Sonntag, 30. Oktober 2016

Karlsruhe

30.10.2016

In der südwestdeutschen Stadt Karlsruhe wurde ein Fußballspiel besucht. 308.000 Menschen leben hier.

Karlsruhe wurde 1715 gegründet. Der damalige Markgraf von Baden-Durlach namens Karl Wilhelm ließ sich hier sozusagen auf der grünen Wiese ein neues Schloss und eine neue Hauptstadt errichten und seine neue Residenz nach ihm benennen − „Carols Ruhe“. Die Stadt wurde planmäßig angelegt, wobei das Schloss im Zentrum eines Kreises liegt, von dem aus strahlenförmig Straßen in die Stadt nach Süden und Alleen durch den Wald nach Norden verlaufen. Vom Schlossturm im Zentrum hat man Einblick in alle Strahlen. Die strahlenförmige Anlage verkörpert als Städtebau den absolutistischen Herrschaftsanspruch des Monarchen über die Menschen und erschloss in der Typologie eines Jagdsterns für ihn den Hardtwald als Jagdrevier.


Das ab 1715 errichtete barocke Karlsruher Schloss diente bis 1918 als Residenzschloss der Markgrafen bzw. Großherzöge von Baden. Heute ist in dem Gebäude das Badische Landesmuseum und ein Teil des Bundesverfassungsgerichts untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Schloss im September 1944 durch Bombenangriffe aus. Zwischen 1955 und 1966 wurde es als Museum wiederaufgebaut. Dabei wurde nur die äußere Fassade originalgetreu wiederhergestellt. Im Inneren entstanden moderne Ausstellungsflächen.


Schlosspark. Seit dem Mittelalter gab es mehrere Fürstentümer in Südwestdeutschland, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen Baden im Namen führten und von verschiedenen Zweigen derselben Adelsfamilie beherrschaft wurden. In der napoleonischen Zeit entstand bis 1806 unter deutlichen Gebietszuwächsen das Großherzogtum Baden mit Karlsruhe als Hauptstadt, das 1871 Bundesstaat des Deutschen Reiches wurde. 1952 wurde Baden mit Württemberg-Hohenzollern zum neuen Bundesland Baden-Württemberg zusammengeschlossen und Karlsruhe verlor seine Stellung als Landeshauptstadt an Stuttgart.


Der Platz der Grundrechte ist eine 2002 und 2005 von Jochen Gerz im Auftrag der Stadt erstellte künstlerische Verarbeitung von Karlsruhe als Residenz des Rechts. Mit dem ersten Verwaltungsgericht in Karlsruhe und damit der innerhalb Deutschlands erstmaligen Möglichkeit, verbriefte Bürgerrechte gegenüber Rechtsverstößen des Staates einzuklagen, setzte Baden 1863/64 einen Meilenstein auf dem Weg, aus Untertanen des Herrschers Bürger eines Rechtsstaats zu machen. Seit 1950 ist Karlsruhe Sitz des Bundesgerichtshofs und des Generalbundesanwalts beim Bundesgerichtshof und seit 1951 des Bundesverfassungsgerichts. Auf 24 Schildern stehen Aussagen von Rechtsgelehrten, -praktikern und aus der Bevölkerung. Den Platz der Grundrechte gibt es zweimal in der Stadt, einmal hier zwischen Schloss und Zirkel und einmal an 24 dezentralen Standorten in der Stadt in Einzelteilen verteilt.


1818 unterschrieb Großherzog Carl in Karlsruhe eine für die damalige Zeit bemerkenswerte Verfassung, in der Rechte und Pflichten von Monarch und Bürgern festgeschrieben waren. Sie enthielt bürgerliche Grundrechte wie Gleichheit vor dem Gesetz, Schutz von Eigentum und persönlicher Freiheit sowie Pressefreiheit. Dies widerstrebte dem damaligen Konservatismus, der dem Monarchen alle und dem Bürger keine Rechte zubilligte. 1822 wurde in Karlsruhe das Ständehaus erbaut, es war der erste Parlamentsneubau in Deutschland und beherbergte von 1822 bis 1918 die Badische Ständeversammlung der Monarchie und von 1919 bis zur Auflösung durch die Nazis 1933 den Landtag der Republik Baden. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bei einem Luftangriff stark beschädigt und 1961 abgerissen. Von 1991 bis 1993 wurde der heutige Neubau errichtet, der architektonisch dem alten Ständehaus von 1822 nachempfunden ist und die Stadtbibliothek beherbergt.


Die Verfassungssäule wurde von 1822 bis 1827 am Rondellplatz gebaut. Die fast acht Meter hohe Säule sollte ursprünglich als Machtsymbol Badens dienen. Da sein Nachfolger ein Gegner der Verfassung war, wurde erst nach seinem Tod 1832 eine Widmung für Großherzog Karl angebracht, der einst die Badische Verfassung von 1818 unterzeichnete.


Der Marktplatz. 1556 ließ der Markgraf in Baden-Durlach die Reformation einführen, womit die Bevölkerung evangelisch zu werden hatte und wurde. Um Bevölkerung in die 1715 neugegründete Stadt Karlsruhe zu locken, erließ Stadtgründer Karl Wilhelm eine Reihe von Freiheiten und Rechten für die hierher Zuziehenden, allen voran die Religionsfreiheit. Daher siedelten sich im protestantischen Land in der Stadt auch Leute katholischer Konfession und jüdischen Glaubens an. Baden wurde ein Land der vergleichsweisen religiösen Toleranz.


Die Evangelische Stadtkirche wurde von 1807 bis 1816 nach Vorgaben des Großherzogs in Anlehnung an antike Tempel gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche stark zerstört und anschließend die Außenmauern in Anlehnung an das Original wieder aufgebaut und der Innenraum modern gestaltet. Der Glockenturm ist 61,70 Meter hoch, auf seine Plattform führen 150 Stufen. Der als Wetterfahne fungierende Friedensengel auf der Turmspitze des 62 Meter hohen Glockenturms konnte nach einer erhaltenen Form nachgegossen werden.


Das Rathaus am Marktplatz wurde in Etappen 1805 bis 1815 in klassizistischem Stil errichtet. Es entspricht damit im Baustil der gegenüberliegenden Kirche. Auf dem Turm befindet sich eine etwa 1,8 m große Figur des römischen Gottes Merkur. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rathaus 1944 zerstört und 1948 bis 1955 wiederaufgebaut.


Die Pyramide auf dem Marktplatz ist das Grabmal des 1738 verstorbenen Markgrafen und Karlsruher Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Zuvor stand hier von 1722 bis 1807 eine Kirche, in deren Gruft er bestattet wurde. Nach dem Abriss der Kirche wurde zunächst eine Holzpyramide über der Gruft gebaut und nach vielen verschiedenen Entwürfen von Architekten schließlich 1823 bis 1825 die fast sieben Meter hohe Pyramide aus Sandstein errichtet. Aufgrund der großflächigen Baustelle ist sie derzeit leider von einem Holzmantel eingezimmert.


Die Stadthalle wurde ursprünglich 1915 erbaut. Von 1979 bis 1985 wurde sie neu errichtet und dabei lediglich der alte Säulengang vom Ursprungsbauwerk erhalten.


Straßenszene


Der Karlsruher Hauptbahnhof wurde von 1920 bis 1913 errichtet.

Freitag, 28. Oktober 2016

Purkersdorf

28.10.2016

In der Wienerwaldgemeinde Purkersdorf wurde ein Fußballspiel besucht. 9.500 Menschen leben hier.

Straßenszenen


Durch die Lage an der westlichen Stadteinfahrt Wiens wurde Purkersdorf über die Jahrhunderte immer wieder in vielen Kriegen von Soldaten verheert. Im napoleonischen Krieg von 1805 wurden von der französischen Armee Kriegsgefangene in der Kirche eingesperrt, die frierend vor Kälte die Kircheneinrichtung verheizten.


Purkersdorf war jahrhundertelang die erste Poststation auf dem Straßenweg von Wien nach Westen. Sie wurde 1558 erstmals schriftlich erwähnt, ist aber mit Sicherheit viel älter. Die Raststation war ein sehr einträgliches Geschäft, was auch das 1796/97 in prunkvollem frühklassizistischen Stil errichtete Postgebäude (Alte Post) zeigt.


Eine Postkutsche (Postomnibus) aus dem Jahr 1848 mit insgesamt 14 Sitzplätzen in drei Preisklassen ist zwischen Alter Post und Kirche ausgestellt. Sie wurde 2009 hergerichtet.


Eine Kirche gibt es hier spätestens seit dem 14.Jh., sie wurde aber 1529 im Zuge der militärischen Zerstörung des Hinterlands der Belagerungstruppen in der türkischen Belagerung Wiens mitsamt der Ortschaft zerstört. Vier Jahrzehnte war Purkersdorf samt Kirche eine unbelebte Ruinenlandschaft, bis sie ab 1570 im Zuge der Ansiedlung von aus Schwaben kommender neuer Bevölkerung wiederaufgebaut wurde. 1683 wurde die Kirche im Rahmen der erneuten Belagerung Wiens wieder zerstört und 1684 in der heutigen Form im Barockstil wiederhergestellt.


Das Purkersdorfer Schloss wurde 1255 als Burganlage castrum Purchartsdorf erstmals schriftlich erwähnt. In der Wasserburg hatte von 1500 bis 1788 das Kayserliche Waldambt seinen Sitz, das den landesfürstlichen Wienerwald verwaltete und die Herrschaft über die hier lebenden Menschen ausübte. Daraus wurde dann bis 1830 das Oberforstamt Purkersdorf, ab 1830 ein einfaches Forstamt, die spätere Forstverwaltung der Österreichischen Bundesforste. In diversen Kriegen wurde die militärische Ablage beschädigt und wiederaufgebaut. 1684 bis 1688 wurde sie ohne Wassergraben und Wiederaufbau der Türme wiederhergestellt. Nach einem Großbrand im Jahr 1842, bei dem halb Purkersdorf niederbrannte, wollte man das Schloss abtragen. Man scheiterte allerdings mit Sprengversuchen, sodass man sozusagen zu Plan B griff und das Gebäude in einfachem Stil renovierte.


Meilenstein der alten Reichsstraße von Wien nach Westen, die dem historischen Weg aus römischer Zeit über den Riederberg folgte. Die Beschriftung des Meilensteins ist sich nicht ganz einig, ob es nun 5 oder 6 Meilen nach St. Pölten wären.


Denkmal für Josef Schöffel, der 1870 bis 1872 durch eine journalistische Kampagne verhinderte, dass ein Viertel der Waldfläche des Wienerwalds vom Staat zur Schlägerung verkauft wurde. Der staatliche Besitz im Wienerwald war ab 1862 der Finanzlandesdirektion zugeordnet, die nach Vorgaben des Finanzministeriums durch Privatisierungen die wegen der Kriege von 1859, 1864 und 1866 katastrophale Budgetsituation verbessern wollte. 1872 wurde Schöffel im gegen ihn angestrengten Gerichtsprozess von der Anklage wegen „Herabwürdigung von Verfügungen der Behörden“ freigesprochen. Mit dem Börsenkrach von 1873 endete die fieberhafte Baukonjunktur und damit Nachfrage nach Bauholz in Wien, womit seine Kampagne schließlich erfolgreich blieb.


1713 kamen in der Pestepidemie fast die Hälfte der 250 Einwohnerinnen und Einwohner Purkersdorf ums Leben. Die Toten wurden außerhalb des Ortes begraben. Nachdem eine kleine barocke Pestsäule an der Stelle des Massengrabs für die Errichtung einer Straße darüber abgerissen worden war, wurde 1965 ein künstlerisches Pestkreuz am Straßenrand errichtet.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Spitz

26.10.2016

In Spitz in der Wachau wurde ein Fußballspiel besucht. 1.600 Menschen leben hier.

Seit bald zweittausend Jahren ist die Landschaft der Wachau vom intensiv betriebenen Weinbau geprägt. Die Berge sind zu Weingärten-Terrassen umgearbeitet.


Spitz


Die Ruine Hinterhaus. Die Burganlage auf einem Bergrücken wurde erstmals 1243 schriftlich erwähnt. Der älteste Bestandteil ,die Hauptburg, bestand allerdings schon im 12.Jh. Während des habsburgischen Bruderzwistes wurde die Burg Hinterhaus 1409 erobert und zerstört. Zwei Jahrzehnte später wurde sie nach 1438 wieder aufgebaut, hielt 1463 einer Belagerung stand aber wurde 1493 von ungarischen Truppen erobert. Seit 1500 wurde Hinterhaus nicht mehr bewohnt und verfiel. In der ersten Hälfte des 16. Jh. wurde die Verteidigungsanlage nochmals instandgesetzt, aber nachdem sie 1620 durch die kaiserlichen Truppen zerstört worden war wurde sie danach nicht mehr wiederaufgebaut und zur Ruine.


Das Schloss Niederhaus, das sogenannte Untere Schloss, stammt im Nordflügel im Kern aus dem 15.Jh. Im Jahr 1285 wurden in Spitz zwei Burgen schriftlich erwähnt, die Burg Hinterhaus und die Niedere Feste, das heutige Schloss. Die Untere Burg lag am Rande des Mauergürtels, der den Markt Spitz umgab. Unter ihrem v.a. gegen Räuber gerichteten militärischen Schutz konnte sich Spitz als Handelsplatz entwickeln. Im 15.Jh wurde sie zerstört, im 16./17.Jh. ließen sich Adelsgeschlechter auf den Grundmauern ein Schloss im Renaissancestil als Herrschaftssitz errichten.


1613 ließ die Herrschaft eine protestantische Schlosskapelle errichten. Sie wurde Volksmund später „Judentempel“ genannt, was sich irreführenderweise von „Luthertempel“ ableitete. Vom ursprünglich freistehenden Rechteckbau der ehemaligen Schlosskirche sind die Außenmauern teilweise erhalten. Im 1618 beginnenden Dreißigjährigen Krieg kämpft der Spitzer Gutsherr Hans Lorenz II. von Kueffstain als Feldherr auf Seite der Protestanten gegen die Soldaten des katholischen Kaisers. 1620 wird von der kaiserlichen Armee daraufhin Spitz samt Schloss überfallen, geplündert und niedergebrannt. Die protestantische Schlosskirche wird später nicht mehr aufgebaut.


Ehemaliges Stadttor. Spitz war mit einer Mauer gegen kriegerische Angriffe geützt. Die Tormauer nordwestlich des unteren Schlosses wurde im 17.Jh. umgebaut.



Straßenszenen


Die spätgotische Spitzer Pfarrkirche wurde in mehreren Abschnitten vom 14.Jh bis ins 1. Viertel des 16.Jh. errichtet.


Typische Steinmauern und Weinstöcke


Der Bahnhof der Wachaubahn, die als Teil der Donauuferbahn 1909 fertiggestellt wurde. Die Schienen wurden über den Hochwassermarken von 1889 verlegt und verlaufen daher höher als die Straße, wodurch die Bahn eine erhöhte Hochwassersicherheit hatte. 2011 wurde nach jahrelangen Problemen der reguläre Zugsverkehr der ÖBB eingestellt. In der Tourismussaison fährt eine niederösterreichische Tourismusbahn.


Drehort des als Tourismuswerbung dienenden Spielfilms Mariandl aus dem Jahr 1961.


Die 1928 errichtete Rollfähre verbindet die Orte Spitz und Arnsdorf über die Donau. 2007 übersah hier ein Kleinflugzeug das über den Fluss gespannte Tragseil, verfing sich darin und stürzte in die Donau, wobei alle vier Insassen starben.


Wachau


Wetterstation