Samstag, 23. November 2019

Kisvárda

23.11.2019

Im nordostungarischen Kisvárda (deutsch früher Kleinwardein) wurde ein Fußballspiel besucht. 16.000 Menschen leben hier.

Ein schöner Ausdruck der ungarischen Vielfalt an christlichen Religionen sind die nebeneinander stehende Reformierte Kirche aus dem Jahr 1871 (links) und die römisch-katholische Kirche aus dem 17./18.Jh. (rechts). Protestantische christliche Religionen verbreiteten sich in Ungarn einst stark, da die katholische Kirche in vergangenen Jahrhunderten Teil des teilweise abgelehnten und oft in Aufständen bekämpften Habsburger-Herrschaftsapparats war. Es gibt in der Stadt auch noch eine griechisch-katholische Kirche aus dem Jahr 1877, was an der Grenznähe zur Ukraine liegt, wo die dem römischen Papst unterstehende Ostkirche nach byzantinischem Ritus verbreitet ist.


Straßenszenen. Kisvárda wird auch einfach nur Varda genannt. Die Vorsilbe kis („klein“) unterscheidet es vom heute in Rumänien liegenden, einst auf ungarischem Staatsgebiet gewesenem und teilweise auch heute noch ungarisch bewohnten Oradea (ungarisch Nagyvárad, deutsch Großwardein).


Wie in anderen Orten der Region wurden die jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner (ein Viertel der Stadtbevölkerung) nach dem Ende des Ersten Weltkrieg 1918 von christlichen Nachbarinnen und Nachbarn überfallen, geprügelt und ausgeraubt weil man sie antisemitisch als Sündenbock für die Kriegsniederlage verantwortlich machte. Ein weiterer Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung fand hier 1938 statt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die jüdischen Ungarn vom ungarischen Staat 1940 in Zwangsarbeitseinheiten einberufen und 1942 zu Zwangsarbeiten an die Kriegsfront in der Sowjetunion geschickt, wo viele zu Tode gebracht wurden. Nach der deutschen Besetzung 1944 sperrten die deutschen Soldaten 7.000 Jüdinnen und Juden aus der Stadt und umliegenden Dörfern in ein Ghetto und deportierten sie von dort zur Ermordung in KZ, die meisten nach Auschwitz. Das Gebäude der 1900 eröffneten ehemaligen Synagoge wurde in der Nachkriegszeit zum Regionalmuseum umgebaut.


Die Burg wurde im 15.Jh. erbaut. Dabei wurden Ziegel verwendet, da Steinbrüche weit entfernt waren. Bereits ab dem 11.Jh. hatte es bereits eine Festung aus Erdwällen gegeben. Das 16. und 17.Jh. waren von vielen und langen Kriegen geprägt. Die Burg war das Zentrum des Komitats Szabolcs und wurde oftmals von verschiedenen Armeen belagert. Im 18.Jh. wurde die Anlage verlassen und verfiel zur Ruine. Im 19.Jh. wurde ringsherum ein Park angelegt. Im Rahmen der Vorbereitungen für den Bau der Sportanlage nebenan wurden die Burgruine 1954 freigelegt und die Ruine zwischen 1958 und 1960 restauriert. Heute finden hier Theateraufführungen statt.

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