8./9.11.2012
An zwei Tagen wurde die rheinische Millionenstadt Köln im Westen Deutschlands besichtigt. Die Abende wurden jeweils mit Fußballspielen in Leverkusen sowie eben Köln beschlossen.
Das Wahrzeichen Kölns ist sein großer Dom. Mit dem Bau der gotischen Kathedrale wurde zwar bereits 1248 begonnen, 1322 der Chor (Altarraum) fertiggestellt und 1350 mit der hier zu sehenden Westfassade und den Seitenwänden begonnen, doch die Bauarbeiten kamen aus diversen Gründen immer mehr ins Stocken. Ab 1530 wurde nicht mehr gebaut und 1560 die Bauarbeiten endgültig eingestellt. Über Jahrhunderte stand nun mitten in der Stadt eine halbfertige Bauruine, die von einem Kran überragt wird. Zu Beginn des 19. Jh. wurde der originale mittelalterliche Bauplan wiedergefunden und nachdem das Rheinland unter preußische Herrschaft gekommen war, wurde der Dom zwischen 1842 und 1880 fertiggestellt, zur höheren Ehre der preußischen Könige und als nationales Prestigeprojekt der deutschen Einigung unter ihrer Vorherrschaft.
Der Innenraum des Doms ist schmal, aber sehr hoch und wird von seinen zahlreichen Fenstern geprägt (mehr Fenster- als Bodenfläche!). Eine beeindruckende gotische Kathedrale.
Bereits 1322 wurde nach Einweihung des Chors das größte Heiligtum hier aufgestellt, der goldene Sarkophag mit den angeblichen Gebeinen der Heiligen drei Könige. Die Reliquien wurden 1164 aus Mailand nach Köln gebracht. Mailand war unter Kaiser Friedrich I. erobert worden und wurde so weiter gedemütigt. Denn nun wurde Köln zum bedeutenden Wallfahrtsort, was enormen wirtschaftlichen Aufschwung brachte und Köln zur größten deutschen Stadt des Mittelalters wachsen ließ. Der Schrein wurde von Nikolaus von Verdun geschaffen, von dem auch der Verduner Altar in Klosterneuburg stammt.
Vor dem Dom steht zur Erinnerung an die römische Vergangenheit der Stadt Köln, der römischen Colonia Claudia Ara Agrippinensium, der rechte Fußgängerdurchgang des Nordtors der römischen Stadtmauer. Das ganze Stadttor war 15 Meter breit, sein Hauptbogen ist im Römisch-Germanischen Museum neben dem Dom zu sehen,
St. Gereon: An einem spätantiken Friedhof vor den Toren der Stadt wurde im 4.Jh. ein ovaler Kirchenbau erichtet, an den sich eine Apsis und eine Vorhalle anschlossen. Im 13.Jh. wurde über dem antiken Oval ein spätromanischer Dekagon, ein Zehneckbau, mit einer großen Kuppel in 35 Meter Höhe erbaut.
Der sogenannte Römerturm (ca. 50 u.Z.) markierte als Teil der römischen Stadtmauer die Nordwestecke der antiken Stadt. Der Turm blieb über die Jahrhunderte erhalten, weil er dem Klarenkloster, das sich nebenan vom Mittelalter bis in die neuzeitliche Säkularisation befand, als Latrine diente. Geruchsbelästigung durch diese jahrhundertelange Nutzung des Gemäuers gibt es heute keine mehr.
Die Eigelsteintorburg, ein erhaltenes Stadttor der mittelalterlichen Stadtmauer aus dem 12.Jh.
Panorama von Köln am Rhein (vom Deutzer Rheinufer aus)
Blick auf die Altstadt von der Deutzer Rheinbrücke
am Fischmarkt, ein Altstadtplatz überragt vom mächtigen Turm der romanischen Kirche Groß St. Martin aus dem 12. Jh.
Bereits um 1135 ist an dieser Stelle neben dem historischen jüdischen Viertel und neben dem ehemaligen antiken Statthalterpalast das erste Rathaus im deutschen Reich belegt. Im 14.Jh. entstand ein gotisches Rathaus, optisch bestimmt vom zwischen 1407 und 1414 erbauten Ratsturm.
Der Ratsturm wurde von den Zünften der Stadt als Zeichen ihrer errungenen Freiheitsrechte gegenüber den Patrizierfamilien errichtet. Geschmückt ist er mit 124 Figuren aus der Kölner Geschichte. Bei der Zerstörung der Kölner Altstadt im Zweiten Weltkrieg blieb sowohl vom Rathaus als auch vom Turm sehr wenig übrig (der hellere Teil der Außenwände). In der Nachkriegszeit wurde der Turm wiederaufgebaut und mit neuen Figuren versehen. So stehen hier heute u.a. auch Karl Marx und Konrad Adenauer.
Rathauslaube aus der Renaissance (zwischen 1569 und 1573 erbaut).
Diese Tafeln verdeutlichen das Ausmaß der Zerstörung Kölns bis 1945. Beim Neubau des Rathauskomplexes wurden in den Bombenruinen 1953 überraschend die Überreste des antiken Praetoriums, des Palasts des römischen Statthalters, entdeckt. Sie sind heute unterirdisch in einem Museum zu sehen.
Das Praetorium wurde nach der fränkischen Eroberung und Zerstörung der Stadt 355/356 neu gebaut und diente Königen als Herrschaftssitz. Um 780/790 wurde es von einem Erdbeben zerstört.
Der Heinzelmännchenbrunnen aus dem Jahr 1899 stellt das Märchen von den Wichten dar, die für die Kölner Handwerker in der Nacht die Arbeit erledigten, bis sie von einer skeptischen Frau (in der Mitte mit Laterne) entdeckt wurden.
Einen großartigen Blick über Köln bietet das Panorama vom Hochhaus Köln Triangle.
Blick auf den Dom (1880) und die zeitgleichlich mit seiner Fertigstellung (bis 1880) errichteten Verkehrsbauten Hohernzollernbrücke (Dombrücke 1859, Neubau 1911) und Hauptbahnhof (1859). Der Ort war als Symbiose von alt und neu bewußt gewählt.
Blick über die Altstadt
Die Geländer des Fußgängerwegs der Hohenzollernbrücke sind übervoll mit Tonnen von Vorhängeschlössern von Verliebten. Köln dürfte die Welthauptstadt dieses Brauchs sein.
In den 1980er Jahren wurde unweit des Doms am Rheinufer unterirdisch der große Konzertsaal der Kölner Philharmonie errichtet. Man dachte aber nicht an den nötigen Schallschutz für den Saal unterhalb des Platzes, sodaß dessen Betreten bei Proben und Aufführungen verboten ist, da man die Schritte auf dem Pflaster verstärkt im Konzertsaal hört. Eine bauliche Nachbesserung scheiterte nicht nur an den Kosten, sondern auch an der Gebäudestatik.
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