Dienstag, 3. August 2021

Andau

3.8.2021

Im burgenländischen Andau wurde ein Fußballspiel besucht. 2.265 Menschen leben hier.

1956 versuchte das kommunistische Regime Ungarns unter Ministerpräsident Imre Nagy einen eigenen Weg zu gehen und schließlich das Land aus dem Ostblock zu führen. Dies entwickelte sich zu einem Volksaufstand, als sowjetische Truppen mit massivem Militäreinsatz die Revolution niederschlugen und das Land besetzten. Die Kämpfe dauerten in Budapest eine Woche, an einzelnen Orten mehrere Wochen lang und in entlegenen Gebirgsgegenden bis Anfang 1957. Tausende Menschen wurden getötet, zehntausende eingesperrt. Rund 200.000 Ungarinnen und Ungarn flüchteten nach und über Österreich aus dem Land. Eine der letzten Möglichkeiten, die im November 1956 noch offenstand, war eine von örtlichen Bauern zur Erreichung ihrer Felder, die oft auf beiden Seiten der Grenze lagen, genutzte kleine Holzbrücke über den Einser-Kanal (ungarisch Hansági-főcsatorna), der nun seit hundert Jahren die Staatsgrenze zwischen Ungarn bildet. Von 6. November 1956 an konnten 70.000 Ungarinnen und Ungarn hier über die Grenze flüchten. Am Nachmittag des 21. November 1956 erreichten ungarische Soldaten die Brücke und sprengten die Fluchtmöglichkeit. Die Brücke wurde weltberühmt, vor allem durch einen 1957 erschienen, seinerzeit viel gelesenen Roman des US-amerikanischen Schriftstellers James A. Michener The Bridge at Andau. 1996 wurde zum Jubiläum die neue Brücke errichtet.


Der Stacheldraht-Grenzzaun wurde als eine Kulisse für den Kinofilm Der Bockerer III – Die Brücke von Andau aus dem Jahr 2000 gebaut.


Wie das gesamte Burgenland gehörte Andau bis 1921 zu Ungarn. Die Ortschaft wurde 1487 als Zantho erstmals schriftlich erwähnt, was auf das ungarische Wort szántó („Acker“) verweist. In der deutschen Sprachentwicklung blieb davon im Lauf der Zeit als Ortsname nur noch Andau übrig. Auf denselben Ursprung geht auch der Name der burgenländischen Gemeinde Antau zurück.


Der neun Kilometer lange Weg zwischen Andau und der Brücke wird Fluchtstraße genannt. Er wurde mit Skulpturen und Installationen gestaltet.

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