29.1.2017
Im spanischen Almería wurde ein Fußballspiel besucht. 195.000 Menschen leben hier im Osten Andalusiens.
Die heutige Stadt wurde 955 in maurischer Zeit mit dem arabischen Namen al-Mariyyat Bayyana gegründet, was sich auf den Küstenwachtum ( al-Miraya) vor der älteren Siedlung Bayyana, heute Pechina, bezog. Als kosmopolitischer Handelshafen v.a. für Seide und Textilien, aber auch militärischer Flottenstützpunkt des maurischen Al-Andalus erlebte die Stadt eine Blütezeit, die mit der christlichen Eroberung 1147 beendet wurde, auch wenn Almería ein Jahrzehnt später wieder zurückerobert wurde und bis zur endgültigen christlichen Eroberung nach langwierigen Kriegen 1489 als Teil des Königreichs von Granada maurisch blieb. Auf einem 85 Meter hohen Hügel über Stadt und Meer thront gut sichtbar die maurische Festung Alcazaba.
Mit dem Bau der Burg wurde im 10.Jh. unter dem Kalifen Abd ar-Rahman III. begonnen.
Die langgezogene Burganlage auf dem Bergrücken ist die zweitgrößte maurische Festungsanlage nach der Alhambra von Granada.
Der untere Burghof ist begrünt und bewässert.
Die maurische Palastanlagen sowie die damals schon zu einer Kirche umgebaute ehemalige Moschee wurden 1522 durch ein Erdbeben zerstört. Man sieht heute Ausgrabungen des Hamams und anderer Bauten.
Im Inneren der Alcazaba.
In einem Krieg blutig umkämpft war die Burg 1567 im schließlich militärisch niedergeschlagenen Aufstand der maurischstämmigen, zum Christentum zwangskonvertierten Bevölkerung gegen die Einschränkung ihrer Rechte im christlichen Spanien. Die hunderttausenden Menschen nicht christlichen Glaubens, Moslems sowie seit mehr als einem Jahrtausend hier lebende Jüdinnen und Juden, waren nach der vollständigen christlichen Eroberung der Halbinsel bereits zuvor aus Spanien vertrieben worden.
Nach dem Erdbeben 1522 wurde die Burg um- und ausgebaut und ein neuer dritter Burghof als Erweiterung aus christlicher Zeit hinzugebaut.
Ausblicke von der Alcazaba auf die Stadt Almería und das Meer.
Katze
Neben der Alcazaba verlaufen die mittelalterlichen Stadtmauern Muralla de Jairán) durch die Schlucht von La Hoya. Sie münden hier am Hügel Cerro de San Cristobal, wo während der ersten christlichen Belagerung Almerías von 1147 eine Gegenfestung zur Alcazaba vom Belagerungsheer errichtet wurde.
Zu Füßen der Alcazaba verlaufen die engen Gassen der Almedina, der einstigen Innenstadt der maurischen Zeit. Die Häuser stammen heute weitgehend aus dem 17./18.Jh., folgen aber den alten Straßenverläufen.
Die Kirche San Juan Evangelista wurde im frühen 17.Jh. errichtet, nachdem die für ihre Säulenhallen berühmte ehemalige Moschee an dieser Stelle durch das Erdbeben von 1522 zerstört worden war. Die Moschee war nach der christlichen Eroberung 1489 zur ersten Kathedrale der Stadt umgebaut worden war. Teile des islamischen Gebäudes wurden im Kirchenbau verwendet. Wenn die Kirche Sonntagnachmittag nicht verschlossen gewesen wäre, wären dort Reste von Qibla und Mihrab der Dekoration der Moschee aus dem 12.Jh. zu sehen gewesen.
Die Catedral de la Encarnación de Almería wurde zwischen 1524 und 1562 als neue Kathedrale der Stadt errichtet, wobei ihre Architektur im Übergang zwischen Spätgotik und Renaissance steht. Hier die stadtseitige Fassade der Kirche.
Die Kathedrale wurde als Wehrkirche als Teil der militärischen Befestigungsanlagen der Stadt gegen Piratenangriffe vom Meer her errichtet. Die küstenseitige Ansicht der Kathedrale zeigt daher hohe Mauern und Ecktürme.
Straßenszene, im Hintergrund einer der Wehrtürme der Kathedrale.
Am Fuß des Glockenturms der Kathedrale steht ein Denkmal für den Bischof Diego Ventaja Milan aus den 1940er Jahren. Die spanische Kirche unterstützte und segnete den Militärputsch und den blutigen Bürgerkrieg gegen die Republik, was in einigen Orten Spaniens Verfolgungen ihrer Repräsentanten und Verwüstungen von Kirchen einbrachte. Der Bischof von Almería wurde zusammen mit anderen religiösen Würdenträgern gefangengenommen und 1936 ermordet.
Straßenszene
Das Rathaus wurde entkernt und ist derzeit nicht in Funktion.
In der Nähe von Almería wurden jungsteinzeitliche Höhlenmalereien gefunden, die eine menschliche Figur mit ausgestreckten Armen und einem Bogen über dem Kopf zeigt. Die mutmaßliche Gottheit wurde unter dem Namen Indalo zu einem Symbol Almerías.
Straßenszenen. Unter Almería gibt es ein vier Kilometer langes System von unterirdischen Luftschutzbunkern, die Refugios subterráneos de Almería, mit einer Kapazität von 40.000 Menschen. Sie wurden mithilfe von Ingenieuren und Bergarbeitern der Bergwerke der Region sowie freiwilliger Arbeitsleistung zahlreicher Einwohnerinnen und Einwohner 1937/38 errichtet, als die Stadt im Spanischen Bürgerkrieg insgesamt 52-mal vor allem von der an der Seite Francos eingesetzten deutschen Luftwaffe bombardiert wurde. 1938 richtete man sogar einen funktionsfähigen unterirdischen Operationssal ein. Nach der Niederlage der Republik wurden die Bunker in den Jahrzehnten der Franco-Diktatur bis 1975 verschlossen und vergessen. Erst 2001 wurden sie wiederentdeckt.
Ungewöhnliches Denkmal in Form eines Fotoapparats, für Manuel Falces.
Der 1893 fertiggestellte alte Bahnhof. 2005 wurde das Gebäude geschlossen und durch den nebenan errichteten kombinierten Zug- und Busbahnhof ersetzt.
In den 1950er/60er Jahren wurden Almería von der Filmindustrie entdeckt und hier zwei Jahrzehnte lang zahlreiche europäische und einige US-amerikanische Filme vor den realen Kulissen der Stadt und seiner Umgebung gedreht. Die Filmwirtschaft entwickelte sich zu einem wesentlichen wirtschaftlichen Faktor für Almería, der Flughafen wurde für sie eigens gebaut. Von besonderer Bedeutung waren in den 60er/70er Jahren die in der Wüste von Tabernas am Fließband produzierten Italowestern, die Action-Blockbuster jener Zeit.
Straßenszene
Das 108 Meter lange Cable Inglés wurde 1904 am Hafen zur Verladung des mit der Bahn angelieferten Eisenerzes aus den Bergwerken der The Alquife Mines and Railway Company Limited auf Schiffe errichtet. Das Unternehmen aus Glasgow ließ in den hiesigen Bergwerken das Erz abbauen und zur Verarbeitung in Großbritannien abtransportieren. Dafür wurde die Verladestation aus 3.824 Tonnen Stahl im schottischen Motherwell produziert und hier aufgebaut. Die Anlage blieb auch Jahrzehnte nach der Verstaatlichung der britischen Bergbauunternehmen im Süden Spaniens bis 1970 in Betrieb. 2010 bis 2014 wurde die Anlage als Industriedenkmal renoviert.
Denkmal für die im KZ Mauthausen ermordeten spanischen Bürgerkriegsflüchtlinge aus Almería, die nach der deutschen Eroberung Frankreichs in KZ gesperrt wurden. Das 2013 errichtete Denkmal gedenkt den 142 von den Nazis ermordeten aus Almería in Form von 142 Stelen. Die zentrale Skultur zeigt die Todesstiege von Mauthausen und einen der dort von Steinbrocken erschlagenen. Ingesamt waren 7.000 Spanier im KZ Mauthausen eingesperrt. Nur 2.184 überlebten.
Bäume
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