Samstag, 4. Januar 2025
Venedig
4.1.2025
In der italienischen Stadt Venedig habe ich wieder ein Fußballspiel besucht. Nach ersten Besichtigungen, die Mestre, das Stadtzentrum sowie zuletzt Burano und Murano zum Thema hatten, stand diesmal ein Spaziergang mit dem Arsenale als Ziel an.
Straßenszenen.
Vom 7./8.Jh. bis 1797 bestand die Republik Venedig, die Serenissima Repubblica di San Marco („Durchlauchtigste Republik des Heiligen Markus“), die sich mit ihren Flotten an Handels- und Kriegsschiffen im Mittelmeer bis ins 16.Jh. zu einer der größten Handelsstädte Europas und Knotenpunkt des Handels zwischen Westeuropa und dem östlichen Mittelmeer entwickelte. Das war aber keine friedliche Entwicklung. Mit seiner Kriegsflotte und seinem Militär eroberte Venedig ein Kolonialreich, das Besitzungen in Oberitalien (Friaul, Venetien und Lombardei), Dalmatien, Kreta und weitere ägäische Inseln sowie im 16.Jh. Zypern umfasste (Karte) und führte jahrhundertelang sehr viele Kriege.
Basis von Venedigs Seemacht war das Arsenale im östlichen Stadtteil Castello. Hier befanden sich die Schiffswerft, die Lagerstätten der Waffen und Kriegsgeräte und der Flottenstützpunkt. Das Wort Arsenal kommt vom arabischen Wort darsiná-a für „Arbeitsstätte“. Im Jahr 1104 begann man mit dem Bau des Arsenals auf damals zwei sumpfigen Inseln in der Lagune. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gelände mehrmals erweitert und war seinerzeit am Höhepunkt im 16.Jh. der größte Produktionsbetrieb Europas, in dem über 3.000 Handwerker und Arbeiter, „Arsenalotti“ genannt, arbeiteten. Die Bedeutung ihrer Arbeit, aber auch die zahlreichen Waffen, brachten ihnen neben dem guten Arbeitsplatz auch strenge Überwachung durch die Polizei. Organisiert waren die Arbeiten in Zünften (arti) und gearbeitet wurde in Gruppen unter Meistern (Proti). Gewohnt wurde in der Marinaressa.
Wie eine Festung war das Arsenal von Mauern und Türmen umgeben. Bis 1806 gab es nur zwei Eingänge. Zu Wasser über das Wassertor Ingresso all'Acqua aus dem Jahr 1574, das durch ein Fallgitter verschlossen werden konnte, und am Land über den Ingresso di Terra. Das Landtor wurde in der heutigen Form 1460 errichtet. Es ist eine Art Triumphtor, um die Macht Venedigs zu repräsentieren. Die beiden riesigen antiken Löwen rechts und links der Treppe sind Beutestücke, die der schwedisch-deutsche Feldherr Otto Wilhelm von Königsmarck von einem Kriegszug für den 108. Dogen Francesco Morosini im Jahre 1687 aus Griechenland nach Venedig brachte. Der linke, drei Meter hohe Löwe stand davor seit zweitausend Jahren nahe Athen in Porto Leone (Piräus). Im Krieg gegen das Osmanische Reich besetzte das Heer in Griechenland u.a. 1687 Athen. Mit Artillerie beschossen sie die noch von osmanischen Truppen gehaltene Festung der Akropolis, was die Explosion des Munitionslagers im bis dahin weitgehend original erhaltenen antiken Parthenon-Tempel zur Folge hatte. Die in Trümmer gelegte Akropolis konnte so erobert werden. Da der Großteil der Armee aber an der Pest starb, musste sie Athen 1688 wieder räumen.
Es gab verschiedene Produktionsbetriebe und der Ablauf der Arbeiten wurde zunehmend effizient organisiert. Bereits Im 14.Jh. erfolgte der Bau der Galeeren in rationalisierten Arbeitsabläufen. Jedes Handelsschiff war so konstruiert, dass es zu einem Kriegsschiff umgebaut werden konnte. Die Bestandteile für die Galeeren waren genormt, wurden vorgefertigt und im Depot gelagert, damit im Bedarfsfall Schiffe schnell gebaut werden konnten. Für die Seeschlacht von Lepanto im Krieg gegen das Osmanische Reich wurden im Arsenal im Jahre 1570 innerhalb von zwei Wochen 100 Galeeren gebaut.
Das Venediger Arsenal diente in Wien als architektonisches Vorbild für die Gestaltung der großen Kasernen, welche die Habsburgermonarchie zur militärischen Niederschlagung etwaiger weiterer Freiheits- und Mitbestimmungsbestrebungen der Bevölkerung nach der Revolution von 1848 in den 1850er Jahren rund um die Wiener Innenstadt bauen ließ. Die Franz-Josephs-Kaserne am Ring wurde 1900/1901 wieder abgerissen. Die Rossauer Kaserne und das Arsenal mit dem damaligen Hofwaffenmuseum (heute: Heeresgeschichtliches Museum) gibt es heute noch.
Straßenszenen.
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