Mittwoch, 2. Februar 2011

Das Bruno Kreisky Album



Andreas Pittler
Das Bruno Kreisky Album
Schleinbach 2010
(Edition Winkler-Hermaden)
112 S.






Eine Anzahl sehr netter und teils unbekannter Bilder von Bruno Kreisky bietet dieser Band, was angesichts der zahlreichen Publikationen und medialen Omnipräsenz über die Jahrzehnte durchaus bemerkenswert ist.

Ein Highlight ist dabei das Bild, in dem ein schon älterer Kreisky, wohl Anfang der 1980er Jahre, als Beifahrer neben einem Kind im Autodromwagen sitzt (hier zur Ansicht). Er schaut dabei etwas unrund aus. Ein dennoch wohl gut inszeniertes Motiv. Das sind Bilder, nach denen Pressephotographen gieren und die Presseverantwortliche erfreuen. Der Bildtext besagt, Kreisky suchte selbst im Wiener Prater das Gespräch und war auch für Freizeitvergüngungen jederzeit zu haben. Die Textierung im Stil einer Werbebroschüre beleuchtet das Hauptproblem des Buchs: So gut die Bilder sind, so schwach ist der Text. Von Andreas Pittler erschien bereits eine kurze Biographie Kreiskys, die zwar informativ, aber unkritisch ist. Dieses Problem hat sich hier, bei weniger Text, verschärft. Keine Analyse, sondern Aneinanderreihen von Fakten. Es ist zu empfehlen, nur die Bilder anzusehen und den nur für Einsteigerinnen und Einsteiger ohne Vorkenntnisse geeigneten Begleittext lieber nicht zu lesen.

Eine glatte Fehlinformation bietet das Buch auf Seite 14, wo es heißt, daß Bruno Kreisky am 1. Februar 1967 mit überwältigender Mehrheit zum fünften Vorsitzenden in der Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie gewählt wurde. Bei aller Liebe zur Hagiographie: Kreisky erhielt damals mit 69,8 Prozent das niedrigste Ergebnis, das jemals in der Geschichte ein SPÖ-Parteivorsitzender bei seiner Wahl erhielt (fast 20 Prozentpunkte unter dem zweitschlechtesten Ergebnis, Fred Sinowatz 1987 mit 88%). Die Zahl war aufgrund der Vorgeschichte mit Kreisky als Gegenkandidat zum Favoriten von Wiener Landespartei, Gewerkschaft und bisherigem Parteivorsitzenden, verständlich. Die Wahl Kreiskys war sensationell, aber überwältigend war sie nicht. Am nächsten Parteitag, 1968, erhielt Kreisky dann schon 97 Prozent.

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