Sonntag, 29. Mai 2016

Zürich

29.5.2016

In der Schweizer Stadt Zürich (zürichdeutsch Züri) wurde ein Fußballspiel besucht. 396.000 Menschen leben in der größten Stadt der Schweiz.

Der Hauptbahnhof wurde ursprünglich 1847 als Endstation der ersten Schweizer Eisenbahnlinie eröffnet. Das heutige Bahnhofsgebäude wurde 1871 errichtet. 1933 entstanden die Querhalle und die Perronhalle aus Eisen und Glas mit siebeneinhalb Bögen, die große alte Haupthalle dahinter ist nunmehr ohne Gleise. 1970 wurde eine Einkaufspassage unterhalb des Bahnhofs eröffnet. In den 1980er Jahren wurde sie zum Drogenumschlagplatz, heute dient sie legalem Kommerz.


Blick auf Zürich von der Polyterrasse


Auf der Polyterrasse befindet sich die 1855 gegründete ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich), einer der den renommiertesten Universitäten Europas bzw. weltweit. Die technisch-naturwissenschaftliche universitäre Hochschule wurde 1855 als Eidgenössisches Polytechnikum gegründet und wird deshalb auch oft Poly genannt. Studiengebühren: 580 Franken pro Semester, also 1.045 Euro im Jahr.


Daneben liegt das 1914 neueröffnete Hauptgebäude der 1833 gegründeten Universität Zürich (UZH), mit über 26.000 Studierenden die größte Schweizer Universität. An der Universität Zürich wurden 1840 die ersten Frauen als Studentinnen zugelassen. In Österreich wurde das Frauen erst ein halbes Jahrhundert später erlaubt (1897). Studiengebühren: 720 Franken pro Semester, also 1.300 Euro im Jahr.


Straßenszene in der Altstadt. Die Stadt Zürich entstand aus dem römischen Stützpunkt Turicum, einer Zollstation mit befestigtem Heereskastell und einer kleinen Siedlung. Bereits im Frühmittelalter entstand daraus eine Stadt. 1262 wurde Zürich eine freie Reichsstadt, de facto ein unabhängiger Stadtstaat innerhalb des römisch-deutschen Reichs. 1351 trat Zürich der Schweizer Eidgenossenschaft bei, um die Unabhängigkeit gegen die Gebietserweiterungen der Habsburger im südwestdeutschen Raum zu verteidigen.


Spuren des Dichters Gottfried Keller.


Als in den Jahren 1348/49 die Pestepidemie in die Schweiz kam, wurden vielerorts die jüdische Bevölkerung für die Toten als Sündenbock verantwortlich gemacht. Auch in Zürich kam es 1349 zu einem Pogrom. Die Jüdinnen und Juden der Stadt wurden gefoltert, umgebracht und vertrieben. Ihr Eigentum wurde unter der christlichen Bevölkerung Zürichs verteilt. Eine Gedenktafel erinnert an die mittelalterliche jüdische Gemeinde Zürichs.


Straßenszene


Die Altstadt liegt links und rechts des Flusses Limmat.


Das barocke Rathaus wurde zwischen 1694 und 1698 in repräsentativer Lage freistehend am Fluss Limmat errichtet. Zuvor war hier bereits u 1252 ein erstes Rathaus, das 1397 durch ein größeres Gebäude ersetzt worden war. Bis 1798 war hier der Regierungs- und Verwaltungssitz der Stadtrepublik Zürich. Seit 1803 ist das Rathaus im Besitz des Kantons Zürich und Sitz des Kantonsrats. Auch der Gemeinderat der Stadt Zürich tagt hier.


Das Großmünster ist die evangelisch-reformierte Hauptkirche. Der Name stammt erst aus dem 14.Jh. Der heutige romanische Kirchenbau wurde um 1100 begonnen und 1220 vollendet. Eine auf das 11.Jh. zurückgehende Vorgängerkirche wurde dazu schrittweise abgerissen. Die beiden Türme wurden erst zwischen 1487 und 1492 auf gleiche Höhe gebracht und mit Nadelhelmen versehen.


Die Wasserkirche steht heute am rechten Ufer des Flusses Limmat, stand aber ursprünglich auf einer Insel im Fluss. Bei der Aufschüttung und dem Bau des Kais am Flussufer wurde die Insel an das Festland angeschlossen. Im 13. Jh. wurde die zuvor romanische Kirche im gotischen Stil umgebaut. Die heutige Kirche ist ein 1486 geweihter spätgotischer Neubau. Vor der Reformation wurden hier die Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula verehrt, die hier hingerichtet worden sein sollen.


Die deutschschweizerische Reformation ging von Zürich aus. Seit 1519 predigte im Großmünster der Reformator Huldrych Zwingli. 1923 setzte er die Reformation durch , ein Zentrum und Hochburg des Protestantismus in der Schweiz. Zürich wurde Auf seine Initiative ließ der Stadtrat von Zürich 1524 die Altarbilder aus der Kirche entfernen. 1524 bis 1525 entstand hier mit der Zürcher Bibel eine der ersten deutschen Bibelübersetungen. Noch 1970 war 53% der Zürcher Bevölkerung protestantisch und 40% katholisch, heute ist die Mehrheit umgekehrt: 29% katholisch und 23% evangelisch-reformiert (Helvetisches Bekenntnis).


Rätselhafte Skulpturen in einem Gastgarten: Frauen reden unter einem Türstock, eine Frau zieht sich aus und eine Frau liegt nackt mit Sonnenbrille auf einem Liegestuhl.


Blick auf den Zürichsee (Zürisee).


Das Frauenbad am Stadthausquai, genannt Frauenbadi. Bis 1837 war in Zürich das öffentliche Baden für Frauen verboten. Nach der Streichung des Verbots richtete die Stadt das Frauenbad ein. Da es damals in vielen Häusern Zürichs üblicherweise kein fließendes Wasser gab, war das Frauenbad wie andere Bäder zunächst zur Körperpflege gedacht und nicht als Schwimmbad. 1888 wurde das Bad in der bis heute bestehenden Form im damals modernen Jugendstil erneuert.


Straßenszenen


Die Synagoge in der Löwenstraße wurde 1884 eingeweiht, seither mehrfach erweitert und umgebaut. Während des Zweiten Weltkriegs kamen die meisten in die Schweiz geflüchteten Jüdinnen und Juden nach Zürich und erhielten dort von 1940 bis 1943 das Aufenthaltsrecht. 1945 machte die jüdische Bevölkerung Zürichs ungefähr 10.500 Personen aus, sank dann aber ab 1948 wieder. Seit 1970 hält sich die jüdische Bevölkerung in Zürich mehr oder weniger konstant bei etwa einem Prozent.


Der Helvetiaplatz mit dem Volkshaus ist der traditionelle Platz der Demonstrationen der Arbeiterbewegung und der sozialdemokratischen Feiern zum 1. Mai. 1928 gewann die Sozialdemokratische Partei der Schweiz bei den Wahlen erstmals die absolute Mehrheit in Stadtrat und Gemeinderat. 1943 wurde der Zürcher Stadtpräsident Ernst Nobs als erster Sozialdemokrat in den Bundesrat (die Schweizer Bundesregierung) gewählt. Als Rotes Zürich wird die Zeit von 1928 bis 1938 (Verlust der SP-Gemeinderatsmehrheit) bzw. bis 1949 (Verlust der SP-Stadtratsmehrheit) bezeichnet. Die Stadtregierung versuchte die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu bekämpfen, führte 1931 eine verpflichtende und aus Steuermitteln unterstützte Arbeitslosenversicherung ein oder betrieb ein großes Wohnbauprogramm, indem Wohnbaugenossenschaften gefördert wurden.


Das Denkmal der Arbeit des Künstlers Karl Geiser wurde 1964 am Helvetiaplatz aufgestellt. Seine Bildsprache war umstritten, es galt als zu wenig pathetisch. Es wurde auch die Kritik angebracht, man könnte es auch für eine Familie am Weg in den Supermarkt halten. Die aktuelle künstlerische Intervention mit goldener Handtasche für die Frau gehört nicht zum eigentlichen Denkmal.


Da das Denkmal am Helvetiaplatz manchen zu wenig pathetisch war, wurde aus Gewerkschaftsgelder ein Gegenprojekt finanziert. Bereits 1962 wurde so am Werdplatz die Skulptur des Bildhauers Werner F. Kurz aufgestellt. Die heroische Statue stellte ursprünglich keinen Arbeiter dar, sondern hätte in Stäfa an die Händler erinnern sollen, die sich 1795 gegen ihre Bevormundung durch die Stadt Zürich gewaltsam wehrten.

Donnerstag, 26. Mai 2016

Braunau

26.5.2016

In der Innviertler Stadt Braunau am Inn wurde ein Fußballspiel besucht. 16.700 Menschen leben hier.

Der große Stadtplatz. 1120 wurde Braunau zum ersten Mal urkundlich unter dem Namen Prounaw erwähnt. 1260 erhielt Braunau das Stadtrecht. 1779 wurde die Stadt mitsamt dem Innviertel als Folge des Bayerischen Erfolgekriegs an das Habsburgerreich angegliedert, bis dahin hatte das Land zu Bayern gehört.


Das 1903 eröffnete Rathaus.


Die spätgotische Stadtpfarrkirche St. Stephan wurde zwischen 1439 und 1466 gebaut. Der 1492 begonnene Turm ist mit 87 Metern einer der höchsten Kirchtürme Österreichs. Das Abschluss-Stockwerk wurde zwischen 1635 und 1646 gebaut.


Grabdenkmäler an der Außenmauer der Kirche


Das im Lauf der Jahrhunderte seit dem Mittelalter mehrmals umgebaute Salzburger Tor mit dem Stadttorturm.


Am 20. April 1889 wurde hier in diesem Haus der größte Verbrecher der Menschheitsgeschichte, Adolf Hitler, geboren. Von 1952 bis 1965 war hier die Stadtbücherei untergebracht, dann eine Bank, von 1970 bis 1977 eine Schule und von 1977 bis September 2011 eine Tagesheimstätte und Werkstätte für Menschen mit Behinderung. Eine schöne Nutzung für Menschen, welche die Nazis systematisch umgebrachten. Die private Eigentümerin vermietet das Haus seit 1972 das Haus an das Innenministerium, erschwerte jedoch die Nutzung, da sie einen behindertengerechten Umbau ablehnte, weshalb 2011 der Sozialverein Lebenshilfe als Untermieter auszog. Aktuell ist ein Enteigungsverfahren gegen Entschädigungszahlung für die Eigentümerin im Laufen, mit der Absicht dauerhaft eine Nutzung des Hauses im Sinne nationalsozialistischer Wiederbetätigung auszuschließen. 1989 wurde von der Stadt vor dem Geburtshaus ein Mahnstein gegen Krieg und Faschismus errichtet. Der Stein stammt aus dem ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen. Die Stadt distanzierte sich damit von damals üblichen „Hitlertourismus“ samt einschlägigem Souvenirverkauf.


Straßenszenen in der Altstadt.


Wegen Verbreitung einer gegen Napoleon gerichteten Schrift wurde 1806 der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp Palm im mit Napoleon verbündeten Bayern verhaftet und in die französisch besetzte Stadt Braunau gebracht, weil man einen bayerischen Bürger nicht im eigenen Lande vor ein fremdes Militärgericht stellen konnte, wie man es wollte. In Braunau konnte man ihn von einem französischen Gericht aburteilen und von einem Erschießungskommando hinrichten lassen. Das 1866 errichete Palmdenkmal wurde vom vom bayerischen Ex-König Ludwig I. mitfinanziert, einem Nachfahren des damaligen bayrisches Herrschers.


Blick über den Inn hinüber nach Deutschland.


2014, hundert Jahre, nachdem er den Weltkrieg entfesselt hatte, wurde eine 1904 erstmals aufgestellte und von den Nazis 1938 entfernte Kaiser-Franz-Joseph-Büste wiederaufgestellt. Sie erinnert an den Kaiserbesuch in Braunau 1903. Sein Krieg machte aus Braunau eine Lagerstadt. Bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 wurde in Braunau ein Gefangenenlager an beiden Ufern des Flusses Mattig errichtet. In 120 Baracken wurden bis zu 15.000 Kriegsgefangene untergebracht. Anfangs waren die Gefangenen es überwiegend Angehörige der russischen Armee aus allen Gebieten des Zarenreiches, seit Mai 1915 wurden vor allem italienische Soldaten hierher eingesperrt. Im Braunauer Ortsteil Laab wurde nach dem Kriegsausbruch mit Italien 1915 ein sogenanntes Flüchtlingslager errichtet, in dem bis 1919 Vertriebene aus dem Trentino untergebracht wurden. Die österreichischen Militärbehörden quartierten hier überwiegend italienischstämmige österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger ein, die man fernab der mit Italien umkämpften Front haben wollte und die daher zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen wurden. Von den 386.000 Einwohnerinnen und Einwohnern des Trentino wurden 60.000 Männer als Soldaten in die k.u.k. Armee eingezogen. Über 1700 wurden aus politischen Gründen aus tatsächlicher oder angenommener politischer Gegnerschaft zum Habsburgerstaat interniert oder in Gefängnissen eingesperrt. 114.000 einfache Trientiner Zivilistinnen und Zivilisten, rund ein Drittel der gesamten italienischen Bevölkerung Tirols, wurden von den österreichischen Behörden aus ihren Wohngebieten zwangsvertrieben und durften bis Kriegsende und dem Ende des Kaiserstaats nicht zurückkehren.


Die Innbrücke über den Fluss Inn, der die Grenze zu Deutschland bildet. Der Bau der ersten Innbrücke erfolgte 1260. Nach der Sprengung der Straßen- und der Eisenbahnbrücke durch deutsche Soldaten unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die neue Brücke 1950 errichtet.


Blicke auf Braunau von der Innbrücke aus. Man sieht dabei auch Teile der Mauern der mittelalterliche Stadtbefestigung, die im 17.Jh. massiv ausgebaut wurde. Der Großteil wurde 1808 abgerissen.


Am anderen Ende der Innbrücke liegt das bayrische Simbach. 2008 wurde hier eine überdimensionale Skulptur eines Huchen, des größten im Inn lebenden Fisches, aufgestellt, auf der eine männliche Figur namens Aenus sitzt,die lateinische Bezeichnung für Inn. Muss einem nicht gefallen.