Mittwoch, 14. Mai 2008

Friedhof ohne Kreuze


Friedhof ohne Kreuze
(Une corde, un Colt / Cimitero senza croci)
Frankreich/Italien 1968
Regie: Robert Hossein
u.a. mit Robert Hossein, Michèle Mercier, Anne-Marie Balin





Eine vertrackte Geschichte, in der der Held (Robert Hossein) eigentlich ja kein Guter (die drei Toten im Saloon...), jedenfalls aber tragisch ist, und die eigentliche Hauptperson die verbitterte Witwe (Michèle Mercier) als Erinnye ist. Die Stelle des schlechten Gewissens, als die beiden auf der Straße stehen, während die Brüder die als Rache für die Ermordung ihres Mannes entführte Tochter des Ungustls (Anne-Marie Balin) vergewaltigen, war schon sehr gut. Es geht im Film um Rache, aber nicht um deren plakative Erfüllung, sondern um die Schwierigkeit, sie zur Befriedigung heranziehen zu können. Und das Ende!
In seltsamen Kontrast zur Melancholie der Bilder hab' ich die mir zu fröhliche Musik empfunden. Lippitsch hat den Film teilweise spannungsarm gefunden, das finde ich nicht, da gerade das herausgenommene Tempo den Grundton der Verzweiflung des Films irgendwie noch betont hat. Ulrich Bruckner hat Recht, daß er den Film mit Sergio Corbuccis düsterem Klassiker Il grande silenzio vergleicht, wo ja auch ein Franzose (Jean-Louis Trintignant) einen tragischen Helden gegeben hat. Auch wenn Corbuccis Film noch düsterer war, so zeigt doch dieser "französische Italowestern" eine eigene, hochinteressante Sprache.

Literatur:
Ulrich P. Bruckner, Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Stark erweit.u.aktual.Neuausg., Berlin 2006, S.292-294
Michael Lippitsch, Die 200 wichtigsten Italo-Western. Norderstedt 2006, S.114f.

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