Montag, 5. Mai 2014

Maribor

3.5.2014

Die zweitgrößte Stadt Sloweniens war das Ziel an diesem Samstag. Besucht wurden hier zwei Fußballspiele am Nachmittag und Abend. Rund 95.000 Menschen leben in der Stadt. Heute ist sie auch in Österreich unter dem im 19.Jh. geschaffenen slowenischen Namen Maribor geläufig, bis Ende des 20.Jh. wurde hier der deutsche Name Marburg verwendet.

Bis 1918 gehörte Marburg als Teil der Steiermark zum Habsburgerreich. Vor dem Bahnhof steht eine 1903 in Wiener Neustadt gebaute Lokomotive.


Denkmal für den kommunistischen Politiker, Partisanen und Nationalhelden Boric Kidric aus dem Jahr 1963. Außerhalb des Stadtzentrums befindet sich in Tezno eines der größten Massengräber der Nachkriegsmassaker der Tito-Partisanen. Es wurde erst 1999 bei Bauarbeiten entdeckt. Zwischen 20. und 26. Mai 1945 wurden dort 15.000 oder 20.000 Menschen erschossen, Angehörige der faschistischen kroatischen Ustascha und serbische Tschetniks. Die im Zweiten Weltkrieg an der Seite der Nazis und deutschen Besatzer kämpfenden Soldaten und auch Familienangehörige waren zum Kriegsende nach Kärnten zur britischen Zone geflüchtet, aber wieder nach Jugoslawien zurückgeschickt worden.


Denkmal für Rudolf Maister aus dem Jahr 1987. Marburg war die letzten Jahrzehnte des 19.Jh. und ersten des 20.Jh. im Zentrum nationalistischer Konflikte. Die Stadt war eine deutschsprachige Sprachinsel (1910 80%), die Umgebung allerdings slowenisch. Im Zusammenbruch des Habsburgerreichs Anfang November 1918 übernahmen slowenische Truppenteile der zerfallenden Armee des Habsburgerreichs unter dem Kommando des Marburger k.k. Landsturmkommandanten Maister die Herrschaft über die Stadt. Eine deutsche Bürgerwehr mußte aufgeben.


Der Hauptplatz (Glavni trg). Tiefpunkt der Auseinandersetzungen 1918/19 war der 27. Jänner 1919, als Soldaten in eine am Hauptplatz auf eine US-Delegation wartende Menschenmenge schossen und dabei 13 deutschsprachige Marburgerinnen und Marburger töteten und mehr als 60 verletzten. Schließlich wurde die Stadt mitsamt dem slowenischen Umland offiziell dem späteren Jugoslawien angeschlossen. Viele Deutschsprachige verließen die Stadt oder wurden vertrieben, deutsche Schulen und Vereine aufgelöst. Die offizielle Volkszählung ergab in den 1930er Jahren nur 7% Deutschsprachige in der Stadt, nach ihren Angaben war es noch 25%.


Das Alte Rathaus (Rotovž) wurde 1515 errichtet und 1563 bis 1565 im Renaissancestil umgebaut. Eine spätklassizistische Umgestaltung aus der Mitte des 19.Jh. wurde zwischen 1952 und 1954 wieder rückgebaut.


Nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Jugoslawien 1941 hielt Adolf Hitler vom Rathausbalkon aus eine Rede und forderte dazu auf, „dieses Land wieder deutsch zu machen“. Die Nazis vertrieben viele Sloweninnen und Slowenen sowie aus dem übrigen Jugoslawien Zugewanderte und errichteten mit Verschleppung in Konzentrationslager, Zwangsarbeit und Todesurteilen eine Terrorherrschaft. 1945 wurde dann infolge dessen praktisch alle Deutschsprachigen ohne Unterschied ob Nazi oder nicht vertrieben.


Das Befreiungsdenkmal am Trg svobode („Freiheitsplatz“) aus dem Jahr 1975 gedenkt den Opfern der NS-Besatzung von 1941 bis 1945. In das Denkmal sind Reproduktionen der öffentlichen Kundmachungen der Erschießung von Geiseln aus der Zivilbevölkerung und Partisanen durch die deutschen Nazi-Besatzer im Zweiten Weltkrieg eingearbeitet (667 Hingerichtete) sowie ein Abschiedsbrief eines zum Tod verurteilten Slowenen. Anekdotische Notiz: Das Denkmal heißt im Volksmund Kodžak, eine Verballhornung der Fernsehserienfigur Kojak, da es die Leute an den Glatzkopf des Darstellers erinnerte.



Die zwischen 1478 und 1483 errichtete Stadtburg (Mestni grad). Zunächst war sie eine Wehranlage an der Stadtmauer, schließlich wurde sie zu einem feudalen Wohnsitz umgestaltet. Heute ist darin ein Museum.


Der Johannesdom (sv. Janeza Krstnika) wurde ursprünglich 1248 im romanischen Stil errichtet. Im 14. und 15.Jh. wurde die Kirche im gotischen Stil umgebaut. Der Turm wurde im 18.Jh. in klassizistischen Stil errichtet, nachdem in den barocken Vorgängerturm ein Blitz eingeschlagen war.


Die Alte Weinrebe (Stara Trta) ist mit über 400 Jahren der älteste Rebe der Welt. Jedes Jahr gibt es noch Wein der Rotweinsorte Žametovka daraus, er soll allerdings nicht mehr besonders gut sein.


Der Rechtsturm (Sodni stolp) ist ein Turm der ehemaligen Stadtbefestigung am Flußufer. Am südwestlichen Eck der Stadtmauer wurde hier im frühen 14.Jh. ein erster Turm errichtet. Der heutige Turm wurde 1540 bis zum ersten Stock gebaut. Die weiteren Stockwerke stammen aus dem 17.Jh. und dem 19.Jh.


Der hier links zu sehende sogenannte Wasserturm (Vodni stolp) wurde 1555 errichtet und war einst mit der Stadtmauer verbunden, die rechts im Bild zu sehen ist. Dort steht der Judentum (Zidovski Stolp) aus der Mitte des 15.Jh., der den südlichen Rand des dahinter liegenden mittelalterlichen jüdischen Viertels markierte.


Zentrales Gebäude des jüdischen Viertels war die im 14.Jh. erbaute Synagoge. 1497 wurden alle Jüdinnen und Juden auf Anweisung von Kaiser Maximilian I. aus der Steiermark vertrieben, so auch aus Marburg. 1501 wurde die Synagoge in eine Kirche umgewandelt. Während der josephinischen Reformen wurde die Kirche 1785 säkularisiert und bis 1811 als Lagerhaus der Armee verwendet. Anschließend diente das Gebäude bis in die 1980er Jahre als Wohnhaus. In den 1980ern wurde es von der Stadt in eine Kunstgalerie umgebaut. Seit 2001 ist hier ein Museum untergebracht, das auch eine kleine Ausstellung über die jüdische Geschichte der Stadt zeigen soll. Allerdings Samstag, Sonntag und an Feiertagen geschlossen ...


Denkmal für die im Holocaust Ermordeten aus Maribor. Nach Aufhebung der Beschränkungen für die Ansiedlung 1861 hatten hier wieder Jüdinnen und Juden gelebt. Nach dem deutschen Überfall auf Jugoslawien 1941 wurden sie noch im Frühjahr 1941 in KZ deportiert. Eine Hinweistafel zur Erklärung der Bedeutung der Figuren fehlt hier.


Altstadtansichten vom Fluß Drau (Drava) aus.

1 Kommentar:

  1. Habe meine Großeltern nie kennengelernt, wurden in Slowenien vom Hof verjagt und in einem Kontzentrationslager oder früher erschossen. Immer schwebt eine Traurigkeit über mir. Sie hatten acht Kinder. Ich hätte -sie geliebt. Sie haffen acht Kinder, der älteste 16 Jahre alt.Ich bin seine Tochter gewesen (2015 an Herzversgen vestorben.)

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