Samstag, 26. April 2025

Wörgl

26.4.2025

In der Tiroler Stadt Wörgl habe ich ein Fußballspiel besucht. 14.500 Menschen leben hier.

Der Bahnhof wurde 1858 eröffnet. Nach der Zerstörung des kriegswichtigen Bahnknotenpunkts durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg wurde das Bahnhofsgebäude etwa 500 Meter nach Westen verschoben in den Jahren 1950 und 1951 neu gebaut. Eine Hinterlassenschaft der Bombardierung im Krieg tauchte erst vor wenigen Tagen auf, als bei Grabungsarbeiten am Mittwoch eine 250 kg schwere Bombe gefunden wurde. 400 Menschen wurden aus den umliegenden Häusern evakuiert und der Eisenbahnverkehr komplett gesperrt bis die Bombe vom Bundesheer entschärft und weggebracht wurde.


Bemerkenswert sind die innerhalb der Innenstadt erhaltenen Bauernhäuser. Sie erinnern an die Zeit vor dem Bau der Eisenbahnlinie und der nachfolgenden Industrieansiedlung, als Wörgl noch ein kleines Bauerndorf war.


Als am 12. Februar 1934 in Linz der bewaffnete Aufstand sozialdemokratischer Schutzbündler gegen Unterdrückung und Faschmus begann, versammelten sich am 13. Februar 1934 auch in Wörgl zur Verteidigung der Demokratie Entschlossene. Das Bundesheer stellte sich ihnen entgegen und es kam zu Kämpfen. Sie wurden nach vermittelndem Einschreiten des katholischen Priesters Franz Wesenauer (der unter dem Naziterror später einem jüdischen Kind durch Verstecken das Leben rettete) und des sozialdemokratischen Bürgermeisters Unterguggenberger beendet. Das Bundesheer besetzte das Arbeiterheim. Zwölf Widerstandskämpfer wurden von der Justiz zur Gefängnisstrafen verurteilt. Drei können bis in die Schweiz fliehen, wobei zwei anschließend in der Sowjetunion Schutz suchen. Johann Sappl aus Höring wurd dort im Zuge des stalinistischen Terrors hingerichtet. 71 Bergleute in Häring, die in Streik getreten waren, wurden entlassen. Bürgermeister Unterguggenberger wurde von der austrofaschistischen Dikatur abgesetzt und der demokratisch gewählte Gemeinderat aufgelöst. Ein Gedenkstein aus dem Jahr 1984 erinnert an die Opfer im Kampf gegen den Austrofaschismus 1934 sowie an das Ehepaar Josefa und Alois Brunner aus Wörgl, die für ihren Widerstand gegen die NS-Diktatur von den Nazis 1943 in München hingerichtet wurden.


Denkmal für Michael Unterguggenberger, sozialdemokratischer Bürgermeister Wörgls von seiner demokratischen Wahl 1931 bis zur Absetzung durch die austrofaschistische Diktatur 1934. Seit 1912 war der Eisenbahner Mitglied der sozialdemokratischen Partei und seit 1919 Gemeinderat. Berühmt wurde er für seinen Einsatz in der Weltwirtschaftskrise. Die Schließungen der Cellulosefabrik in Wörgl sowie des Egger-Lüthi-Werk im benachbarten Kirchbichl 1931 hatten einen Großteil der Bevölkerung arbeitslos gemacht. 1932 waren in der Region 1.500 Menschen arbeitslos, in Wörgl allein waren 400 Menschen, wovon 200 bereits „ausgesteuert“ waren, also keinerlei staatliche Unterstützung mehr erhielten. Michael Unterguggenberger und seine Wörgler Freiwirtschaftsgruppe das Wörgler Nothilfe-Programm, zu dessen Umsetzung ein überparteilicher Wohlfahrtsausschuss eingerichtet wurde. In diesem wirkte mit Pfarrer Matthias Riedelsperger auch ein Vertreter der katholischen Kirche mit. Der Wohlfahrtsausschuss gab Arbeitswertbestätigungen im Wert einem, fünf und zehn Schilling heraus. Nach der Idee des Schwundgeldes von Silvio Gesell verlor der Geldschein monaltlich ein Prozent an Wert Durch Aufkleben von Stempelmarken konnte der Schein seinen vollen Wert behalten. Die einprozentige Abgabe floss in den Armenfonds. Die Gemeinde Wörgl gab diverese Bauaufträge, wobei die Arbeiter mit Arbeitswertscheinen entlohnt wurden, mit denen sie in Wörgler Geschäften einkauften, um nicht Wert zu verlieren. Die Steuereinnahmen durch den Umsatz der Wörgler Geschäfte füllten die Gemeindekasse, aus der neue Bauprojekte in Auftrag gegeben wurden. 13 1/2 Monate dauerte das Projekt. Die Zahl der Arbeitslosen ging in Wörgl um 16 % zurück, während sie in Österreich um 19 % stieg. Dann schritt allerdings die Nationalbank ein und ließ das erfolgreiche Projekt beenden, da nur sie zur Ausgabe von Geld befugt war.


Andreas-Hofer-Platz mit Denkmal für das Jahr 1809 vor der Kirche. Im Februar 1809 begann die Habsburgermonarchie mit einem Angriff auf das im Krieg von 1805 an Bayern verlorene Tirol einen Krieg gegen Frankreich und dessen Verbündeten Bayern, zu dessen Unterstützung auch der Tiroler Volksaufstand unter Andreas Hofer begann. Die österreichische Armee wurde im Mai in der Schlacht von Wörgl von französischen und bayreischen Truppen besiegt, woebi 600 bis 3.000 Soldaten auf österreichischer und 191 auf französischer und bayerischer Seite verwundet und getötet wurden. Die Tiroler Bevölkerung wehrte sich mit vielen Toten und Verletzten in mehreren Kämpfen und Schlachten noch bis November im Volksaufstand gegen Bayern und Franzosen weiter bis diese die vollständige militärische Kontrolle wieder innehatten und Tirol weiter bayerisch regiert blieb.


Beim Kriegerdenkmal werden nicht nur die getöteten Soldaten der Weltkriege aus Wörgl aufgelistet sondern mit einer Inschrift wird auch den Opfern im Widerstand gegen den Nazi-Terror gedacht. Eine weitere Gedenktafel benennt die von den Nazis verfolgten und umgebrachten Menschen aus Wötgl.


Straßenszenen

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