Freitag, 4. November 2022

Hlúčín

4.11.2022

In der tschechischen Stadt Hlučín (deutsch Hultschin, polnisch Hluczyn) im Moravskoslezský kraj (Mährisch-Schlesische Region) wurde ein Fußballspiel besucht. 13.500 Menschen leben hier.

Um das Jahr 1250 ließen sich deutsche Siedler in den nördlich gelegenen schlesischen Wäldern nieder und gründeten dabei womöglich auch die heutige Stadt. Nach tschechischer Geschichtsversion ließ die Stadt 1256 der böhmische König Přemysl Otakar II. gründen, als er am Weg nach Opava hier vorbeikam. Erstmals schriftlich erwähnt wird sie im Jahr 1303. Die Stadt wuchs und war durch Zuzug aus der Umgebung ab dem 15.Jh. überwiegend tschechisch. Das Schloss wurde Anfang des 16.Jh. an der Stelle einer mittelalterlichen Burganlage errichtet und im 18., 19.Jh. und 20.Jh. mit Teilabrissen und Zubauten umgebaut. Vom historischen Aussehen ist so nur mehr wenig erhalten. Heute befindet sich darin ein Museum.


Kirche aus dem 14.Jh.


Die Stadt wurde im Mittelalter planmäßig mit regelmäßigem Straßenverlauf errichtet, mit dem quadratischen Hauptplatz im Zentrum. Die den Platz umgebenden einstöckigen Häuser haben auf das Mittelalter bis ins 17.Jh. zurückgehende Gebäudekerne und wurden zur heutigen Ansicht im 19.Jh. umgebaut.


Rathaus aus dem Jahr 1868


In der Mitte des großen Platzes befand sich einst eine Kapelle aus dem 18.Jh., die 1940 abgerissen wurde.


Reste der großteils 1535 errichteten und 1829 abgerissenen Stadtmauer.


Straßenszenen


Überrest der einstigen Zweisprachigkeit. Im Zuge der Eroberung Schlesiens durch Preußen in mehreren Kriegen gegen die Habsburgermonarchie wurde die Stadt 1742 Teil Preußens und damit 1871 Teil des Deutsches Reichs. Die im 18.Jh. neu gezogene Staatsgrenze verlief südlich der Stadt. Nach der Angliederung an Preußen wurde Deutsch als Amtssprache verordnet und ab 1764 wurde der Schulunterricht in Deutsch abgehalten. 1905 gaben laut Klassifizierung 87% Mährisch und 11% Deutsch als Muttersprache an. Die tschechische Sprache war die Umgangssprache im Privatleben und in der Kirche. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Monarchien 1918 stimmte die Bevölkerung in einer Volksbefragung ungeachtet der nationalistischen Einteilung aus Mentalitätsgründen für einen Verbleib der Stadt in Deutschland. Im Friedensvertrag von Versailles hatte sie das Deutsche Reich aber mitsamt dem Umland an die Tschechoslowakei abzutreten, welche sie 1920 in Besitz nahm. Das einrückende tschechoslowakische Heer wurde damals eher zurückhaltend empfangen. Als die Nazis das Hultschiner Land 1938 in ihr Reich eingliederten, sahen sie die Bevölkerung als Deutsche und schickten 12.000 Männer aus der Stadt als Soldaten in ihren Krieg, wovon 5.00 verwundet oder verstümmelt zurückkehrten und 3.000 getötet wurden.


Der jüdische Friedhof wurde 1814 errichtet. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es hier hier etwa 250 Gräber mit Grabsteinen. Nach der deutschen Besetzung unter den Nazis 1938 ließen diese den Friedhof 1942 und 1943 vollständig zerstören. Die abgebauten Grabsteine wurden zum Kanalbau eingesetzt. Das um 1860 gebaute Friedhofsgebäude wurde erst in der Nachkriegszeit abgerissen, als ein Teil des Friedhofsgeländes mit den nebenan angelegten sowjetischen Soldatenfriedhof verbunden wurde. Auch die Synagoge (1842/43) wurde in der Nachkriegszeit abgerissen. Jüdisches Leben war von den Nazis ermordet worden und auch im Tod verschwanden sie aus der Sicht. 43 im ganzen erhaltene Grabsteine und 200 Teile davon wurden aber 2008 und 2009 neu aufgestellt bzw. zu einem Hügel gestaltet. Dazu erinnert ein Gedenkstein an die Verbrechen der Nazis an den Jüdinnen und Juden.


3.213 sowjetische Soldaten sind im Soldatenfriedhof in zwei Massengräbern begraben. Weitere 143 Soldaten (meist Offiziere) haben eigene Grabsteine. Sie wurden in den Kämpfen des Zweiten Weltkriegs in Massen getötet, da die deutsche Wehrmacht bei ihrer Verteidigung de Nazi-Verbrechensherrschaft die von der Tschechoslowakei 1938 bis 1938 errichteten und damals gegen die Bedrohung durch Nazideutschland gerichteten Verteidigungsanlagen nutzen konnte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen