Dienstag, 27. Dezember 2022

Castel del Monte

27.12.2022

Das Castel del Monte wurde von 1240 bis um 1250 herum im süditalienischen Apulien (Puglia) auf einem weithin sichtbaren Hügel unter dem römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. errichtet. Damals hieß es castrum Sancta Maria de Monte. Der heutige Name ist zwei Jahrhunderte jünger.


Die Burganlage ist mythenumwoben, da sie architektonisch einzigartig ist, nicht vollendet ist und ihr Sinn und Zweck Rätsel aufgibt. Eigentlich ist an ihr nichts klar. Nicht einmal, ob das überhaupt eine Burg genannt werden kann.


Das Castel del Monte ist ein Achteck und an jeder der acht Ecken steht ein Turm mit ebenfalls achteckigem Grundriss. Da es keine Einrichtungen wie Gräben, Waffenkammern, Schießscharten oder Mannschaftsräume für eine militärische Verwendung gibt, ist der Zweck als Festung unwahrscheinlich.


Statt Verteidigungsanlagen für Kriege gibt es ein prächtig gestaltetes, aber nicht als wehrhaftes Burgtor taugliches Hauptportal. Fenster sind aufwändig gearbeitet. Also wohl eher ein luxuriöses Schloss für den Kaiser als eine Trutzburg. Da der Innenausbau aber nicht fertiggestellt wurde, kann man auch darüber nur mutmaßen. Friedrich II. selbst war auch nie hier.


Innenhof.


Der Innenhof war einst mit zusammengetragenen jahrhundertealten antiken Skulpturen ausgestaltet. Nur geringe Reste zeugen noch davon.


Modell des Castel del Monte. Nicht fertiggebaut und ohne Funktionalität wurde das auch einigermaßen abseits in der apulischen Landschaft gelegene Castel del Monte jahrhundertelang wenig beachtet und geriet in Vergessenheit. Eine Erwähnung durch den Schriftsteller Pacichelli 1690 und eine erste systematische Baubeschreibung durch Troyli 1749 wiesen eine kleine interessierte Öffentlichkeit auf den Bau hin. Als der Reiseschriftsteller Henry Swinburne (1743–1803) sich in seinen Reisebeschreibungen mit dem Rätsel des Castel del Monte beschäftigte, löste er ein breiteres Interesse aus und es begannen auch wissenschaftliche Auseinandersetzungen damit.


Erdgeschossräume. Das Castel del Monte ist von einem raffinierten Gangsystem durchzogen. Man konnte nicht von jedem Eingang aus in jeden Raum gelangen, zwei Räume sind nur durch einen einzigen Zugang zu erreichen. Auch das ließ Spekulationen zahlreich gedeihen. Wahrscheinlich sind aber eher eine unterschiedlich geplante Funktionen der Räume als ein großes Geheimnis dahinter.


Im ersten Stock. Friedrich II. aus der schwäbischen Königsfamilie (seit 1138) der Staufer war ab 1198 König von Sizilien, ab 1212 römisch-deutscher König und von 1220 bis zu seinem Tod Kaiser des römisch-deutschen Reiches. Von seinen 39 Regierungsjahren als römisch-deutscher Herrscher war er 28 Jahre in Italien und hatte hier den Schwerpunkt seines Lebens und seiner Politik. Auf Basis einer 1927 veröffentlichten Biographie von Ernst Kantorowicz wurde der Stauferkaiser in Deutschland zu einer idealen Herrscherpersönlichkeit stilisiert. Dieses Idealbild vernachlässigt aber Schatten und Fakten. Stupor mundi (Wunder der Welt) wurde er von Wohlmeinenden schon zeitgenössisch genannt, da er dem normannischen Adel Siziliens als Deutscher erschien, den deutschen Herrschern aufgrund seiner italienischen Lebensweise als orientalischer Despot, christliche Fundamentalisten stießen sich an seiner muslimischen Gefolgschaft, Muslime an seinen blutigen Kriegen auf Sizilien, als aus der Kirche ausgeschlossener führte er einen Kreuzzug nach Jerusalem an und ließ sich zum König von Jerusalem krönen etc. Friedrich hatte mit mindestens 13 Frauen wenigstens 20 Kinder.


Eckpfeiler der Politik Friedrich II. waren einerseits der über Jahrzehnte auch mit propagandistischen Mitteln der Medien jener Zeit geführte Konflikt mit dem Papst, der ihn aus der Kirche exkommunizierte, und andererseits die Beendigung von vier Jahrhunderten arabisch-muslimischen Lebens auf Sizilien. Nach der normannischen Eroberung Siziliens und Etablierung eines christlichen Königreichs im 11.Jh. lebte der Großteil der Muslime im mittleren Westen der Insel in schwer zugänglichen Gebirgen. Von dort gestartete Raubzüge waren zeitgenössisch nicht ungewöhnlich, gefährdeten aber die Stabilität der Herrschaft und die Einnahmen aus ihr für den König Friedrich II. Von 1222 an ließ er schwere und heftige Kriege gegen die Muslime führen, die sich bis 1225 wehrten. Mehrmals hob Friedrich II. von seinen Untertanen Sondersteuern ein, um den großen Krieg zu finanzieren. Von 1224 an und bis 1245 ließ Friedrich II. die sizilischen Muslime zu tausenden in das über 800 Kilometer entfernte Lucera in Apulien deportieren. Dort durften sie ihre Religion ausüben, bekamen eine eigene Rechtsprechung und Selbstverwaltung gewährt, waren aber fernab von Sizilien. Die Muslime arrangierten sich wohl oder Übel mit der ausweglosen Lage. Friedrich II. stützte sich sogar in seiner Herrschaft fortan auf sie, rekrutierte aus ihnen Soldaten und Hofpersonal. Die arabische Besiedlung Siziliens und das Zusammenleben der christlichen und muslimischen Kulturen auf der Insel endete aber 1246.


Toilette


Kamin


Blick von oben in den Innenhof


Ausblick

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