9.10.2020
Im oberösterreichischen Freistadt wurde ein Fußballspiel besucht. 8.000 Menschen leben hier.
Die Stadt Freistadt wurde um das Jahr 1225 wahrscheinlich auf Anordnung des Herzogs planmäßig gebaut. Zuvor gab es hier eine Burg und ein Dorf. Als erste Einwohnerinnen und Einwohner der neuen Stadt wurden besitzlose, freie Leute angesiedelt, von denen jeder einen Teil des Stadtgrundes für den Hausbau und einen Teil des umliegenden Landes zur Bewirtschaftung erhielt. Bis zur Stadterhebung von Steyregg 1482 war Freistadt zweihundert Jahre die einzige Stadt im heutigen Mühlviertel.
Bemerkenswert ist, dass der mittelalterliche Stadtcharakter mit der für Kriege errichteten Stadtmauer rundum erhalten ist. Zweck der Stadtgründung war wohl neben der wirtschaftlichen Funktion die Schaffung eines militärischen Bollwerks des österreichischen Herrschaftsgebietes der Babenberger Herzöge gegen das Herrschaftsgebiet der mächtigen Bischöfe von Passau. Die erste Stadtmauer des 13.Jh. wurde im 14.Jh. mit einem äußeren und einem inneren Mauerring sowie einem Graben wesentlich verstärkt.
Linzer Tor. Grundlage für die wirtschaftliche Prosperität von Freistadt war, dass die Kaufleute auf ihren Handelswegen die Straße durch Freistadt nehmen mussten (Straßenzwang) und ihre Ware in Freistadt zu einem Fixpreis anbieten mussten (Stapelrecht). Das führte zu kriegsähnlichen Auseinandersetzungen insbesondere mit Leonfelden oder Pregarten und teils über hundertjährigen Rechtsstreiten mit Nachbarorten um die Einhaltung der Freistädter Privilegien. Im 14.Jh. konnte Freistadt das Monopol im Salzhandel über den Goldenen Steig nach Böhmen an sich reißen, was in den Jahren 1380 und 1450 zu einem heftigen Streit mit Linz führte, das dadurch ins wirtschaftliche Hintertreffen geriert. Im 15./16.Jh. ging der Salzhandel aber in ein Monopol der Fürsten und damit letztlich des Staates über.
Sieben von einst neun Wehrtürmen der Stadtbefestigungsanlagen sind erhalten.
Straßenszenen. Ein Jahrhundert religiöser Konflikte nach der schnellen Verbreitung des neuen protestantischen Glaubens im 15.Jh. wurde nach dem Sieg der katholischen Herrscher im oberösterreichischen Bauernkrieg entschieden. Alle, die nicht katholisch waren, mussten 1627 die Stadt verlassen. Der Substanzverlust schädigte das Wirtschaftleben lange Zeit. Die Stadt war nun arm und bedeutungslos, aber die darin verblieben Menschen hatten die für die Herrscher richtige Religion, was ihnen wichtiger war als gutes Leben der Menschen. Daraus resultierte ein wirtschaftlicher Niedergang Freistadt bis ins 19.Jh. Zwischen 1832 und 1873 fuhr die Pferdeeisenbahn Linz–Budweis rund vier Kilometer an der Stadt vorbei, ein Beispiel, wie unwichtig sie geworden war. Später entwickelte sich Freistadt zur Schul- und Verwaltungsstadt (seit 1849 Bezirkshauptstadt).
Das Schloss Freistadt wurde zwischen 1363 und 1398 samt Bergfried errichtet und diente der Verstärkung der Befestigungsanlagen der Stadt. Bemerkenswert ist der hohe Bergfried.
Böhmertor.
Stadtgraben
Das Bierbrauen ist seit Jahrhunderten eine der bedeutendsten Einnahmequellen der Stadt. 1525 gab es insgesamt sogar zwölf Brauhäuser in der Stadt, die bis 1637 auf fünf und später auf zwei Brauhäuser zurückgingen.
1995 wurde das ein Denkmal für die Opfer der Nazi-Verbrechen in Freistadt namens Blauer Stein vor dem Linzertor errichtet. Anfang des Jahres 1944 bildete sich in Freistadt die Widerstandsgruppe Neues freies Österreich. Im Herbst 1944 wurde sie von einem verdeckt eingeschleusten Gestapo-Beamten verraten. Am 9. und 10. Oktober 1944 kam es darauf in Freistadt zu einer Verhaftungswelle durch die Gestapo, weitere Verhaftungen im Oktober und November folgten. Mehr als 50 Freistädter Männer und Frauen wurden ins Gefängnis gesteckt. Acht wurden hingerichtet, indem sie von einem Kommando des Volkssturm (aus Jugendlichen und alten Männern gebildet) erschossen wurden.
Noch in den letzten Kriegstagen 1945 erschoss die deutsche Wehrmacht in der Freistädter Kaserne neun Soldaten, denen vorgeworfen wurde, nicht mehr töten und sich nicht mehr im sinnlosen Kampf töten lassen zu wollen.
Wenige Wochen vor dem Zusammenbruch der Nazi-Herrschaft holten am Abend des 24. April 1945 Freistädter Nazis vier Freistädter Sozialdemokraten und einen hierher verschleppten polnischen Zwangsarbeiter aus ihren Wohnungen und erschossen Alois Miesenböck, Richard Gold, Jakob Smal, Johann Zeilinger und Stefan Modelsky wegen ihrer politischen Haltung (Freistädter Sozialisten-Morde) an der Jaunitzbrücke. Erst lange nach Kriegsende, im Juni, fand man die Toten. Ein Gedenkstein erinnert an sie.
Im Ersten Weltkrieg errichtete die Armee der Habsburgermonarchie in Freistadt ein Kriegsgefangenenlager, in dem bis zu 20.000 v.a. russische Kriegsgefangene in Baracken festgehalten wurden. Für Gott, Kaiser und Vaterland, wie das damals hieß, führte man Krieg und unter Obhut des Militärs ließ man hier hunderte Gefangene durch unzureichende Versorgung vor allem an Lungenerkrankungen sterben. 426 Menschen ließ man hier sterben. Viel wenn man denkt, dass es gesunde jungen Männer waren. Aber auch noch ein Unterschied zu anderen oberösterreichischen Lagern. Im Kriegsgefangenenlager in Mauthausen ließ die österreichisch-ungarische Armee über 12.000 ihrer rund 25.000 – 40.000 dortigen Gefangenen elendiglich verrecken. In Freistadt wurden hier 388 Tote (367 russische und 21 italienische Soldaten) wurden im eigens angelegten Soldatenfriedhof begraben.
Neben dem Gefangenenfriedhof des Ersten Weltkriegs wurde 1968 bis 1971 ein Sammelfriedhof für 2.352 in der Region getötete Soldaten des Zweiten Weltkriegs errichtet.
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