5.5.2012
Die westslowakische Kleinstadt Topoľčany wurde aus Anlaß eines Fußballspiels besucht. Topoľčany hieß bis 1920 Veľké Topolčany, der deutsche Name der Stadt ist entsprechend (Groß-)Topoltschan und das ungarische Pendant Nagytapolcsány. Rund 28.000 Menschen leben heute in der Stadt.
Mit ihrer 1938 eröffneten Kaserne war die Stadt Ende August 1944 auch Schauplatz des Slowakischen Nationalaufstands gegen das mit Hitler verbündete faschistische Regime. Das etwas lieblos figurative Denkmal erinnert daran. Im September 1944 besetzte die Deutsche Wehrmacht die Stadt und beendete auch hier den Aufstand mit Mord und Terror.
Das pulsierende Leben in der Fußgängerzone Samstag nachmittags (Obchodná).
Den zentralen Hauptplatz (Námestie M. R. Štefánika) dominiert die 1740 fertiggestellte und 1802 nach einem Brand erneuerte barocke katholische Pfarrkirche.
Das 1912 eröffnete Rathaus, ebenfalls am Námestie M. R. Štefánika.
Hier stand die 1898 eröffnete und 1944 von deutschen Soldaten niedergebrannte Synagoge. Das heutige Schulgebäude erinnert äußerlich nicht mehr daran.
Heute ist die Stadt fast ausschließlich slowakisch, bis zum Zweiten Weltkrieg war Topoľčany aber über viele Jahrhunderte eine multiethnisch-multikulturelle Stadt mit ungarischer, deutscher, slowakischer und jüdischer Bevölkerung, wobei die allermeisten Jüdinnen und Juden sich als ungarisch oder deutsch empfanden. 1930 lebte hier eine 2.459 Menschen zählende jüdische Gemeinde, die sechstgrößte der Slowakei. 1939 begann das slowakische Regime mit antisemtischer Politik, 1941 wurden in mehreren Städten Ghettos und Sammellager errichtet, u.a. auch in Topoľčany. Nach dem deutschen Einmarsch 1944 wurde die meisten ermordet, viele wurden in einem Nachbarort erschossen.
Ein halbes Jahr nach Ende des Zweiten Weltkriegs, am 24. September 1945, fand das Pogrom von Topoľčany statt. 550 Überlebende des Holocausts hatten sich wieder hier niedergelassen, waren aber mit Anfeindungen der Bevölkerung konfrontiert. Am 24. September liefen Gerüchte in der Stadt, daß sie die kirchliche Schule übernehmen wollen würden wie sie es schon in einem Nachbarort getan hätten (beides haltlos erfunden) und der jüdische Arzt, ein Auschwitz-Überlebender namens Berger, in der Schule slowakische Kinder mit Gift umbringen würde. In Wirklichkeit führte er eine Impfaktion durch. Doch ein Mob zog durch die Stadt, verprügelte den Arzt und jeden Juden und jede Jüdin, denen sie habhaft wurden und plünderte und zerstörte deren kümmerlichen Besitz. 48 Menschen wurden schwer verletzt. Die verbliebenen Jüdinnen und Juden verließen die Stadt fluchtartig. 2005 entschuldigte sich die Stadtgemeinde formell.
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