Freitag, 29. September 2023

Genf

29.9.2023

In der Schweizer Stadt Genf (Genève) habe ich ein Fußballspiel besucht. 204.000 Menschen leben hier.

Das Palais des Nations (Völkerbundpalast) wurde 1929 bis 1938 als Sitz des 1920 gegründeten Völkerbunds, des Vorläufers der UNO, errichtet. Seit 1946 nutzt die UNO die Anlage.


Das Holzdenkmal Broken Chair auf dem Place des Nations steht auf nur drei Beinen und symbolisiert damit die Opfer in der Zivilbevölkerung durch Antipersonenminen und Streumunition, die in Kriegen eingesetzt werden und noch viele Jahrzehnte danach Tote und Verletzte verursachen.


Genf wurde 1864 Sitz des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. Die Stadt Genf beheimatet neben New York City weltweit die meisten internationalen Organisationen, darunter die UNO und ihre Nebenborganisationen, CERN, IKRK, WHO, IAO, IOM, ISO, IEC, ITU, WIPO, WMO, WOSM und WTO.


Die Stadt Genf ist Hauptstadt des Kantons Genf (République et Canton de Genève), der 45 Gemeinden mit einer halben Million Menschen umfasst. Der Kanton ist fast vollständig von Frankreich umgeben (103 km) und ist nur an einem 4 km großen Stück mit dem Schweizer Nachbarkanton Vaud (deutsch Waadt) verbunden.


Genf liegt am südwestlichen Ende des Genfersees (französisch Lac Léman, Schweizer Französisch Le Léman).


Der Jet d’eau (Wasserstrahl) ist ein bis zu 140 Meter hoher Springbrunnen im Genfersee. Ursprünglich war hier nur eine wenige Meter hohe Fontäne als Überdruckventil für die 1885 erbaute Druckwasserleitung des Kraftwerks Forces Motrices de la Coulouvrenière, mit der die Genfer Juweliere ihre Maschinen betrieben. 1891 ließ die Stadt Genf den Springbrunnen als touristische Sehenswürdigkeit ins Seebecken versetzen und mit Verstärkung des Wasserdruck erhöhen.


Das Hotel Beau-Rivage (schönes Ufer) am Ufer des Genfersees ist ein 1865 gegründetes Luxushotel. 1898 wurde hier die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sisi) ermordet. Auf ihren weiten Reisen, die sie unternahm, um den Komplexen des Ehemanns Franz Joseph und seinem Wiener Hof zu entkommen, war sie inkognito im Hotel. Als sie nach Caux weiterreisen wollte, stach sie auf dem Weg vom Hotel zum Schiff der italienische Anarchist Luigi Lucheni nieder. Politik der Anarchisten war zu jener Zeit, Repräsentantinnen und Repäsentanten der Monarchien zu ermorden.
1987 tötete sich im Hotel der kurz davor zurückgetretene CDU-Ministerpräsident des deutschen Bundeslands Schleswig-Holstein Uwe Barschel, nachdem öffentlich geworden war, dass er im Wahlkampf die Opposition und vor allem die SPD mit kriminellen Aktionen behinderte.


Der ehemalige Herzog von Braunschweig, Karl II., der nach katastrophaler Regierungsführung 1830 in einer Revolution von der Bevölkerung vertrieben worden war, nachdem auch sein Plan, in dieser mit Artillerie ein Massaker anzurichten, scheiterte, hatte auf der Flucht das von seinen Untertanen erwirtschaftete Vermögen mitgehen lassen und verlebte in Genf sein Lebensende in großem Luxus. Da er das viele gestohlene Geld trotzdem nicht aufgebraucht hatte, vererbte er es der Stadt Genf. Sie baute ihm zu Ehren das Monument Brunswick.

Am Wasser. 1864 rief Johann Philipp Becker in Genf eine deutschsprachige Sektion der Ersten Internationale ins Leben, die im September 1866 den ersten Kongress der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA) abhielt.


Statue des 1712 in Genf geborenen Jean-Jacques Rousseau, berühmtester Philosoph der Aufklärung des 18.Jh.


Der Stadtname wird in Caesars Rechtfertigungsschrift für seinen großen Krieg, mit dem er Gallien Tod und Leid in den Jahren 58 bis 51/50 v.u.Z. brachte, De bello Gallico (jede und jeder, der in den letzten zwei Jahrtausenden Latein lernte, kennt das ...) als Geneva erstmals schriftlich erwähnt.


Ab dem Jahr 1026 gehörte Genf zum burgundischen Reichsteil des römisch-deutschen Reichs und wurde im Rahmen dessen vom Genfer Bischof beherrscht. Die Stadt lebte lange bedrängt von den Herrschaftsansprüchen des Bischofs und der den Großteil des Umlands beherrschenden Herzöge von Savoyen, die in Genf auch das Château de l'Ile, eine Burg auf der brückentragenden Insel in der Rhone, besaßen. Der Turm ist ihr letzter Überrest. Das Denkmal erinnert an den Genfer Militärhauptmann und Politiker Philibert Berthelier, der eine Zusammenarbeit der Stadt Genf mit Fribourg ausgehandelt hatte, woraufhin eine 1519 eine Armee des Herzogs von Savoyen Genf militärisch besetzte und der Bischof ihn zum Tod verurteilen und hier köpfen ließ.


Ein Beitritt zur Schweizer Eidgenossenschaft wurde der 1536 zur protestantischen Religion übergetretenen Stadt verweigert. In der Nacht von 21. auf 22. Dezember 1602 scheiterte ein Versuch des Herzogs von Savoyen, die Stadt überfallsartig zu besetzen und einzuverleiben. Rund 200 Mann eines herangeschlichenen Heers von 2.000 bis 3.000 Söldnern kletterten mit zwei langen Leitern die Stadtmauer hinauf, wurden aber entdeckt und die Verteidigung aktiviert. Die Genfer töteten und vertrieben die Angreifer. Savoyen musste die Unabhängigkeit Genfs 1603 anerkennen. Regiert wurde die Stadt Genf von einer Handvoll Patrizier-Familien. Als 1781 ihre Gegner die Oberhand gewannen und eine für ihre Zeit fortschrittliche repräsentativ-demokratische Verfassung beschlossen wurde, riefen die alten Familien Heere aus Savoyen und Bern zu Hilfe, mit denen sie mit Gewalt wieder an die Macht zurückkehrten. Diese währte aber nur bis 1798, als französische Revolutionstruppen Genf besetzten und in Frankreich eingliederten. Genf wurde eine französische Stadt, dessen Männer in den zahlreichen napoleonischen Kriegen als Soldaten in ganz Europa dienen mussten. 1813 wurde Genf von österreichischen Truppen besetzt und nach kurzer Unabhängigkeit 1814 in die Schweizer Eidgenossenschaft aufgenommen.


Das Internationale Reformationsdenkmal (Monument international de la Réformation) aus dem Jahr 1917 erinnert an die internationale Ausstrahlung der Genfer Reformation. ä 1535 zerstörten die Gläubigen nach eoner evangelischen Predigt von Guillaume Farel, der die Prinzipien der Reformation verkündete, in einem Bildersturm die Statuen und die Möbel der Genfer Kathedrale und übertünchten die Malereien. Johannes Calvin wirkte hier 23 Jahre als Prediger und u.a. als theologischer Gerichtsgutachter für das Todesurteil durch Verbrennen für den abweichenden Theologen Michael Servetus. Auf einem Sockel des Denkmals, der mit der griechischen Abkürzung des Namens Jesu (ΙΗΣ) beschriftet ist, stehen in der Mitte die vier wuchtigen Statuen von Guillaume Farel, Johannes Calvin, Theodor Beza und John Knox. Links und rechts davon folgen Reliefs zu wichtigen Ereignissen der Reformationsgeschichte.


Über viele Jahrhunderte fanden politisch Verfolgte in Genf Zuflucht. Eine Gedenktafel an der Brasserie Landolt erinnert an die Zusammenkünfte der portugiesischen politischen Flüchtlinge hier bevor 1974 in der Nelkenrevolution die Diktatur in Portugal gestürzt und Demokratie eingeführt wurde.


Am 9. November 1932 demonstierten 8.000 Menschen gegen eine Veranstaltung der faschistischen Union nationale, die ein Tribunal gegen prominente Genfer Linke inszenieren und gegen sie hetzen wollte. Die von einem breiten Bündnis aus Sozialdemokratischer Partei, Kommunistischer Partei und anderen Organisationen getragene Demonstration wurde von der Polizei bedrängt und am Abend befahl die Genfer Regierung den Einsatz eine Militäreinheit aus gerade sechs Wochen im Dienst stehenden 600 Wehrpflichtigen, die erst in die Luft und dann mit automatischen Waffen (Maschinengewehren) in die Menscnemenge schossen. Sie töteten 13 Menschen, verletzten 65 schwer. Der katholisch-konservative Bundespräsident Giuseppe Motta reiste an und stellte fest, dass die Ordnung nun wiederhergestellt sei. In der Zeit nach den Ereignissen gab es schweizweit Solidaritätskundgebungen, die jedoch von den Behörden mit erneuten Militäraufgeboten beantwortet wurden. Organisatoren der Demonstration wurden verhaftet und 1933 vom Gericht wegen Aufruhr verurteilt, darunter der Nationalrat Léon Nicole zu sechs Monaten Haft. Seit 1982 erinnert ein Gedenkstein an die antifaschistischen Opfer. 2016 wollte der Kanton Genf eine nachträgliche juristische Rehabilitierung der verurteilten Antifaschisten erreichen, was vom Scheizer Parlament aber abgelehnt wurde, da das Töten rechtskonform gewesen wäre.


Plainpalais


Frankenstein or The Modern Prometheus ist ein Roman von Mary Shelley, der als Briefroman mehrerer Ich-Erzähler die Geschichte des Schweizers Victor Frankenstein aus Genf erzählt. Frankenstein gelingt es als jungem Wissenschaftler, einen künstlichen Menschen zu erschaffen, der grausam in das Leben seines Schöpfers eingreift.


Straßenszene

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