Samstag, 21. Dezember 2024
Monopoli
21.12.2024
In der italienischen Stadt Monopoli an der apulischen Küste habe ich ein Fußballspiel besucht. 48.000 Menschen leben hier.
In der Antike war das heutige Monopoli ein kleines Dorf nahe der Stadt Gnathia, die im Jahr 545 im Krieg von einem ostgotischen Heer unter König Totila zerstört wurde. Der Großteil der das überlebenden Stadtbevölkerung siedelte sich in Monopoli neu an.
1529 konnte ein spanisches Heer in drei Monaten Belagerung die von venezianischen Soldaten und Stadtbevölkerung verteidigte Stadt nicht erobern. Trotz der verlustreichen Kämpfe wurde die Stadt im Friedensschluss aber von Venedig an den Habsburgerkaiser und spanischen König Karl V. abgetreten. Zur militärischen Verteidigung des spanischen Herrschaftsgebiets in Süditalien ließen die Spanier ab 1545 die Stadtmauern und Befestigungsanlagen ausbauen. Dazu gehörte auch der 1552 fertiggestellte Bau der Festungsanlage des Castello Carlo V., benannt nach dem Habsburgerkaiser und spanischen König Karl V. Die Kanonen der Festung sind sowohl aufs Meer hinaus gegen Angriffe von Flotten auf See als auf die Stadt gegen Aufstände der Bevölkerung gerichtet. Im Juli 1647 halfen sie dem spanischen Gouverneur aber nicht, der mitsamt seiner Garde in einem Volksaufstand gegen die Einführung neuer Steuern gelyncht wurde. Spanische Soldaten hatten im September ihre Herrschaft aber wiederhergestellt, mittels starker Repression mit Hinrichtung und Einkerkerung vieler Menschen.
Der Hafen war jahrhundertelang die Quelle des Lebensunterhalts der Stadtbevölkerung.
Straßenszenen
Samstag, 14. Dezember 2024
Limassol
14.12.2024
In der zyprischen Hafenstadt Limassol (griechisch Λεμεσός Lemesós) habe ich das eine und andere Fußballspiel besucht. 108.000 Menschen leben hier.
Am Meer.
Die heutige Stadt liegt zwischen den antiken Städten Amathus (Ἀμαθοῦς) und Kourion (Koύριov, lateinisch Curium). Der Name Limassol leitet sich vom altgriechischen Wort Νέμεσσος (Némessos) an, das „befindet sich in der Mitte“ bedeutet. Das antike Theater von Kourion ging sich in der Besichtigung an diesem Tag zeitlich nicht aus, aber wer weiß wie schnell einen der Fußball für eine nächste Gelegenheit wieder hierher führt.
Im Jahr 1191 ließ der englische König Richard Löwenherz im Zuge des Dritten Kreuzzugs zur Eroberung des sogenannten Heiligen Landes im Nahen Osten sein Heer in Zypern anlegen und die christliche Insel erobern. Die Stadt Amathus ließ Löwenherz von seinen Kreuzrittern zerstören und plündern. Die Überlebenden aus der Stadtbevölkerung zogen ein Stück weiter und bauten sich in Limsassol eine neue Existenz auf.
Jahrhundertelang war die Hafenstadt Heimat einer gemischten griechischen, türkischen und armenischen Bevölkerung. Nach im 20.Jh. jahrzehntelang immer wieder blutigen Auseinandersetzungen auf Zypern wurde im Zuge der Invasion der türkischen Armee 1974 und ihrer militärischen Besetzung des Nordens der Insel die dortige griechische Bevölkerung in den Süden vertrieben und im Süden wie auch hier in Limssoal vertrieb die griechische Bevölkerung ihre türkischen Nachbarinnen und Nachbarn in den Norden.
Straßenszene. Nach drei Jahrhunderten unter auf die Kreuzritter zurückgehender fränkischer Herrschaft war die Stadt mitsamt der Insel 1489 bis 1570 unter Herrschaft Venedigs, danach bis 1878 Teil des Osmanischen Reichs und 1878 bis 1960 unter britischer Herrschaft.
Das Kastell von Limassol wurde im 13. Jahrhundert auf Resten einer Befestigungsanlage errichtet. Es diente als Befestigungsanlage, Militärhauptquartier und Gefängnis.
Straßenszenen.
Kathedrale Agia Napa
Donnerstag, 12. Dezember 2024
Nikosia
12.12.2024
In der zyprischen Hauptstadt Nikosia habe ich ein Fußballspiel besucht. Im griechisch-zypriotischen Süden der geteilten Stadt (Λευκωσία Lefkosía) leben 56.000 Menschen und im türkischen Norden (Lefkoşa) 61.000.
Das Befreiungsdenkmal (Μνημείο Ελευθερίας Mnēmeío Eleftherías) aus dem Jahr 1973 auf der Podokataro-Bastion erinnert an die Kämpfe der EOKA für das Ende der britischen Kolonialherrschaft und die Unabhängigkeit Zyperns 1960. Die Insel Zypern (griechisch Κύπρος „Kypros“, türkisch Kıbrıs) liegt im östlichen Mittelmeer und damit geographisch in Asien, kulturell ist sie allerdings Teil Europas und seit 2004 auch Mitglied der Europäischen Union. Auch wenn die EU-Mitgliedschaft sich so wie das Staatsgebiet der Republik Zypern über die ganze Insel erstreckt, in das de facto nur im Süden der Insel umgesetzt. Das 20.Jh. brachte eine Welle des Nationalismus auf die seit 1878 unter britischer Kolonialherrschaft stehende Insel, nachdem infolge des Ersten Weltkriegs das Osmanische Reich zerfallen war und der 1919 bis 1922 am kleinasiatischen Festland blutig geführte griechisch-türkische Krieg millionenfache Verteibung von Menschen und 1923 die Gründung der Türkischen Republik nach sich zog. 1931 gab es einen zyperngriechischen Aufstand gegen die britische Herrschaft, der einen Anschluss an Griechenland bezweckte. Er wurde von den britischen Truppen mit militärischer Gewalt blutig niedergeschlagen, 2.000 Menschen verhaftet, politische Parteien verboten und Meinungsfreiheit eingeschränkt. Als Anführer der zyperngriechischen Unabhängigkeitsbewegung veranlasste der griechisch-orthodoxe Erzbischof Makarios III. (Μακάριος Γ΄) 1955 eine von der Organisation EOKA durchgeführte Terrorkampagne mit Bombenanschlägen in Nikosia. Die britische Kolonialherrschaft ging dagegen vor, indem sie aus der zyperntürkischen Bevölkerung bewaffnete Einheiten bilden ließ, welche ihrerseits Massaker an der griechischen Bevölkerung anrichteten. 1955 bis 1959 dauerte ein da facto Bürgerkrieg an, bei dem auf beiden Seiten hunderte Menschen umgebracht wurden. Die britischen Soldaten folterten und töteten wie in Kolonien üblich, um Angst zu verbreiten, konnten den Krieg damit aber nicht beenden. 1960 wurde Zypern nach einem Abkommen mit dem Vereinigten Königreich 1959 ein unabhängiger Staat, wobei die britische Armee aufgrund der strategische Lange der Insel bis heute große Gebiete von 253 km² als Militärstützpunkt und britisches Hoheitsgebiet besitzt. Die zyperngriechische Bevölkerungsmehrheit dominierte die Politik der neuen Republik Zypern und der Erzbischof Makarios III. wurde Staatspräsident. Der Vizepräsident war ein Zyperntürke und es gab auch zyperntürkische Minister. Es funktioniert aber nicht gut, die Lage blieb politisch angespannt. Nachdem zyperngriechische Polizei 1963 ein Massaker an Zyperntürken durchgeführt hatte, kam es zu einem erneuten Aufflammen des Bürgerkriegs, wobei rund 1.000 Zyperntürkinnen und Zyperntürken sowie rund 200 Zyperngriechinnen und Zyperngriechen ermordet wurden, sowie hunderttausende Menschen aus ihren Häusern, Dörfern und Städten vertrieben wurden. Die UNO schickte eine Friedenstruppe ins Land, welche u.a. Nikosia anhand einer „Grünen Linie“ teilte. Es folgte eine große erzwungene Migration der Menschen auf die jeweils andere Seite. 1974 versuchte das griechische Militärdiktaturregime in Athen mit einem Militärputsch den Präsidenten der Republik Zypern, den Erzbischof Makarios, zu stürzen. Die Situation nahm die Türkei zum Anlass einer großen Militärinvasion. Dabei besetzten sie mit überlegener Militärmacht, mit Luftangriffen und zehntausenden vorrückenden Soldaten an Land, ein Drittel der Insel. Die griechische Bevölkerung wurde aus dem Norden vertrieben und die türkische Bevölkerung aus dem Süden. Pro forma wurde von der Türkei im Norden ein international nicht anerkannter „Staat“ gebildet, der sich Türkische Republik Nordzypern nennt. Es ist aber kein selbständiges Gebilde, sondern de facto von der Türkei abhängig. Die türkische Lira ist die Währung und die der zyprischen Armee und den UNO-Soldaten überlegene militärischen Präsenz von 36.000 türkischen Soldaten die Grundlage. Aktuell rund 800 UNO-Soldaten bewachen die seither zu einer nicht anerkannten Staatsgrenze gewordene Trennungslinie. 187 UNO-Soldaten und UNO-Bedienstete wurden dabei getötet. Seit 1964 ist auch das österreichische Bundesheer Teil der UNO-Mission auf Zypern. In diesen 60 Jahren wurden hier 16 Bundesheersoldaten getötet, u.a. drei bei einem türkischen Luftangriff im Zuge der Invasion 1974.
Die Stadtmauern der venezianischen Befestungsanlagen. 1191 ließ der englische König Richard Löwenherz im Zuge des Dritten Kreuzzugs die unter byzantischen Oberhoheit stehende und von einem eigenen Kaiser regierte Insel von seinem Kreuzritterheer erobern und stationierte ein Heer hier, welches mehrere Aufstände der christlichen Bevölkerung gegen die Fremdherrschaft blutig niederschlug. Die Kreuzritter errichteten ein Königreich Zypern, das von französischen Adeligen als Könige regiert wurde. 1489 übernahm die Republik Venedig die Herrschaft über die Insel und versuchte von hier aus die Expansion des Osmanischen Reichs zu behindern. Venedig ließ umfangreiche Verteidigungsanlagen bauen, u.a. 1567 bis 1570 die heute noch zu sehenden Stadtmauern, welche die Altstadt auf fünf Kilometer Länge sternförmig mit elf Bastionen umschließt. Da sie noch nicht fertiggestellt waren, hielten sie einer osmanischen Belagerung 1570 nicht stand. Die verteidigenden Kämpfer wurde von den Eroberern hingerichtet und die Stadtbevölkerung als Sklaven und Sklavinnen verkauft. Vorher lebten rund 21.000 Menschen in der Stadt, danach waren etwas mehr als tausend übrig. Bis 1571 eroberten die osmanischen Truppen die ganze Insel. Nikosia war osmanische Verwaltungshauptstadt und Sitz des griechisch-orthodoxen Erzbischofs, welcher Oberhaupt der zyperngriechischen Bevölkerung war. Der am Balkan geführte russisch-osmanische Krieg von 1877/78 führte als Folge am Rande zur Inbesitznahme der Insel Zypern durch Großbritannien.
Straßenszenen
Aquädukt zur Wasserversorgung der Stadt aus der osmanischen Zeit im 18.Jh.
1567 im Zuge des Baus der venezianischen Befestungsanlagen errichtetes Stadttor. In venezianischer Zeit wurde es italienisch Porta Giuliani benannt, später nannte man es aufgrund seiner Ausrichtung nach Osten, wo die Stadt Famagusta liegt, Famagusta-Tor (türkisch Mağusa Kapısı, englisch Famagusta Gate).
Straßenszene
Da die Bevölkerung bis zur Trennung 1974 gemischt nebeneinander lebte, stehen auch im heute griechischen Teil Moscheen aus vergangenen Jahrhunderten.
Die Stadt durchzieht die abgetrennte UNO-Pufferzone zwischen dem Norden und dem Süden.
Griechisch-Orthodoxe Kirche der Heiligen Barnabas and Makarios
Straßenszene
Ledra Street (Οδός Λήδρας Odos Lidras, türkisch Ledra Caddesi) ist eine Hauptstraße im Stadtzentrum, die nach dem antiken Königreich Ledra benannt ist. Sie verläuft sowohl im südlichen griechischen als als im nördlichen türkischen Teil. Bis 2008 war sie in der Mitte blockiert, seither gibt es hier einen Grenzübergang. Während des Unabhängigkeitskampfes 1955 bis 1959 nannten die britische Kolonialherren die Straße the murder mile, weil hier so häufig Britinnen und Briten von EOKA-Kämpfern attackiert und umgebracht wurden.
Im Nordteil. Die Selimiye-Moschee (Lefkoşa Selimiye Camii) wurde 1209 bis 1326 als christliche Sophienkathedrale im gotischen Baustil, den die neuen fränkischen Herrscher mitgebracht hatten, errichtet. Bis zum Ende der Frankenkönige und der venezianischen Machtübernahme 1489 wurden hier die Könige Zyperns gekrönt. Als das Osmanische Reich die Insel eroberte wurde die Kirche zur Moschee umgebaut und auf die nie vollendeten Kirchturm-Stümpfe Minarette aufgebaut.
Büyük Han aus dem Jahr 1572, die größte Karawanserei auf der Insel.
Das ehemalige britische Kolonialhauptquartier
Abonnieren
Posts (Atom)