Freitag, 21. August 2015

Žilina

20./21.8.2015

Im slowakischen Žilina (deutsch früher Sillein oder Silein) wurde ein Fußballspiel besucht. 80.000 Menschen leben hier.

Der in modernem Stil in den 1940er Jahren errichtete Bahnhof.


Im 9./10.Jh. befand sich hier zur Zeit des Großmährischen Reiches eine slawische/slowakische Siedlung. Die Stefanskirche (sv. Štefana Kráľa) aus dem 12.Jh. ist das einzige erhaltene Bauwerk aus jener mittelalterlichen Zeit. Die Stadt wurde Ende des 13.Jh. in einem Krieg zerstört und verlassen. Im Inneren der mit einer Ringmauer befestigten Wehrkirche befinden sich Wandmalereien aus der Zeit um 1260, die erst 1950 wiederentdeckt wurden. Nur zu den Öffnungszeiten zu besichtigen.


Nach Zerstörung der alten slawischen Stadt wurde rund um den heutigen Marienplatz Mariánske námestie) von deutschen Siedlerinnen und Siedlern aus dem schlesischen Teschen Anfang des 14.Jh. eine neue Stadt gegründet, aus der das heutige Žilina wurde. Im Privilegium pro Slavis des ungarischen Königs Ludwig I. wurde 1381 festgehalten, dass der Stadtrat je zur Hälfte deutsch und slowakisch besetzt sein sollte. Der deutsche Bevölkerungsanteil nahm am Ende des 14.Jh. aber schon ab.


Straßenszene. Das alte Stadtrechtsbuch der Stadt (Žilinská mestská kniha) ist aber ein wichtiges Sprachdenkmal, denn während sein erster Teil von 1378 in Deutsch abgefasst ist, enthält ein zweiter Teil von 1473 enthält die Übersetzung des ersten Teils in ein slowakisiertes Tschechisch. Dies ist der älteste erhaltene Rechtstext in slowakischer Sprache.


Die katholische Dreifaltigkeitskathedrale (Katedrála Najsvätejšej Trojice) wurde erstmals 1400 erwähnt. Mitte des kriegerischen 16.Jhs. wurde die Kirche zu einer Festung umgebaut, was später wieder rückgängig gemacht wurde. Aus jener Zeit stammt der 1530 errichtete Wehrturm Burians Turm (Burianova veža), der sich neben dem Kirchturm erhebt.


Am zentralen Platz Námestie Andreja Hlinku steht seit 1994 eine Bronzestatue von Andrej Hlinka mit der Inschrift „Andrej Hlinka – Vater der Nation“. Der katholische Priester war von 1913 bis zu seinem Tod 1938 Vorsitzender der Slowakischen Volkspartei (Slovenská ľudová strana), die einen religiös geprägten slowakischen Nationalismus vertrat. Nach seinem Tod wurde er im nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1939 mit Hitlerdeutschland verbündeten slowakischen Staat zur mythischen Gestalt ideologisch verklärt. Die der SS nachgeahmte paramilitärische Organisation nannte sich Hlinka-Garde (Hlinkova garda). Sie war 1942 maßgeblich für die Verfolgung, Beraubung und Ermordung der slowakischen Jüdinnen und Juden verantwortlich und beteiligte sich mit Massakern an der Zivilbevölkerung an der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands von 1944.


Ein Kunstwerk über die Trennung der Tschechoslowakei 1993.


Gedenktafeln an Hauswänden erinnern an im Slowakischen Nationalaufstand 1944 von deutschen Soldaten und slowakischen Faschisten getötete Aufständische. Sie hatten einige Tage die Stadt befreit und von Mitte bis Ende August den deutsche Vormarsch in die Mittelslowakei aufgehalten.


Der Stadtpark Sad SNP erinnert an den Slowakischen Nationalaufstand (SNP) von 1944. Das Denkmal wurde 1955 zum zehnten Jahrestag der Befreiung der Stadt von deutschen Truppen und slowakischen Faschisten errichtet.


Denkmal für die Opfer der kommunistischen Diktatur vor dem Rathaus.


Von 11. Dezember 1918 bis 3. Februar 1919 war Žilina Sitz der ersten (vorübergehenden) slowakischen Regierung innerhalb der neugegründeten Tschechoslowakei unter dem Vorsitz Vavro Šrobárs, die aufgrund des Krieges mit Ungarn hier im Nordwesten sicherer war als im Süden. Die Gedenktafel am ehemaligen Regierungssitz erinnert daran.


Hier wurde die erste Textilfabrik im damaligen Ungarn errichtet. In den ersten beiden Jahrzehnten des 20.Jh. gab es Streiks für die Verbesserung der elenden Lebensbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter. Die erste politische Partei, die in Žilina gegründet wurde, war 1912 die sozialdemokratische Partei. Im Juni 1918 gab es einen großen Streik, der das Ende des Krieges forderte. Denkmal für Streiks der Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter in den Jahren 1924 und 1943.


Die orthodoxen Jüdinnen und Juden gründeten 1921 in Žilina eine eigene Gemeinde und richteten diese Synagoge ein. Nur 600 Jüdinnen und Juden aus Žilina überlebten den Holocaust. Die kleine Synagoge ist heute das Zentrum jüdischen Lebens in der Stadt.


Die große Neue Synagoge (Nová Synagóga) wurde zwischen 1928 und 1931 errichtet und war die Synagoge der neologischen jüdischen Glaubensrichtung. Der deutsche Architekt Peter Behrens, der sich in einem internationalen Architekturwettbewerb darum beworben und den Auftrag gewonnen hatte, trat 1934 der NSDAP bei. In den 1930er Jahren lebten 3.000 Jüdinnen und Juden in der Stadt. Nach ihrer Vertreibung und Ermordung dient das Gebäude der Universität, als Kulturzentrum und Galerie.


Jüdischer Friedhof. In der Zeremonienhalle aus dem Jahr 1936 gibt es eine Gedenkstätte für die umgebrachten Jüdinnen und Juden der Stadt aus dem Jahr 1952.


Im März 1942 begannen die von den slowakischen Behörden organisierten Deportationen der slowakischen Jüdinnen und Juden zur Ermordung in die deutschen KZ. Aufgrund der Lage als Verkehrsknotenpunkt nahe der polnischen Grenze wurde in Žilina das zentrale Sammellager eingerichtet, wohin die Menschen aus dem ganzen Land gebracht wurden, bevor sie von hier über den Bahnhof Žilina-Záriečie ins KZ deportiert wurden.


Im slowakischen KZ am Rande der Stadt waren etwa 20.000 slowakische Jüdinnen und Juden eingesperrt. Die Hlinka-Garde führte das Lager, terrorisierte, prügelte und ermordete gefangene Menschen. Die Insassen wurden vor dem Abtransport zu Zwangsarbeiten herangezogen, u.a. für den Bau des Fußballstadions. Das Denkmal am Standort des Lagers wurde 2004 errichtet.


Denkmal für Jozef Gabcik, der 1942 am Attentat auf den deutschen Statthalter Heydrich in Prag beteiligt war.

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