Freitag, 4. Februar 2011

Europäische Rundschau 2010/4




Europäische Rundschau
4/2010
128 S.







Erhard Busek, der als ÖVP-Generalsekretär am SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky scheiterte, rezensiert die Kreisky-Biographie von Wolfgang Petritsch als redlichen Versuch, der aber durch zu viel Nähe des Autors zu seinem Subjekt geprägt ist. Für die Anekdotensammlung des Presse-Geschichte(n)erzählers Hans Werner Scheidl ringt er sich trotz seiner Kritik an falschen Details, offenbar aus Courtoisie, mühsam ein paar positive Worte ab. Bei Andreas Pittlers Kreisky-Album empfiehlt Busek richtigerweise, die Bilder anzusehen und den Text zu vernachlässigen.

Der interessanteste Artikel in diesem kleinen Kreiskyliteratur-Schwerpunkt ist aber Wolfgang Petritschs Rezension der Simon-Wiesenthal-Biographie des interessanten israelischen Historikers Tom Segev. Er folgt dabei im wesentlichen seiner oben genannten Biographie. Ohne Kreiskys Furor zu entschuldigen argumentiert er, daß in diesem sehr persönlich ausgetragenen Konflikt nicht alles einfach schwarz und weiß war. Es führt ihn zur philosophischen Conclusio zwischen Aporie und Aphorismus Daß große Männer lange Schatten werden ist eine Banalität; das blutige 20. Jahrhundert jedoch liefert auch den Beweis für die verstörende Ambivalenz der condition humaine.

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