Samstag, 15. Dezember 2012

Datum 12/12-1/13



Datum
12/2012 − 1/2013
98 S.








Jahrelang versuchte Frank Stronach mit hohem Geldeinsatz den österreichischen Fußball umzukrempeln, um ihn zu einem tauglichen Content für ein zu gründendes Sportwetten-Imperium umzugestalten, aber hauptsächlich um ihn einfach zu seinem Spielball zu machen. Als Adlatus installierte er den rechten Politiker Peter Westenthaler als Vorstand der Bundesliga und förderte mit Unsummen erst jahrelang den Fußballklub Austria Wien und dann kurz ein Retortenkonstrukt in Wiener Neustadt. Beides ohne die angepeilten Erfolge zu zeitigen. Er agierte erratisch und besserwisserisch, glaubte sich mit seinem Geld alles kaufen zu können. Er zerstörte mehr als er aufbaute. Einige enge Mitarbeiter konnten in dieser Zeit allerdings ihr Minus am Konto in ein sattes Plus umdrehen.
Im Jahr 2012 stieg dieser Stronach nun in die österreichische Politik ein, kaufte sich mit Unsummen einzelne rechtspopulistische Abgeordnete, um einen Parlamentsklub zusammenzustellen, der allein seinen Vorgaben zu folgen hat. Politik als persönlicher Spielball. Er agiert erratisch und besserwisserisch, glaubt sich mit seinem Geld alles kaufen zu können. Er wird mehr zerstören als er aufbaut.
Doch das Lehrbeispiel seines Scheiterns im Fußball Jahre zuvor bleibt der innenpolitisch interessierten Öffentlichkeit verborgen, findet sich in der medialen Berichterstattung höchstens als Fußnote. Niemand versteht es, niemand erklärt es. Niemand hält es für relevant in der persönlich-politischen Beurteilung Frank Stronachs.
Ein journalistisches Defizit und politisches Problem. Aber auch ein schönes Zeichen für die gesellschaftliche Relevanz des Fußballs und des Stellenwerts des österreichschen Sportjournalismus im besonderen, in dem die allermeisten Sportreporterinnen und Sportreporter ihr Metier in der Unterhaltung verorten oder sich als PR-Beauftragte verstehen und nicht als Journalistinnen und Journalisten. Stronachs Wirken im Fußball wird im politischen Journalismus als nicht relevant eingeordnet und das Sportressort als dafür nicht relevanter Ansprechpartner.
Johann Skocek versucht in seinem Artikel Solospitze einer interessierten Öffentlichkeit das Wirken Stronachs im Fußball darzustellen. Der Text ist subjektiv gefärbt, bietet nicht alles auf, aber wäre ein Anfang für eine wichtige Debatte. Diese wird allerdings wahrscheinlich nicht stattfinden.

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