27.5.2012
Nach Rybnik am Samstag wurde am Sonntag Gliwice besichtigt, bevor es anschließend zum Fußball ging. Gliwice bzw. deutsch Gleiwitz wurde bereits im 13. Jahrhundert gegründet und ist eine der ältesten Städte des oberschlesischen Industriegebiets. Rund 195.000 Menschen leben heute hier.
Die Hauptsehenswürdigkeit außerhalb der Altstadt ist der 1935 erbaute hölzerne Sendeturm (Radiostacja Gliwice). Er ist einerseits technisch bemerkenswert, da er der einzige noch bestehende Sendeturm in Holzbauweise ist und mit einer Höhe von 118 Metern der höchste Holzbau der Welt ist (seitdem 1990 der 1932 erbaute 140 Meter hohe Holzsendeturm in Żórawina (früher Rothsürben) wegen Baufälligkeit abgerissen wurde). Andererseits ging der Sendeturm 1939 in die Geschichte ein, als hier im damals deutschen Gleiwitz der berühmteste von mehreren inszenierten Überfällen stattfand, in denen deutsche Soldaten in polnischen Uniformen Vorwände für den nachfolgenden Kriegsbeginn Nazideutschlands lieferten. Nach der Teilung Oberschlesiens 1922 wurde Gleiwitz zur deutschen Grenzstadt, nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Stadt zu Polen und die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. In der kommunistischen Zeit war der Sendeturm als Störsender der westlichen Radioprogramme in Verwendung.
Die 1903 bis 1906 erbaute Hauptpost (Poczta Główna), errichtet in neogotischem Stil und in hier typischer Ziegelbauweise.
Das alte Rathaus (Ratusz) steht in der Mitte des zentralen Marktplatzes der Altstadt, Rynek (Ring). Das Gebäude wurde im 15.Jh. in gotischem Stil errichtet, sein heutiges barock-klassizistisches Aussehen stammt aus dem Jahr 1784. Die vorgelagerten Arkaden wurde erst nach 1945 angefügt.
Rund um das Rathaus säumen die Fassaden alter Bürgerhäuser den Rynek (Ring). Ein Großteil der Gebäude wurde allerdings nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ohne Bezug zum Vorgängerbau in historischem Stil gebaut.
Eine Gedenktafel erinnert an die Stelle, an der von 1859 bis 1938 die Neue Synagoge (Nowa Synagoga) von Gleiwitz stand. Im Novemberpogrom vom 9. November 1938 wurde sie angezündet und am nächsten Tag gesprengt. Bis 1943 wurden die 600 Gleiwitzer Jüdinnen und Juden ins KZs deportiert umd umgebracht. Heute gibt es ein paar Häuser weiter ein jüdisches Gemeindehaus.
Am Rand der Altstadt liegt das Schloß aus dem 16.Jh., an der im 14.Jh. errichteten Stadtmauer (ein Rest links zu sehen). Ende der 1950er Jahre wurde das Gebäude saniert und renoviert und der Turm hinzugefügt.
Die im 13.Jh errichtete und im 15.Jh ausgebaute katholische Allerheiligenkirche (Kościół Wszystkich Świętych) ist die älteste Kirche der Stadt. 1711 wurde bei einem Brand die Turmspitze zerstört, nach einem neuerlichen Brand wurde die Kirche von 1929 bis 1942 restauriert und dabei der Turm wieder aufgestockt. Der eigentlich avisierte Besuch der Aussichtsplattform wurde dann doch gelassen, da er nur im Rahmen einer einstündigen Kirchenführung möglich gewesen wäre.
Die 1903 bis 1905 errichtete alte Begräbnishalle des Neuen jüdischen Friedhofs, der bis heute seinem Zweck dient. 2008 kaufte die Stadt das Gebäude an, angeblich gibt es Pläne für ein Museum.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen