12.5.2012
Bevor es zum großen Derby im Fußball ging, wurde bei einem erneuten Besuch in der ungarischen Hauptstadt diesmal die Budaer Burg und hier insbesondere das dortige historische Museum der Stadt angesteuert. Zuletzt war ich 2010 hier oben.
Budavári palota. Seit der Mitte des 13.Jh. thront hoch über der Donau die Residenz der ungarischen Könige, die dann eine osmanische Festung wurde, anschließend bis 1918 den habsburgischen Palatin bzw. formell den König und schließlich von 1920 bis 1944 den Regimechef Miklós Horthy beherbergte.
Die Einfahrt zum Straßentunnel durch den Burgberg.
Wer gerne Schlange steht, kann auf die Standseilbahn warten. Zu Fuß hinauf geht's schneller.
Blick vom Burgberg über die Kettenbrücke (Széchenyi Lánchíd). Ab 1849 verband sie als erste feste Brücke Buda mit dem am anderen Donauufer liegenden Pest.
Das heutige Aussehen des Burgschlosses stammt von dem zwischen 1875 und 1904 vorgenommenen neobarocken Ausbau. Nicht zufällig erinnert der Bau an die Neue Hofburg in Wien, sollte die Burg doch als Prestigebau eine königliche Residenz darstellen, auch wenn der Herrscher in Wien residierte.
Daß Prinz Eugen als Reiterstandbild davor thront ist angesichts des Umstands, daß seine Truppen bei der Eroberung 1683 die Stadt Buda in Schutt und Asche gelegt und die Einwohnerinnen und Einwohner massakriert hatten, eine verklärende Volte der Geschichte.
Neben der Nationalgalerie und der Széchenyi-Nationalbibliothek ist hier heute das Budapester Historische Museum (Budapesti Történeti Múzeum) untergebracht.
Das Prunkstück des Museums ist die Sammlung gotischer Skulpturen aus der mittelalterlichen Burg, die bei Ausgrabungen in den 1970er Jahren entdeckt wurden. Aber auch die weiteren Teile der Ausstellung, die Stücke aus der Besiedlungsgeschichte der Stadt von der Frühzeit über die römische Epoche, die Völkerwanderung bis ins 19. Jahrhundert zeigt, ist sehenswert. Sie hat mir jedenfalls wesentlich besser gefallen als diejenige des Ungarischen Nationalmuseums (Magyar Nemzeti Múzeum).
Im Zuge des Wiederaufbaus der 1945 ausgebrannten und zerstörten Anlage, wurde viel mittelalterliche Substanz wiederentdeckt und zum Vorschein gebracht, wie etwa hier die 1365 erbaute Burgkapelle.
Ein eigens gestalteter Ausstellungsteil bringt die Stadtgeschichte Budapests im Schnelldurchlauf. Diese Ausstellung ist modern gestaltet. Die Präsentation ist ansprechend und die Inhalte interessant. Der Titel lautet Licht und Schatten (Fény és árnyék). Dies sollte man aber nicht dahingehend mißverstehen, daß hier etwa eine kritische Geschichtsbetrachtung geboten würde. Die Verfolgung und Ermordung der ungarischen Jüdinnen und Juden 1944/45 wird etwa schlicht nicht erwähnt, was erwartbar, aber dennoch unglaublich ist. In der Darstellung des 20.Jh. bleibt viel offen. Die durchaus spannende geschichtspolitische Aufladung des Heldenplatzes unter verschiedenen politischen Vorzeichen wird etwa thematisiert, aber nur einseitig.
Neben viel Schatten kommt natürlich auch das Licht nicht zu kurz. Daher hängt im Abschnitt über die erfolgreiche Revolution 1989 eine Fahne und ein Leiberl der damaligen Jugendbewegung und heutigen Regierungspartei Fidesz. Kein Schelm, wer hier an gewollten Propagandaeffekt denkt.
Trotz allem immer wieder prächtig ist der Anblick des Parlaments an der Donau. Auch wenn hier derzeit (wie in seiner Entstehungszeit) nicht der Geist der Demokratie zuhause ist.
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