Sonntag, 2. Januar 2022
Valladolid
2.1.2022
Im spanischen Valladolid wurde ein Fußballspiel besucht. 298.000 Menschen leben hier.
Bahnhof Campo Grande aus dem Jahr 1895. Die alte Beschriftung Estacion del Norte stammt davon, dass er seinerzeit von der Nordbahngesellschaft (Compañía de los Caminos de Hierro del Norte de España) errichtet und betrieben wurde.
Begrünter Valladolid-Schriftzug mit mächtiger Kavallerie-Militärakademie Academia de Caballería de Valladolid aus den 1920er Jahren im Hintergrund. Zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs von 1936 bis 1939 war Valladolid eines der zwölf Zentren des Militärputschs, in dem die Putschisten erfolgreich die demokratischen Repräsentanten der Republik stürzen und zusammen mit faschistischen und monarchistischen Milizen schnell die ganze Provinz in ihre Gewalt bringen konnten. Bis Kriegsende 1939 und in der Zeit der Verfolgung und Repression danach erschossen die Franco-Soldaten am Stadtrand von Valladolid täglich im Schnitt 40 Menschen, die sie als ihre Gegnerinnen und Gegner sahen oder die dies waren. Insgesamt ermordeten sie mindestens 2.500 Menschen in der Stadt Valladolid und mehr als 7.000 in der ganzen Provinz.
Denkmal des in Valladolid geborenen spanischen Schriftstellers José Zorrilla aus dem Jahr 1900
Plaza Mayor. Der Hauptplatz wurde nach dem Großbrand der Stadt 1561 in seiner rechteckigen Form angelegt und zum Vorbild der gleichnamigen Plätze in Madrid und Salamanca sowie der übrigen spanischsprachigen Welt.
Denkmal aus dem Jahr 1903 für Pedro Ansúrez, den ersten Herrscher über Valladolid nach der Neubesiedlung der Stadt im Mittelalter, inmitten der Plaza Mayor. Nach der maurischen Eroberung Anfang des 8.Jh. beendete die christliche Rückeroberung (reconquista) im 10.Jh. die arabisch-muslimische Zeit der Gegend um Valladolid. Die vielen Kriege und das viele Töten ließen die hier lebenden Menschen aber zahlreich flüchten. Die Stadt war weitgehend menschenleer, als der Graf Pedro Ansúrez die Gegend vom König 1072 erhielt, sie im späten 11.Jh. von seinen Untertanen für sich mit einem Palast und u.a. der Iglesia de Santa María de La Antigua ausbauen und die Wiederansiedlung von Menschen hier fördern ließ (repoblación). Im 15.Jh. wurde Valladolid Königsresidenz und damit Hauptstadt des Königreichs Kastilien, aus dem 1516 Spanien entstand. Valladolid blieb Hauptstadt bis 1561 König Philipp II. seinen neuerrichteten kombinierten Kloster-Palast (als Zeichen der Einheit der Herrschaft von Kirche und Krone über die Menschen) El Escorial bei Madrid bezog. 1600 bis 1607 wurde Valladolid kurzzeitig wieder Hauptstadt. Danach verlieb dieser Status bei Madrid.
Straßenszene an der Plaza Mayor
Rathaus an der Plaza Mayor
Die wuchtige Kathedrale Nuestra Señora de la Asunción. Der Bau begann 1589 anstelle einer dafür großteils abgerissenen Vorgängerkirche. Der Plan war großangelegt für die größte Kirche der königlichen Residenzstadt. Aufgrund fehlender Ressourcen wurden aber nicht einmal die Hälfte dieses Plans gebaut. Im 18.Jh. wurde teils weitergebaut, aber nicht nach ursprünglichem Plan. Ein Turm an der Hauptfassade stürzte 1841 ein. Der heute erhaltene Turm wurde 1880 bis 1890 errichtet und entspricht nicht dem Plan des 16.Jh. Durch die Nicht-Vollendung der ursprünglichen Konzeption sieht man an der Hinterseite noch nicht abgerissene (Ruinen-)Teile der spätmittelalterlichen Stiftskirche.
Die Iglesia de Santa María de La Antigua wurde im späten 11.Jh. errichtet, aber in späteren Jahrhunderten mehrfach verändert. Der Glockenturm (campanario) und das Portal stammen aus der Zeit um 1300. Die übrigen Teile sind gotisch aus dem 14./15.Jh.
Barockfassade des historischen Hauptgebäudes der Universität, heute Sitz der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Die Universität Valladolid gehört mit Gründungsjahr 1346 zu den ältesten Europas.
Straßenszenen
Die Iglesia de San Pablo war die ehemalige Klosterkirche des Dominikanerordens und wurde 1445 bis 1616 gebaut. Der Mittelteil der Fassade gilt als Meisterwerk des spätgotischen Isabellinischen Stils. Man staunt hier angesichts der Vielzahl an filigranen, in Stein gemeißelten Details. Im Jahr 1968 erlitt der Kirchenbau schwere Schäden durch einen Brand, die jedoch ausgebessert wurden.
Gleich hinter San Pablo findet sich mit der Fassade des Colegio de San Gregorio aus den Jahren 1488 bis 1496 ein weiterer künstlerischer Höhepunkt des Isabellinischen Stils der Gotik. Auch hier verweilt man und hält etwas länger inne beim Betrachten der beeindruckenden Kunstfertigkeit. In dem Gebäude das spanische Nationalmuseum für Skulpturen Museo Nacional de Escultura.
Der mehrfach veränderte ehemalige Königliche Palast (Palacio Real) aus dem 16.Jh., heute ein Gebäude der spanischen Armee.
Kolumbus-Denkmal aus dem Jahr 1903. In Valladolid verstarb im Jahr 1506 Christoph Kolumbus, der für die am Denkmal ebenfalls verweigten katholischen Könige Isabella und Ferdinand eine Schiffspassage nach Indien suchte und dabei als Kollateralschaden den im Weg liegenden Kontinent Amerika für die spanische Eroberung und Massakrierung der dort lebenden Menschen im Namen der christlichen Religion entdeckte. In den Jahren 1550 und 1551 tagte auf Anordnung des spanischen Königs in Valladolid eine Junta aus Theologen und Gelehrten zur Frage, ob das Töten und Versklaven der amerikanischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner rechtmäßig ist oder ob diese auch Menschen wären. Der Humanist und Priester Juan Ginés de Sepúlveda argumentierte in diesem Disput von Valladolid ihre Minderwertigkeit und die gottgefällige Notwendigkeit, sie der Sklaverei ähnlich auszubeuten, während der Dominikanermönch Bartolomé de Las Casas sich dafür einsetzte, sie als vernunftbegabte Wesen und damit ohne Zwang zum christlichen Glauben zu bekehrende Menschen zu bewerten. Der Ausgang der Disputation blieb offen. Beide Seiten beanspruchten später, die Verhandlung gewonnen zu haben. Keinem der beiden war es gelungen, seine Absichten gänzlich umzusetzen und die spanische Krone zu den beabsichtigten politischen Entscheidungen zu bewegen. Der gewinnträchtige spanische Eroberungskrieg in Amerika wurde ohne Rücksicht weitergeführt, das de facto der Sklaverei entsprechende lebenslange Zwangsarbeitssystem für die amerikanischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohner allerdings später zumindest gesetzlich eingeschränkt.
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