Samstag, 11. Januar 2025
Corridonia
11.1.2025
In der italienischen Gemeinde Corridonia in der Provinz Marken (Marche) habe ich ein Fußballspiel besucht. 14.000 Menschen leben hier.
Die einige Kilometer außerhalb liegende, im 11.Jh. in byzantinischem Stil errichtete Klosterkirche San Claudio al Chienti fällt mit ihren auf das Vorbild der Kirchtürme von Ravenna zurückgehenden Rundtürmen auf. Es sind eigentlich zwei Kirchen hier in einem Gebäude, eine Ober- und eine Unterkirche. Das sieht man auch an den beiden Toren. Eine Kirche ist hier seit dem 5./6.Jh. schriftlich belegt.
Ausblick auf den Hügel mit dem Zentrum Corridonias
Porta Romana, Stadttor der auch nach Verbauung noch erkennbaren Stadtmauer
Straßenszenen. Auffällig ist die Ziegelbauweise.
Auf der Piazza, dem höchsten Punkt der Altstadt, durchbricht ein Ensemble aus in rationalistischem Stil der 1930er Jahre glatt weiß gebauten Gebäuden die Optik. Die Gemeinde heißt erst seit 1931 Corridonia. Zuvor war ihr Name seit dem Mittelalter Montolmo (nach einer alten Ulme) und ab 1851 Pausula. Unter der Diktatur des Faschismus wurde sie 1931 nach dem hier geborenen Filippo Corridoni benannt, einem Syndikalisten (eine politische Strömung, die Gesellschaftsveränderung durch die Gewerkschaften mittels Streiks und Sabotage der Produktion propagierte), der 1914 und 1915 u.a. gemeinsam mit Benito Mussolini für eine Beteiligung Italiens am Ersten Weltkrieg warb. Nachdem Italien dann tatsächlich der Habsburgermonarchie im Mai 1915 den Krieg erklärt hatte, wurde Corridoni in diesem schon bald im Oktober 1915 als Soldat getötet. Nach seinem Tod verehrten ihn syndikalistisch orientierte Linke für seinen Einsatz für Arbeiterrechte, aber es pries ihn auch Mussolini aufgrund seiner Kriegsbegeisterung als Faschismus-Vorläufer. Die Corridoni kriegerisch zeigende Statue auf der Piazza wurde mitsamt dem Gebäudeensemble von Mussolini selbst 1936 als Zeichen faschistischer Propaganda eingeweih. In dieser hatte die italienische Weltkriegsbeteiligung 1915 bis 1918 und der Krieg generell einen hohen Stellenwert.
Eugenio Niccolai war ein aus dem Ort stammender Soldat, der im Ersten Weltkrieg getötet wurde.
Kriegsgedenkstätte
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