ein in den USA lebender Urenkel eines ehemaligen hiesigen Oberrabbiners stiftete ein Denkmal, das an die hier Bestatteten und die im Holocaust ermordeten Menschen erinnert, die kein Grab haben. Die Inschrift ist hebräisch, englisch und slowakisch.



Die in neoromanischem Stil errichtete Synagoge wurde 1886 eröffnet. Eine erste Synagoge war in der Stadt bereits 1801 erbaut worden. Die Errichtung finanzierte der Brauereibesitzer Baron Popper, prominentester Jude der Stadt und damals auch Besitzer des Schlosses. Die Synagoge steht auf halbem Weg zwischen dem Schloss und der Brauerei. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Synagoge verwüstet, geschändet und geplündert und als Lagerraum verwendet. In der Nachkriegszeit diente das Gebäude dann u.a. als Möbellager. Der baufällige Zustand spiegelt die jahrzehntelange Vernachlässigung wieder.


Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten hier 350 Jüdinnen und Juden, rund zehn Prozent der Bevölkerung. Der Großteil wurde im Holocaust ermordet, in der Nachkriegszeit lebte hier nur mehr wenige Überlebende.


Die Brauerei Popper.


Die Renaissanceburg wurde zwischen 1571 und 1574 anstelle einer mittelalterlichen Wasserburg aus dem 13.Jh. erbaut. 1611 wurde hier von Georg Thurzo über die gefangengesetzte Gräfin Elisabeth Báthory Gericht gehalten. Ihre Dienerinnen wurden hingerichtet, Báthory selbst auf ihrer Burg Čachtice eingemauert.
Anfang des 18.Jh. hielt sich auf der Burg der Volksheld Juraj Jánošík auf, 1713 hingerichtetes Oberhaupt einer Waldräubergruppe im Nordwesten des damaligen ungarischen Königreiches. Jánošík verkörpert in der Überlieferung eine slowakische Version von Robin Hood oder Wilhelm Tell, der für die Rechte der mittellosen und unterdrückten Bevölkerung eintritt.


Innerhalb des Burgkomplexes steht der sogenannte Vermählungspalast (Sobášny palác). Palatin Georg Thurzo ließ ihn 1601 erbauen, um hier die Hochzeiten seiner sieben Töchter auszurichten. 1647 brannte das Gebäude aus, diente nach der Übernahme des Besitzes durch die Esterházy als Holzlager und Getreidespeicher und wurde nach einem erneuten Brand 1856 innen komplett umgestaltet und 1886 zum Gerichtsgebäude umgebaut. Nur von außen ist noch der Renaissance-Eindruck erhalten. Die Fassade ist sehr schön renoviert.



Ein größerer jüdischer Friedhof befindet sich im 1946 eingemeindeten Hliník nad Váhom. Nach der Deportation und Ermordung der Jüdinnen und Juden verfiel der Friedhof in der Nachkriegszeit. Der untere Teil des an einem Waldstück gelegenen Friedhofs wurde beim 1959 bis 1963 erfolgten Bau des angrenzenden Hričovský kanál und der Uferstraße zerstört. Rund zehn Grabsteine sind an ihrer ursprünglichen Stelle erhalten, andere in einer Ecke gelagert. 2006 wurden einige Renovierungs- und Wiederherstellungsarbeiten durchgeführt. Bereits ein Jahr später wurden die renovierten Grabsteine aber wieder in antisemitischen Vandalenakten zerschlagen. Den Friedhof dominiert das neoklassizistischer Grabmal des 1886 verstorbenen Baron Leopold Popper von Podhragy. Deutsche Grabinschriften erinnern daran, dass die Nazis mit der Ermordung der Jüdinnen und Juden einen deutschsprachigen Kulturraum ausrotteten.



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