Montag, 3. Dezember 2012

Murska Sobota

2.12.2012

Die Kleinstadt Murska Sobota mit 12.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt im Nordostzipfel Sloweniens, in der Region Prekmurje („Übermurgebiet“).
Vom Mittelalter bis 1918 gehörten Stadt und Land ringsum zu Ungarn. Die Stadt hieß damals Muraszombat. Vom alten slowenischen Namen Olšnica leitete sich der deutsche Name Olsnitz ab. Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Region zu Jugoslawien.

Das 1909 erbaute Hotel Zvezda hieß einst nach seinem Besitzer János Dobraj Hotel Dobraj. Vom Balkon im ersten Stock wurde nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie und der Entstehung der ungarischen Räterepublik am 29. Mai 1919 die unabhängige Murrepublik, slowenisch Murska republika, ausgerufen. Der Lehrer und Weltkriegsoffizier Vilmos Tkálecz baute auf eine Truppe von 600 Bewaffneten und Unterstützung durch rechte ungarische Kräfte. Letztere blieb aber aus, nach sechs Tagen mußten die Aktivisten über die nahe Grenze nach Österreich fliehen.
Ebenfalls hier in diesem Haus wurde 1924 der Fußballverein NK Mura gegründet.


Reminiszenz in Graffitiform


Das martialische Siegesdenkmal (spomenik zmage) in Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wurde bereits im August 1945 errichtet. Es erinnert an die Befreiung sowohl durch Tito-Partisanen als auch die Sowjetarmee, beide figurativ dargestellt. Bemerkenswert angesichts des wenige Jahre später folgenden Bruchs.


Im Zentrums eines Parks in der Innenstadt steht das Schloß (Grad). In seiner heutigen Gestalt eines rechteckigen Renaissancebaus stammt es aus dem Ende des 16.Jh., geht aber wahrscheinlich auf eine zuvor hier stehende Burg aus dem 13.Jh zurück.


Im 18.Jh. wurde im Barockstil umgebaut, hier das barocke Portal.


Im Schloß wurden im Oktober 1941 von den deutschen Besatzern Menschen eingesperrt, gefoltert und umgebracht. Anschließend wurde die Stadt ans mit Hitler verbündete Ungarn angegliedert.


Blick vom Schloß über den Park auf die evangelische Kirche.


Ein auf den ersten Blick leicht zu übersehendes, aber dann umso beeindruckenderes, da stilles und zum Nachdenken anregendes Denkmal wurde 2010 vor dem Bahnhofsgebäude aufgestellt. In Erinnerung an die deportierten und ermordeten Juden von Prekmurje April − November 1944, so die übersetzte Inschrift auf der Rückenlehne der leeren Sitzbank, neben der symbolisch ein Koffer steht. Im Zuge des Holocausts in Ungarn wurden die Jüdinnen und Juden von Murska Sobota am 26. April 1944 ohne Essen und Trinken über Nacht in der Synagoge eingesperrt (1908 eröffnet, 1954 abgerissen) und am nächsten Morgen ins KZ deportiert. Die Mitnahme von Handgepäck war erlaubt, um sie in trügerischer Sicherheit zu wiegen.
Es ist das erste (!) Denkmal an den Holocaust in Slowenien.


Am Bahnhofsvorplatz steht eine 1928 in Wien gebaute Lokomotive der österreichischen Eisenbahn, die von 1945 bis 1978 hier im Einsatz war.

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