Samstag, 3. Mai 2025
Ebensee am Traunsee
3.5.2025
In Ebensee am Traunsee habe ich das eine und das andere Fußballspiel besucht. 7.500 Menschen leben in der aus elf Ortschaften bestehenden Marktgemeinde.
Ebensee liegt im oberösterreichischen Teil des Salzkammerguts am Südufer des malerischen Traunsees. 2017 hat man den Gemeindenamen von Ebensee in Ebensee am Traunsee geändert.
Ab 1604 wurde die Saline Ebensee errichtet, da es hier ausreichend Holz zum Verfeuern gab. Holz wurde in großem Stil geschlägert und Holzkohle daraus gemacht. Nach dem Eisenbahnanschluss brachte man per Bahn Kohle zum Verfeuern. In Ebensee rauchten hier die Schlote. Die notwendige Sole zur Salzgewinnung wurde über eine fast 40 Kilometer lange Rohrleitung vom Hallstätter Salzberg zugeleitet. Die Ortschaft wuchs aufgrund der Arbeitsmigration zu den neuen Arbeitsplätzen. 1625 gab es schon 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner.
1729 begann man mit dem Bau einer eigenen katholischen Kirche und 1786 richtete die Kirche eine eigene Pfarre Ebensee ein.
Straßenszenen. Im Salzkammergut besteht eine lange Tradition der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung. Schon 1868 wurde in Hallstatt ein Arbeiterverein gegründet und im gleichen Jahr Arbeiterkonsumvereine in Goisern, Ebensee und Hallstatt. Die ersten freien Wahlen mit Gründung der Republik 1918 brachten Ebensee eine starke sozialdemokratische Mehrheit im Gemeinderat. Die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre traf das industriell geprägte Ebensee schwer. Im Jänner 1934 waren 800 bis 1.000 Ebenseerinnen und Ebenseer arbeitslos, wovon 200 ausgesteuert waren, also als Langzeitarbeitslose von staatlicher Unterstützung ausgeschlossen wurden. Als am 12. Februar 1934 in Linz der bewaffnete Aufstand des sozialdemokratischen Schutzbunds gegen die seit 1933 laufende Etablierung der austrofaschistischen Diktatur begann, traten noch im Lauf des selben Tags auch in Ebensee 750 Arbeiterinnen und Arbeiter in den Streik. Am Abend werden Posten am Ortseingang aufgestellt, wo man einen Überfall der faschistischen Heimwehr erwartet. Die führenden Ebenseer Schutzbundleute werden aber noch am Abend und am Vormittag verhaftet und eingesperrt. Die Verhängung des Standrechts durch die Behörden mit Todesdrohung ist überall plakatiert. Nicht mehr als 50 Waffen haben die Aufständischen und damit keine Chance als am 15. Februar das Bundesheer und gut ausgerüstete Mühlviertler Heimwehrtruppen Ebensee militärisch besetzen. Zuvor erschießt sich Anton Nußbaumer, der das Kommando übernommen hatte, und damit alle Verantwortung auf sich nehmen will. 26 Arbeiter, Schutzbundangehörige und Betriebsräte nehmen Bundesheer und Heimwehr fest. Einen Teil von ihnen stellten sie an der Wand des Turnsaales zur Erschießung auf, die von der Heimwehr gefordert wird. Auf Einschreiten des des Ebenseer Christlich-Sozialen Josef Mittendorfer werden sie allerdings allerdings nicht erschossen. Die Heimwehrleute plündern in den nächsten Tagen das Arbeiterheim und werfen etwa die Bestände der Bibliothek (rund 800 Bücher) in den See, um sie sichtbar zu zerstören. Es folgen zahlreiche Entlassungen von Arbeitern, die noch einen Arbeitsplatz hatten, und Gerichtsverfahren mit Verurteilungen zu Gefängnisstrafen. Sozialdemokratische Gemeinderäte und der Bürgermeister werden abgesetzt, sozialdemokratische Arbeitervereine verboten und aufgelöst. Die Errichtung der austrofaschistischen Diktatur wird vollendet.
Zeitgeschichte Museum Ebensee in einem alten Schulgebäude aus dem Jahr 1779. Das Museum zeigt die Geschichte des Salzkammerguts von 1918 bis 1955 und informiert über die Erste Republik von 1918 bis 1934, die Zeit des Austrofaschismus bis 1938, die Zeit Österreichs im Dritten Reich und die Verbrechen der Nazis im Zwangsarbeitslager in Traunkirchen und dem KZ Ebensee sowie die Zeit der alliierten Besatzung bis 1955. Ein Besuch ging sich zeitlich leider nicht aus und wird ein anderes Mal nachgeholt.
Der Fasching ist in Ebensee eine ernste Sache. Da ist man nicht zu Scherzen aufgelegt. Die Salinenarbeiter waren selbstbewusst und wussten um ihre Wichtigkeit für die Produktion des wertvollen Salz. Als ihnen 1733 im Zuge von Einsparungsmaßnahmen des Betriebs der Faschingsdienstag gestrichen werden sollte, erhoben sie sich in der „Faschingdienstagrevolte“. Hunderte Arbeiter verließen ihren Arbeitsplatz und zogen in einer Demonstration vor das Amtshaus. Sie pochten auf ihr „seit alters her“ geltendes Recht, am Faschingsdienstag-Nachmittag bei vollem Lohnausgleich zu feiern und nicht zu arbeiten. Als die Saline Ebensee 1604 gegründet wurde, holte man Facharbeiter aus Bad Aussee, die auch die von dort die Tradition des Fasching-Feierns mitgebracht hatten. Die Revolte von 1733 erreichte ihr Ziel. Bis heute ist in Ebensee jährlich von Faschingssamstag bis Faschingsdienstag Ausnahmezustand, mit dem Höhepunkt des sogenannten Fetzenzug am Montag.
Die belgischen Brüder Alfred und Ernest Solvay ließen 1883 eine Ammoniak-Soda-Fabrik in Ebensee errichten, die Solvay-Werke. 2005 wurde die Fabrik, die zu besten Zeiten 1.000 Menschen beschäftigte, geschlossen. Die Abfälle leitete das Chemiewerk Zeit seines Bestehens in die Traunsee, was damals legal war.
Die 1910 eröffnete und 1992 geschlossene Weberei. 600 Beschäftigte arbeiteten hier zu Spitzenzeiten, großteils Frauen. Die Schichtarbeit an den Spinn- und Webmaschinen war körperlich anstrengend, dafür bot die Weberei für die ersten Jahrzehnte des 20.Jh. gute Lebensbedingungen durch betriebliche Kinderbetreuung und Wohnungen mit elektrischem Licht und fließendem Wasser, was außergewöhnlich war.
Von November 1943 bis Mai 1945 brachten die Nazis im KZ Ebensee 8.745 Menschen um. Die Gefangenen mussten hier in einem der über halb Österreich verstreuten zahlreichen Nebenlager des KZ Mauthausen unter unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen, mit denen die Menschen zu Tode gebracht wurden, Stollen in den Berg errichten, damit dort bombensicher Raketen für den Krieg gebaut werden konnten. Die britische Royal Air Force hatte zuvor die deutsche Raketenproduktion in Peenemünde an der Ostsee zerstört. Schließlich wurden in den Bergstollen dann Panzerteile gebaut und eine Ölraffinerie betrieben. Ende April 1945 waren 18.437 Häftlinge in Ebensee gefangen. Am 6. Mai 1945 befreiten US-amerikanische Truppen das Lager. Am Tag zuvor hatte der KZ-Kommandant noch versucht, die Gefangenen in die Stollen treiben und dort ermorden zu lassen. Die Häftlinge leisteten dagegen erfolgreich Widerstand. Ein erstes Denkmal wurde 1947 errichtet. 1990 wurde auf einem kleinen Teil des Geländes, welches die Massengräber, die Krankenstation sowie das Krematorium des KZ beinhaltet, eine Gedenkstätte eingerichtet. Das restliche Gelände des Massenmordens wurde in den Nachkriegsjahrzehnten mit Einfamilienhäusern bebaut.
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