Sonntag, 1. Mai 2022

Vercelli

1.5.2022

Im italienischen Vercelli im Piemont wurde das eine und das andere Fußballspiel besucht. 45.000 Menschen leben hier.

Castello Visconteo. Die Schlossanlage ließ sich 1290 Matteo I. Visconti von seinen Untertanen als Festung seiner Herrschaft über sie bauen und war später eine Residenz der hier über die Bevölkerung herrschenden Savoyer. Bei einer spanischen Belagerung der Stadt 1638 wurde die Festung schwer beschädigt. Im 19.Jh. war hier zunächst ein Gefängnis und seit 1838 ist es ein Gerichtsgebäude.


Adelige ließen im Mittelalter in Italien ihre Stadtpaläste angesichts häufiger innerstädtischer Bürgerkriege und Aufstände gern mit Türmen als Festungen bauen. Hier der noch aus 12.Jh. stammende Turm Torre Vialardi am in späterer Zeit umgebauten Palazzo Vialardi.


Der aus gleichen Gründen errichtete Turmbau Torre dei Centori aus dem 15.Jh. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurde Vercelli in eine eigenständige Republik umgewandelt, die sich im Lombardischen Städtebund engagierte. In Vercelli wurde 1228 die erste Universität des Piemont errichtet. Machtkämpfe innerhalb der städtischen Fraktionen beendeten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Blüte der Stadt. Im 14. Jahrhundert stand die Stadt unter der Macht der Familie Visconti, die sie jedoch 1427 endgültig an das Herzogtum Savoyen abtreten musste.


Die Synagoge aus dem Jahr 1878. Seit 1446 lebten Jüdinnen und Juden in Vercelli. 1723 mussten sie alle in ein Ghetto ziehen. Damals waren es 158 Menschen. Nach der Aufhebung der Diskriminierung 1848 wuchs die jüdische Gemeinde auf 600 Menschen, weshalb Ende des 19.Jh. die große Synagoge gebaut wurde. Im 20.Jh. wanderten aber viele ab. Die Nazis ermordeten 26 Jüdinnen und Juden aus Vercelli.


Straßenszene. In der römischen Antike bestand hier die Stadt Vercellae. Hier fand im Jahr 101 v.u.Z. die letzte Schlacht der eineinhalb Jahrzehnte währenden Kriege Roms mit den Germanenvölkern der Kimbern, Teutonen und Ambronen statt, die Rom mit militärischen Niederlagen an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hatten. Bei Vercellae löschte das römische Heer als letztes auch das Volk der Kimbern aus. Wenn sie nicht von den Römern umgebracht oder gefangengenommen und als Sklavinnen und Sklaven verkauft wurden, brachten sie sich vor der Gefangenname zu tausenden selbst um, um nicht in die Sklaverei zu kommen. Der römische Historiker Plutarsch sprach von 120.000 toten und 60.000 versklavten Menschen.


Die Piazza Cavour mit dem mittelalterlichen Engelsturm Torre dell'angelo aus dem 14./15.Jh. und einer zentralen Statue des die Ausweitung des Königreichs Sardinien-Piemont zum Königreich Italien 1861 in den Kriegen des Risorgimento vorantreibenden sardinisch-piemontesischen Ministerpräsidenten Graf Cavour.


Torre degli avogadro aus dem 13. bis 15.Jh.


Der Dom, die Cattedrale di Sant’Eusebio, wurde Ende des 16.Jh. anstelle einer Vorgänger-Kathedreale errichtet. stammt aus der Zeit um 1572. Die Vorhalle ist klassizistisch. Vom romanischen Bau nichts mehr erhalten. Der heutige Glockenturm stammt noch aus dem Mttelalter (12.Jh.)


Die Basilica di Sant’Andrea, um 1224, ist das bedeutendste Werk des romanisch-gotischen Übergangsstils in Norditalien. Der Bau ist außen romanisch, innen frühgotisch. Die Grundsteinlegung fand am 12. Februar 1219 statt, bereits 1227 war die Kirche vollendet. Diese Baugeschwindigkeit verdankt die Gemeinde ihren hohen finanziellen Mitteln.


Gedenkstein für den in Vercelli geborenen Soldaten der Alpini Giovanni Gastaldi aus dem Jahr 1996, der sich im Zweiten Weltkrieg als Sanitäter bei den Partisanen gegen Nazis und Faschisten einsetzte. Bei einem Überfall der italienischen faschistischen Tagliamento-Division auf das Dorf Forno di Valstrona, in dem ein Lazarett der Partisanen eingerichtet war, wurde er mit den acht verwundeten Partisanen des Lazaretts von den Faschisten erschossen.

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