Samstag, 14. Mai 2022

Viterbo

14.5.2022

Im italienischen Viterbo wurde ein Fußballspiel besucht. 46.000 Menschen leben hier.

Das mittelalterliche Stadtzentrum ist samt vier Kilometer langen Stadtmauern gut erhalten. Der älteste Teil der Stadtbefestigung stammt aus dem Jahr 1095.


Die Porta San Leonardo war lange ein wichtiges Stadttor, da hier die der alten Römerstraße nach Rom folgende Route durch ging. Nach einer Änderung des Grundrisses verlor das Tor an Bedeutung und wurde im 15.Jh. zugemauert.


Stadttor Porta Romana aus dem 13.Jh., heute zu sehende Gestaltung aus den Jahren 1653 bis 1705


Der Stadtname Viterbo stammt wahrscheinlich vom lateinischen Vetus urbs („alte Stadt“) ab und ist im 8.Jh. erstmals als Castrum Biterbi erwähnt. In der römischen Antike befand sich hier eine Militärsiedlung Castrum Herculis. Seinen Aufstieg zur Stadt erlebte der Ort erst im Mittelalter.


Italien


Straßenszenen mit für italienische Städte typischen mittelalterlichen Festungstürmen von Stadtadeligen


Seinen prächtigen Ausbau verdankt Viterbo dem Umstand als città dei Papi („Stadt der Päpste“). Durch die Pippinische Schenkung kam Viterbo 754/756 vom Frankenreich an den Papst. Im 12.Jh. war Viterbo eine eigenständige Stadt, die 1162 Kaiser Friedrich Barbarossa beherbergte und sich von ihm 1167 ihre Anerkennung holte. Seine Macht erweiterte Viterbo, indem man 1172 die Nachbarstadt Ferentium angriff, eroberte und zerstörte. Soldaten Viterbos beteiligten sich auch am Krieg, den der Kaiser seine Heere gegen die Armee des Papstes führen ließ. Das 13.Jh. war geprägt von inneren Kämpfen und Bürgerkriegen zwischen den Bewaffneten der städtische Adeligen, die entweder auf Seiten der Macht des Kaisers (Guelfen) oder jener des Papstes (Ghibellinen) standen. Die Abwehr einer Belagerung Viterbos durch die Soldaten Kaiser Friedrichs II. 1243 machte Viterbo endgültig zu einer Stadt im Machtbereich der Päpste. Ende des 13.Jh. residierten hier 24 Jahre lang mehrere Päpste.


Im 1255 bis 1266 erbauten Papstpalast, Palazzo dei Papi, fanden 1261 bis 1281 auch fünf Papstwahlen statt. Von 30.11.1268 bis 1.9.1271 konnten sich die Kardinäle dabei 1.005 Tage lang nicht auf einen Papst einigen. Das Volk war in Aufruhr, sodass die Kardinäle im Wahlsaal von Bewaffneten eingesperrt wurden, sie nur Wasser und Brot erhielten und das Dach des Saals abgedeckt wurde, sodass man drinnen der Witterung ausgesetzt war. Es war das erste Konklave. Der Modus, dass die Kardinäle erst nach erfolgter Wahl wieder auseinandergehen, wurde beibehalten. Die Umstände sind seither allerdings etwas leichter. Bei der letzten Papstwahl 1281 brachen Bewaffnete aus Viterbo gemäß den Interessen des französioschen Königs in den Konklavessal ein, verhafteten einen Kardinal und sperrten in ein. So konnte der Favorit des französischen Königs, ein Franzose, zum Papst gewählt werden. Er verließ allerdings mitsamt dem päpstlichen Hof dann Viterbo. Das spätere Avignon-Exil der Päpste 1309 bis 1376 oder 1377 in Frankreich trug zum Niedergang der Stadt Viterbo und zum Wiederaufflammen innerer Kämpfe bei. Spätere Päpste nutzten den Palast zeitweise als Rückzugsort.


Der Dom, die Cattedrale di San Lorenzo, wurde im 12.Jh. anstelle einer kleineren Kirche aus dem 8.Jh. errichtet, die wiederum auf den Ruinen eines antiken Herkules-Tempels gebaut worden war. Die Fassade des Doms stammt aus dem Jahr 1570. Der Turm ist aus dem 14.Jh.


Im Zweiten Weltkrieg besetzte die deutsche Wehrmacht mit dem Nordteil des Landes auch die Stadt Viterbo, nachdem Italien 1943 nach der allierten Eroberung Siziliens einen Waffenstillstand mit den Alliierten geschlossen hatte. Da ein deutsches Kommando in der Stadt eingerichtet wurde, wurde sie von der alliierten Luftwaffe 1943 und 1944 mehrmals stark bombardiert. Dabei starben hunderte Menschen und die historische Altstadt wurde schwer zerstört.


Stadttor Porta Fiorentina, Richtung Florenz.

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