Samstag, 10. November 2018

Frauenkirchen

10.11.2018

Im burgenländischen Frauenkirchen (ungarisch Boldog-Asszony oder Fertoboldog-Asszony) wurde ein Fußballspiel besucht. 2.900 Menschen leben hier.

1897 wurde Frauenkirchen mit der Neusiedler Seebahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen.


Sieben Prozent der Stadtbevölkerung gehören der anerkannten Volksgruppe der Burgenland-Ungarn (Felsoorvidéki magyarok,) an, die seit Jahrhunderten hier leben. Der Ort wurde 1324 erstmals als Szent Maria schriftlich erwähnt. Um die Marienbasilika und das Franziskanerkloster entwickelte sich der überwiegend von Deutschsprachigen bewohnte Ort ab dem Ende des 17.Jh. allmählich zu einem regionalen westungarischen Handelszentrum.


Ab September 1914 wurde im Ersten Weltkrieg in Frauenkirchen (damals in Ungarn Boldogasszony) ein Kriegsgefangenenlager errichtet. In den von russischen Gefangenen gebauten Wohnbaracken wurden zunächst 400, im Winter 1914/15 bis zu 600 Gefangene, untergebracht. Ab 1916 waren rund 30.000 Soldaten im Lager gefangen, wobei sich rund zwei Drittel auf Arbeitseinsätzen außerhalb des Lagers befanden. Die zwischen 300 und 1.200 ungarischen Landwehr-Soldaten (Honvéd), die das Lager bewachten, waren zunächst in der Ortschaft einquartiert. Als aber 1915 aufgrund der verheerenden Lebensbedingungen im Lager eine Flecktyphusepidemie ausbrach, wurden sie neben dem Lager untergebracht. Die Epidemie erreichte Anfang Februar 1915 mit über hundert Toten täglich ihren Höhepunkt. Im April 1915 konnte die Seuche eingedämmt werden. Zu dieser Zeit gab es bereits 3.690 Flecktyphusopfer. Der österreichisch-ungarische Staat hatte nicht angemessen für sie gesorgt und ließ seine Gefangenen zu tausenden mehr oder weniger verrecken. Das Kriegsgefangenenlager war seit seinem Bestehen zugleich auch ein Internierungslager, in das die österreichisch-ungarischen Behörden von ihnen aus ihrer Heimat deportierte Zivilbevölkerung einsperrte, v.a. aus Serbien, Montenegro und der Bukowina. Im Sommer 1916 wurden rund 2.500 montenegrinische Internierte ins Lager gebracht. Am 1. November 1918 befanden sich 4.034 Gefangene im Lager und 25.900 Gefangene außerhalb des Lagers im Arbeitseinsatz. Mit Kriegsende verließen sie die Gefangenschaft und machten sich auf den Weg heim. Das Lager wurde von den Kriegsgefangenen und der Zivilbevölkerung geplündert. Die Baracken und Restimmobilien wurden 1919 verkauft, sodass vom ehemaligen Kriegsgefangenenlager innerhalb kürzester Zeit nur der Friedhof übrig blieb. 4.500 bis 6.000 in Frauenkirchner Gefangenschaft ums Leben gekommene Menschen wurden in Einzelgräbern und 14 Massengräbern beerdigt. Das Massensterben des Ersten Weltkriegs geschah nicht nur an den Fronten sondern auch in den dutzenden Gefangenenlager weitab davon.


Der Schüttkasten. Der Getreidespeicher trägt das Wappen des Fürsten Esterházy und die Jahreszahl 1766. Hier hatten die Bauern Erträge ihrer Arbeit abzuliefern, um das Luxusleben ihrer Herrscher damit zu finanzieren.


Nach der Machtübernahme der Nazis im März 1938 errichteten diese hier ein provisorisches Anhaltelager in Frauenkirchen, in das etwa 400 im Seewinkel lebende Jüdinnen und Juden eingesperrt wurden. Im April 1938 wurden die meisten über die ungarische Grenze abgeschoben und dort später Opfer des Holocaust.


Als 1670 die Jüdinnen und Juden aus Wien und Niederösterreich vertrieben wurden, fand eine kleine Gruppe der Flüchtlinge Zuflucht bei den Zisterziensern in Mönchhof. 1678 wurden diese von marodierenden Soldaten überfallen und ausgeraubt. Daraufhin verfügte der Abt des Stiftes Heiligenkreuz, dass die beraubten und misshandelten Menschen den Ort verlassen müssten. 1678 erlaubte Graf Paul I. Esterhazy ihnen gegen Zahlung von Steuern und Abgaben die Ansiedlung in Frauenkirchen („Esterházyschen Schutzjuden“) und stellte sie unter den Schutz seiner Herrschaft. 1876 erreichte die Jüdische Gemeinde in Frauenkirchen mit 864 Mitgliedern ihren Höhepunkt. Dies entsprach etwa einem Drittel der gesamten Ortsbevölkerung. Der Ort gehörte zu den jüdischen Siebengemeinden im Burgenland. Von den 1938 in Frauenkirchen lebenden rund 350 Jüdinnen und Juden wurde ein Drittel im Holocaust umgebracht. Die Synagoge und ihre Häuser wurden unter der Nazi-Herrschaft abgerissen. 2016 wurde an der Stelle der ehemaligen Synagoge die Gedenkstätte Garten der Erinnerung eröffnet. Zu sehen sind drei Tafeln mit den Nachnamen der einstigen jüdischen Familien von Frauenkirchen, ausgegrabene Mauerreste der Synagoge und die Skulptur einer Thorarolle. Die Synagoge wurde 1939 abgerissen.


Die Marienbasilika machte den Ort bereits im 14.Jh. zu einem bekannten Wallfahrtsort. Im Zuge des Kriegs rund um die Ersten Wiener Türkenbelagerung 1529 wurde das Dorf mitsamt der mittelalterlichen Kirche zerstört. Mehr als hundert Jahre blieb nur eine Kirchenruine stehen bis die Esterházy 1622 den Ort in ihren Besitz bekamen, die Kirche 1668/1669 neu bauen ließen und 1669 dazu ein Franziskanerkloster stifteten. Schon im Zuge des großen Kriegs der Zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 wurde die Anlage aber wieder zerstört. Die Ruine wurde abgerissen und von 1695 bis 1702 die heutige Kirche gebaut. Das zerstörte Franziskanerkloster an der Nordseite der Kirche wurde 1686/87 wiederhergestellt.


Kalvarienberg

3 Kommentare:

  1. sehr schöner Beitrag ..
    ... gwg ...

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  2. Ich suche, imer noch fur meinen uhrGrossfatter sein Nahmme ist Savic Zivan 1895Geb in dorf Drmno ob dort ins Frauenkirchen gestorben ist. Mein UhrGrossfater ist als Soldat ins Lager als Gefangener Gestorben. Bitte When ist moglich dass ich eine benachrichtigung bekommen werde werdeich sehr Dankbahr Danke wen ich eine pozitive nachricht bekommen werde ich als enkelkind sein Grab gern Besuchen Danke Danke

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