Samstag, 12. Oktober 2013

Baden bei Wien

11.10.2013

Vor einem abendlichen Fußballspielbesuch wurde durch die südlich von Wien gelegene Stadt Baden spaziert. Rund 25.200 Menschen leben hier.

Der an der Südbahn gelegene Bahnhof Baden, der von 2002 bis 2004 als optisch gelungener Neubau aus Glas auf die historischen Bögen des Eisenbahnviadukts gesetzt wurde. Der Vorgängerbau war aus den 1950er Jahren gewesen. Der erste Bahnhof wurde hier 1841 eröffnet.


Von 1945 bis 1955 war in Baden das Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht in Österreich und hier dementsprechend ein großes Truppenkontingent stationiert. Ein ganzes Stadtviertel war requiriert mit Holzplanken abgesperrt. Die 1912 erbaute Nikoladonivilla war die Zentrale des Geheimdiensts NKWD. Hier wurden diejenigen verhört, gefoltert und im Gefängnis im Keller eingesperrt, die als als Bedrohung der Sowjetmacht vermutet wurden. Es diente auch als Übergangsgefängnis für verhaftete Österreicherinnen und Österreicher, die dann zur Verurteilung und Lagerhaft in die Sowjetunion verschleppt wurden.


Der zwischen 1870 und 1872 erbaute Aquädukt der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung.


Das 1926 errichtete imposante große Hauptgebäude des Strandbads, in dem ein großer künstlicher Sandstrand aufgeschüttet wurde.


Schon in der römischen Zeit war Baden aufgrund warmer Schwefelquellen als Heilbad bekannt und und hieß Aquae („Bäder“), auch im Mittelalter (im Jahr 869 wird Baden als Padun erwähnt) und der Neuzeit wurden die Thermalquellen genutzt. Im 19.Jh. wurde die Stadt dann zur Hochburg eines touristischen Kurbetriebs, für den viele Badeanstalten in der Stadt errichtet wurden. Hier links das 1827 errichtete und 1877 umgebaute ehemalige Franzensbad (1973 geschlossen) und rechts im Bild das im heutigen Aussehen 1908 bis 1912 gestaltete ehemalige Johannesbad, das heute ein Veranstaltungszentrum namens Theater am Steg beherbergt.


Ein wunderbar urbaner Blick über den Fluß Schwechat.


Das Josefsbad am Josefsplatz wurde als ehemaliges Rohrbadl am Anger schon 1650 von der Stadt Baden gekauft, nach der kriegerischen Zerstörung im Zuge der osmanischen Eroberung der Stadt 1683 wurde es 1697 neuerrichtet und erhielt 1803/04 seinen runden Kuppelbau. 1973 wurde es geschlossen und beherbergt seither ein Restaurant.


Blick von der Endstelle der Badner Bahn über den Josefsplatz, links das Josefsbad und rechts gleich hinter dem Bahnsteig das ehemalige Frauenbad. Bereits 1297 stand hier über der Quelle eine Frauenkirche mit angebautem Bad. Nach dem großen Brand von 1812, der fast die ganze Stadt verwüstete, wurde das Frauenbad 1821 in klassizistischem Stil neugebaut und 1877/78 historistisch umgebaut. 1973 wurde das Bad geschlossen und diente ab 1977 als Ausstellungshalle. Seit 2009 ist hier ein Arnulf-Rainer-Museum.


Straßenansicht in der Altstadt.


Am Hauptplatz mit der dominierenden barocken Pestsäule, links das Rathaus.


Das Stadttheater wurde 1908/09 nach Plänen des omnipräsenenten Wiener Architekturbüros Fellner und Helmer errichtet und zeugt aufgrund seiner Größe in einer relativ kleinen Stadt von der Wichtigkeit der Einnahmen aus dem Kulturbetrieb, der den Kurgästen angeboten wurde.


Die katholische Pfarrkirche wurde Ende des 15.Jhs. in gotischem Stil anstelle eines Vorgängerbaus aus dem 12.Jh. errichtet. Die Bauarbeiten wurde durch kriegerische Zerstörungen unterbrochen und der über die zwei Türme der romanischen Vorgängerkirche gebaute Hauptturm schlißlich nicht in geplanter Größe vollendet. Das Turmdach stammt aus dem Jahr 1697.


Die Synagoge Baden. Sie wurde 1872/73 wurde anstelle eines Bethauses errichtet und 1913/14 ausgebaut. Nach der NS-Machtübernahme wurde bereits im Sommer 1938 die Inneneinrichtung zerstört. das Gebäude blieb aber erhalten, wurde zunächst von NS-Institutionenen und dann nach 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht verwendet. Die jüdische Gemeinde bekam die Synagoge zurück, konnte sie aber nicht wieder instandsetzen. 1988 wurde ein Abriß verhindert. 2005 wurde die Synagoge renoviert und neuausgebaut wiedereröffnet.


An der Außenmauer des Neubaus der Synagoge erinnern die Namen der jüdischen Gemeinden in Niederösterreich vor 1938 an die Vertreibung und Ermordung all dieser Menschen.
Die NS-Machtübernahme war ein jäher Einschnitt für das im 19.Jh. auch aufgrund der vielen Kurgäste blühenden jüdischen Lebens in Baden. Von 1938 bis 1939 sank die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder in Baden von 2.000 auf 40. Die meisten suchten im nahen Wien prekären und trügerischen Schutz, konnten von dort noch ins Ausland flüchten oder wurden Opfer des Holocausts.. 1946/47 kehrten erste Überlebende nach Baden zurück.


Der 1873 errichtete jüdische Friedhof. Von 1904 bis 1906 wurde eine große Zeremonienhalle im Jugendstil errichtet, die im Zuge des Novemberprogroms in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Badener Nazis gesprengt wurde. Nur ein Seitentrakt, in dem sich die Wohnung des Friedhofswärters befand, ist heute noch erhalten. Rund 1.900 Menschen liegen hier begraben, neben Badener Jüdinnen und Juden auch während des Kuraufenthalts Verstorbene.

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