Montag, 28. Februar 2011

Budweis

27.2.2011

In die südböhmische Stadt České Budějovice / Budweis, in der 95.000 Menschen leben, führte, wie könnte es anders sein, ein Fußballspiel .

Der Schwarze Turm (Černá věž) wurde 1550−1577 als Glocken- und Wachturm errichtet. Er wirkt wie ein Campanile zur unabhängig davon errichteten Nikolauskirche aus dem 17. Jahrhundert (ein Neubau nach dem Großbrand der Stadt 1641).


Das Zentrum der Altstadt bildet der beeindruckend große Hauptplatz, Naměstí Přemysla Otakara II, benannt nach dem böhmischen König, der 1265 die Stadt gründete. Links im Eck, mit den drei Türmen, ist das blaue barocke Rathaus (1727−1730) zu sehen, wie alle Häuser des Platzes mit Arkaden versehen.


Inmitten des Platzes steht der barocke Samson-Brunnen (1721−1726). Die Statue zeigt die Gestalt des Samson beim Erwürgen eines Löwen.


Amsterdam? Hamburg? Nein, Budweis!


Am Zusammenfluß der Flüsse Moldau/Vltava und Maltsch/Malše steht an einem schönen Platz ein alter Turm der einstigen Stadtbefestigung.


Das Muzeum koněspřežky widmet sich der ersten kontinentaleuropäischen Pferdeeisenbahn, die von 1825 bis 1832 zwischen Budweis und Linz errichtet wurde. Diese Technologie konnte sich gegen den Einsatz von Lokomotiven nicht durchsetzen, markiert aber die beginnende Industrialisierung. Im Hintergrund ist die Fabrik von Koh-i-noor Hardtmuth zu sehen. Die Firma erzeugt in Budweis seit 1847 Bleistifte.

Samstag, 26. Februar 2011

Trnava

25.2.2011

In die westslowakische Stadt Trnava (deutsch Tyrnau, ungarisch Nagyszombat) führte der Besuch eines Fußballspiels. 69.000 Menschen leben hier.

Rings um die Altstadt ist noch ein Großteil der aus dem 13. bis 16. Jahrhundert stammenden Stadtmauer erhalten.


Blick in die Fußgängerzone der Hauptstraße, Hlavná ulica. Im 13.Jh. wurde die Stadt erstmals erwähnt, wurde in der Neuzeit ein wichtiges religiöses Zentrum im damaligen Ungarn und für die slowakische Nationalgeschichte insofern wichtig, als hier 1787 von Anton Bernolák die erste slowakische Sprachkodifikation, basierend auf dem hiesigen Dialekt, durchgeführt wurde.


Einmal nicht ein Kirchturm, sondern der 1574 errichtete Stadtturm dominiert mit 57 Meter Höhe den Dreifaltigkeitsplatz Trojičné námestie.


Blick auf die spätgotische Nikolauskirche (Dóm sv. Mikuláša). Trnava heißt aufgrund der Vielzahl an Kirchen auf kleinem Raum auch Kleines Rom. Das kommt auch aus einem anderen Zusammenhang nicht von ungefähr, denn die Stadt war im 17.Jh. als Sitz eines Erzbischofs Zentrum der Gegenreformation in Ungarn, mit der die Habsburger das Land mit Gewalt vom protestantischen zum katholischen Glauben zurückzubringen trachteten.


Der Platz um die Kirche, der heutige Námestie sv. Mikuláša, ist der Ort der ältesten Besiedlung von Trnava.

Mittwoch, 23. Februar 2011

spw 181



spw
Heft 181 (6/2010)
Dezember 2010
71 S.







Im Schwerpunkt über Hochschulpolitik schreibt Andreas Keller, Dreh- und Angelpunkt einer demokratischen und sozialen Hochschule muss eine befriedigende Antwort auf die Frage sein, wie wir die soziale Öffnung der Hochschulen erreichen können. Dies ist und bleibt der archimedische Punkt sozialdemokratischer Hochschulpolitik.

Andrea Lange-Vester plädiert in ihrem Artikel für eine milieugerechte Pädagogik. Eine solche müsse der überwiegend eher praktischen Orientierung von BildungsaufsteigerInnen entgegenkommen, ohne ihnen Bildungsmotive und intellektuelle Fähigkeiten abzusprechen.

Über Bedingungen und Möglichkeiten kritischer Wissenschaft, nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner Wiener Erfahrungen, reflektiert Ulrich Brand.

Freitag, 18. Februar 2011

Kreisky − wer sonst? Folge 6: Der Superkreisky


Kreisky − wer sonst?
Folge 6: Der Superkreisky
Regie (6.): Kevin Rittberger
mit Marion Reiser, Christoph Rothenbuchner, Lisa Wildmann, Johannes Zeiler
Schaupielhaus Wien, 31.12.2010 bis 26.3.2011
Folge 6: 17.−19.2.2011


© Schauspielhaus

Das Wiener Schauspielhaus bringt heuer eine Theaterreihe in Form von Serienfolgen à 50 Minuten über Bruno Kreisky. In der kleinen Nebenspielstätte im ehemaligen Barbereich gibt es zehn Folgen zu sehen, die von verschiedenen Regisseurinnen und Regisseuren individuell zu einzelnen Themenkomplexen der Biographie Kreiskys gestaltet werden. Dem Vernehmen nach sehr unterschiedlich.

Die sechste Folge zeigt eine sehr freie Assoziation zur schwierigen Thematik des Lebens mit einer an Depression erkrankten Frau. In harten Szenen. Mit leibhaftig präsentem Tod. Die Figur des Kreisky, der passionierte und nicht kontaktscheue Außenpolitiker, verhandelt auch mit dem allegorischen Tod, über eine Rückkehr ins Leben − wofür er über Leichen anderer zu gehen bereit ist. Der gegen den Vater aufbegehrende Sohn taucht als eine Art fünfter Beatle auf, nicht überzeugend in die Handlung eingebaut.
Zur politischen Biographie Kreiskys gibt es Anklänge wie den Wunsch nach intensivem Bereisen der Welt, aufgesetzte Solidarität mit Palästina und deklamatorische Erwähnung des Worts Sozialismus. Letztere Anliegen waren vom realen Kreisky wohl ernster gemeint. Dazu etwas deplaciert eine Prise Nazi-Klamauk.
In der Vorschau war eine Bearbeitung der außenpolitischen Ambition Kreiskys angekündigt. Diese wird erwähnt, im Zentrum steht aber davon abweichend eine von einem Aspekt des privaten Lebens ausgehende literarische Dramatisierung. Man sollte sich keine Inszenierung der historischen Biographie Kreiskys erwarten. Dann ist es ein interessanter Theaterabend.

Die schauspielerischen Leistungen von Johannes Zeiler als Bruno Kreisky und Marion Reiser als Vera Kreisky beeindrucken und kommen durch die Nähe zum Publikum im engen Raum gut zur Geltung.

Dienstag, 15. Februar 2011

Arbeit und Wirtschaft, 12/2010 und 1/2011

Arbeit & Wirtschaft
Nr.12/2010
46 S.


Arbeit & Wirtschaft
Nr.1/2011
46 S.




Sehr spannend ist im Dezemberheft der Beitrag von Elisabeth Steinklammer, in dem sie von dem von ihr mitherausgegebenen Buch Betriebsratsrealitäten erzählt. Darin geht es um die Arbeitsrealität von Betriebsrätinnen und Betriebsräten in der sich verändernden Arbeitswelt: Sie versuchen defensiv, durch eine Anpassung der eigenen Praxis an die neuen Bedingungen, Verschlechterungen zu verhindern und abzuschwächen. Damit einher gehen Frustration und Ohnmachtsgefühle, weil immer weniger wirkmächtige Handlungsoptionen wahrnehmbar sind.

Die Arbeitszeit steht im Zentrum der layouterisch leicht veränderten Jännerausgabe. Das Paradoxe ist: Immer mehr Arbeit wird automatisiert, doch statt die restliche Arbeit gerecht zu verteilen, werden viele von denen, die einen Arbeitsplatz haben, ausgenutzt. Auch in Österreich werden im Jahr Millionen Überstunden gemacht. Allein die geleisteten unbezahlten Überstunden würden laut Berechnungen des ÖGB umgerechnet 60.000 Arbeitsplätze bringen. schreibt Christian Resei.

Sonntag, 13. Februar 2011

Wiener Neustadt

12.2.2011

Die Stadt ist nicht häßlich, versprüht aber auch keinen Charme. Würde hier nicht Rapid Fußball spielen, käme ich wohl nicht hierher, in die zweitgrößte Stadt Niederösterreichs, in der 41.000 Menschen leben.

Wie schon früher einmal bemerkt, gibt es die alte Stadtmauer Wiener Neustadts noch an einigen Stellen schön zu sehen. Wiener Neustadt ist keine historisch gewachsene Siedlung, sondern wurde ab 1195 nach Plan als Grenzfestung gegen das nahe Ungarn errichtet. Das Geld für die neue Stadt, civitas nova, stammte aus dem Lösegeld, das die Babenberger Herzöge aus der Geiselnahme des englischen Königs Richard Löwenherz eingenommen hatten.


Mit der Stadt wurde auch die Burg errichtet. Als militärischer Hotspot waren Stadt und Burg über Jahrhunderte Ort kriegerischer Auseinandersetzungen der Habsburger, als Bollwerk gegen und Etappenziel für ungarische oder später türkische Armeen am Weg nach Wien. Das heutige Aussehen der Burg stammt aus ihrem Neubau nach einem Erdbeben 1768 bzw. der Wiedererrichtung nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Seit 1752 hat hier die Theresianische Militärakademie ihren Sitz.


Ein weithin sichtbares Zeichen von Industriearchitektur ist der 1909/10 erbaute Wasserturm. Im 19. Jahrhundert wuchs die Stadt zum bedeutenden industriellen Zentrum. Im Jänner 1918 ging von Wiener Neustadt aus eine mächtige Streikbewegung gegen den Ersten Weltkrieg durch Österreich. Als Zentrum der Kriegsindustrie und aufgrund der Nähe zu Wien zählte Wiener Neustadt im Zweiten Weltkrieg neben Dresden zu den durch Bomben am meisten zerstörten Städten Nazideutschlands.


Blick in die Neunkirchner Straße, Fußgängerzone.


Der zwar große, aber wenig beeindruckende Hauptplatz.

Freitag, 11. Februar 2011

Datum 2/11



Datum
2/2011
98 S.







An Rudolf Carl Slatin erinnert Florian Gasser. Der österreichische Abenteurer verdingte sich Ende des 19. Jahrhunderts im Sudan im Konflikt zwischen britischer Kolonialmacht und dem religiösen arabischen Mahdi-Aufstand für beide Seiten. Darin sozusagen ein früher Herr Karl, allerdings weit waghalsiger.

Dienstag, 8. Februar 2011

Über Kreisky




Helene Maimann
Über Kreisky
Gespräche aus Distanz und Nähe
Wien 2011 (Falter Verlag)
280 S.







Dieses Buch erschien in Ergänzung zu einem Film, den Helene Maimann aus Anlaß des 100. Geburtstags Bruno Kreiskys herausbrachte. Es läßt die Interviews mit den Geprächspartnerinnen und Gesprächspartnern des Films im Volltext nachlesen. Buch wie Film lassen aus den vielschichtigen Erzählungen ein interessantes Bild der Person entstehen.

Franz Vranitzky hat in seinem Vorwort recht, wenn er schreibt, daß sich das Buch gleichermaßen aufschlußreich wie erfrischend liest und man nicht nur einiges über Kreisky lernt, sondern auch so manches über die Interviewten. Helmut Schmidt äußert sich etwa mehr über politisch-philosophische oder weltpolitische Fragen und hat augenscheinlich über Bruno Kreisky wenig zu sagen.

Das Interesse Maimanns an den Vorgängen rund um den Terrorüberfall auf jüdische Flüchtlinge aus der Sowjetunion 1973 bildete schon im Film einen kleinen Schwerpunkt (der beeindruckende Auftritt Kreiskys bei der Pressekonferenz!) und findet auch in den Langfassungen der Gespräche seinen Niederschlag.

Ansprechend in der grafischen Aufmachung des Texts war die Gestaltung der Anmerkungen als Randglossen, wie im neuen Layout des Falter praktiziert. Die auf eine ganze Seite aufgeblasenen Zitate zu Beginn der Interviews sehen dagegen unschön aus.

Das spannende und kurzweilige Buch läßt sich regelrecht verschlingen. Mit Interesse habe ich die prägnanten Einschätzungen nachgelesen, die schon im Film auffielen, wie etwa Oliver Rathkolbs bemerkenswertes Bild von der Betonmischmaschine: Das Kreisky in einem Land mit einem so hohen Anteil an ehemaligen NSDAP-Mitgliedern, SS-Angehörigen, Wehrmachtsangehörigen doch eine derartige politische Karriere erzielt hat, ist sicher ein Paradoxon und hängt primär damit zusammen, daß er sich diesem engen geschichtspolitischen Rahmen − die Gräben zuschütten, möglichst nicht darüber reden − dann letzten Endes angeschlossen hat und sogar versucht hat, noch einmal eine Betonmischmaschine darüberfahren zu lassen.

Montag, 7. Februar 2011

Arbeit und Wirtschaft, 10/2010 und 11/2010

Arbeit & Wirtschaft
Nr.10/2010
46 S.


Arbeit & Wirtschaft
Nr.11/2010
46 S.




89. Diese nackte Zahl ist es, die bei der Lektüre des Oktoberhefts von Arbeit & Wirtschaft am einprägsamsten im Gedächtnis geblieben ist. Das Thema ist der Schutz von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an ihrem Arbeitsplatz und 89 ist die Anzahl an Menschen, die 2009 bei einem Arbeitsunfall in Österreich tödlich verunglückt sind. Erwerbsarbeit darf keine Frage von Leben und Tod sein.

In der Novemberausgabe geht es um den Wert der Arbeit, in einer sich stetig verändernden Arbeitswelt

Freitag, 4. Februar 2011

Europäische Rundschau 2010/4




Europäische Rundschau
4/2010
128 S.







Erhard Busek, der als ÖVP-Generalsekretär am SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky scheiterte, rezensiert die Kreisky-Biographie von Wolfgang Petritsch als redlichen Versuch, der aber durch zu viel Nähe des Autors zu seinem Subjekt geprägt ist. Für die Anekdotensammlung des Presse-Geschichte(n)erzählers Hans Werner Scheidl ringt er sich trotz seiner Kritik an falschen Details, offenbar aus Courtoisie, mühsam ein paar positive Worte ab. Bei Andreas Pittlers Kreisky-Album empfiehlt Busek richtigerweise, die Bilder anzusehen und den Text zu vernachlässigen.

Der interessanteste Artikel in diesem kleinen Kreiskyliteratur-Schwerpunkt ist aber Wolfgang Petritschs Rezension der Simon-Wiesenthal-Biographie des interessanten israelischen Historikers Tom Segev. Er folgt dabei im wesentlichen seiner oben genannten Biographie. Ohne Kreiskys Furor zu entschuldigen argumentiert er, daß in diesem sehr persönlich ausgetragenen Konflikt nicht alles einfach schwarz und weiß war. Es führt ihn zur philosophischen Conclusio zwischen Aporie und Aphorismus Daß große Männer lange Schatten werden ist eine Banalität; das blutige 20. Jahrhundert jedoch liefert auch den Beweis für die verstörende Ambivalenz der condition humaine.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Das Bruno Kreisky Album



Andreas Pittler
Das Bruno Kreisky Album
Schleinbach 2010
(Edition Winkler-Hermaden)
112 S.






Eine Anzahl sehr netter und teils unbekannter Bilder von Bruno Kreisky bietet dieser Band, was angesichts der zahlreichen Publikationen und medialen Omnipräsenz über die Jahrzehnte durchaus bemerkenswert ist.

Ein Highlight ist dabei das Bild, in dem ein schon älterer Kreisky, wohl Anfang der 1980er Jahre, als Beifahrer neben einem Kind im Autodromwagen sitzt (hier zur Ansicht). Er schaut dabei etwas unrund aus. Ein dennoch wohl gut inszeniertes Motiv. Das sind Bilder, nach denen Pressephotographen gieren und die Presseverantwortliche erfreuen. Der Bildtext besagt, Kreisky suchte selbst im Wiener Prater das Gespräch und war auch für Freizeitvergüngungen jederzeit zu haben. Die Textierung im Stil einer Werbebroschüre beleuchtet das Hauptproblem des Buchs: So gut die Bilder sind, so schwach ist der Text. Von Andreas Pittler erschien bereits eine kurze Biographie Kreiskys, die zwar informativ, aber unkritisch ist. Dieses Problem hat sich hier, bei weniger Text, verschärft. Keine Analyse, sondern Aneinanderreihen von Fakten. Es ist zu empfehlen, nur die Bilder anzusehen und den nur für Einsteigerinnen und Einsteiger ohne Vorkenntnisse geeigneten Begleittext lieber nicht zu lesen.

Eine glatte Fehlinformation bietet das Buch auf Seite 14, wo es heißt, daß Bruno Kreisky am 1. Februar 1967 mit überwältigender Mehrheit zum fünften Vorsitzenden in der Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie gewählt wurde. Bei aller Liebe zur Hagiographie: Kreisky erhielt damals mit 69,8 Prozent das niedrigste Ergebnis, das jemals in der Geschichte ein SPÖ-Parteivorsitzender bei seiner Wahl erhielt (fast 20 Prozentpunkte unter dem zweitschlechtesten Ergebnis, Fred Sinowatz 1987 mit 88%). Die Zahl war aufgrund der Vorgeschichte mit Kreisky als Gegenkandidat zum Favoriten von Wiener Landespartei, Gewerkschaft und bisherigem Parteivorsitzenden, verständlich. Die Wahl Kreiskys war sensationell, aber überwältigend war sie nicht. Am nächsten Parteitag, 1968, erhielt Kreisky dann schon 97 Prozent.