Dienstag, 13. September 2022

Marseille

13.9.2022

In der französischen Stadt Marseille (okzitanisch: Marselha) wurden das eine und das andere Fußballspiel besucht. 870.000 Menschen leben in der engeren Stadt und 1,6 Mio. in der Agglomération.

Der Bahnhof Gare de Saint-Charles wurde 1848 eröffnet.


Straßenszene.


Die Porte d’Aix, auch Porte Royale (dt. Königstor) wurde als Triumphbogen 1825 bis 1839 errichtet, um den militärisch erfolgreichen Krieg Frankreichs gegen die Spanische Revolution zu feiern, mit dem die auf einer Verfassung basierende spanische Monarchie von 1820 und 1823 gestürzt und die absolute Herrschaft des spanischen Königs wiederhergestellt wurde.


Im 7.Jh.v.u.Z., um die Jahre 620 bis 600, gründeten griechische Seefahrer auf Basis einer Landschenkung der ligurischen Fürsten am schon zuvor gern benutzten natürlichen Hafen eine Siedlung und nannten sie Massalia (Μασσαλία). Mit rund 2.600 Jahren ist das heutige Marseille damit die älteste Stadt Frankreichs. Es wurde bald eine der größten und aufgrund des Handels wohlhabendsten griechischen Kolonien im westlichen Mittelmeer. Schließlich gründete die Stadt selbst eigene Kolonien. In Kriegen mit gallischen Stämmen rief das griechische Massalia Rom um Hilfe, dessen Armee daraufhin den Süden Galliens eroberte und zur römischen Provinz machte. Massalia blieb unabhängig, bis es sich im römischen Bürgerkrieg zwischen Cäsar und Pompeius nicht auf eine Seite stellen wollte. Daraufhin ließ Cäsar sein Heer die Stadt angreifen, die Flotte in einer Seeschlacht zerstören, die Stadt belagern und schließlich erobern. Massalia verlor seine Selbständigkeit, wurde in das römische Reich eingeliedert und aus der griechisch geprägten Stadt wurde im Lauf der nächsten Jahrzehnte das lateinische Massilia. Beim Bau des Centre Bourse in den 1970er Jahren wurden Teile des antiken Hafens freigelegt, die im Jardin des Vestiges besichtigt werden können.


Straßenszene. 1481 kam das bis dahin zur Grafschaft der Provence gehörende Marseille unter die Herrschaft des französischen Königs und wurde Teil Frankreichs. 1792 zogen kriegsfreiwillige Soldaten aus Marseille zur Unterstützung der Französischen Revolution im Krieg der umliegenden Monarchien gegen Frankreich in Paris ein und sangen dabei ein aus Straßburg stammendes blutrünstiges Kriegslied. Diese Marseillaise wurde 1795 zur französischen Nationalhymne erklärt.


Baulicher Überrest des Petite Napoli (Kleines Neapel). Die Hafenstadt Marseille war im Lauf ihrer Geschichte immer eine von Einwanderung geprägt multikulturelle Stadt. Im 19. und 20.Jh. waren es vor allem Italienerinnen und Italiener, die hierher kamen. Vor allem aus dem armen Süden des Landes. Nach der Entkolonialisierung kamen erst in den 1960er Jahren aus den ehemaligen Kolonien flüchtende Französinnen und Franzosen und dann in den letzten Jahrzehnten die Migration von Menschen von dort selbst nach Marseille. Im Zweiten Weltkrieg bombardierte die deutsche Luftwaffe im Zuge des Angriffskriegs gegen Frankreich 1940 die Stadt. Später sprengten deutsche Wehrmacht und SS in den Monaten Jänner und Februar 1943 systematisch den Großteil der historischen Altstadt (Vieux Port) und deportierten 20.000 Menschen daraus in ein Gefangenenlager bei Fréjus, um den Widerstand der Résistance gegen die Besatzung zu brechen. Insgesamt kontrollierten die Nazis mit Unterstützung der Kollaborations-Polizei 40.000 Menschen und schickten 2.000 Jüdinnen und Juden aus Marseille zur Ermordung in die Lager. 1.642 Menschen wurden ins Internierungslager Compiègne deportiert, die meisten wenig später in das KZ Sachsenhausen. 780 Jüdinnen und Juden wurden am 23. und 25. März 1943 in die Vernichtungslager Sobibor und Auschwitz deportiert, keiner überlebte.


Blick auf das Meer hinaus.


Die Kathedrale von Marseille (Cathédrale de la Major) wurde 1852 bis 1896 anstelle eine älteren Kirchenbaus in monumentalem neorromanisch-byzantinischem Stil erbaut.


Kontrast: Schwindelerregende moderne Museumsarchitektur.


Blick über den alten Hafen.


Notre-Dame de la Garde, im Volksmund La Bonne Mère – „die gute Mutter“, wurde 1853 bis 1864 als Marien-Wallfahrtskirche in neoromanisch-byzantinischem Stil auf einem 161 m hohen Hügel gebaut und ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt. Zuvor hatte hier eine mittelalterliche Kapelle aus dem 13.Jh. gestanden. 1944 verschanzten sich in den Kämpfen zur Befreiung der Stadt deutsche Besatzungssoldaten hier, sodass die Kirche und die Bastionen einige Granatentreffer abbekamen.


Die Kirche St-Laurent aus dem 12.Jh. gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten sie deutsche Soldaten 1943 bei den Sprengung der Häuser der Altstadt halb, in den Nachkriegsjahrzehnten konnte sie restauriert werden.


Blick auf das Fort Ganteaume an der Einfahrt zum alten Hafen.


Das Fort Saint-Jean an der anderen Seite der Einfahrt wurde 1660 am Eingang zum Alten Hafen gebaut. In der Französischen Revolution eroberte 1790 eine revolutionäre Menschenmenge die Festung. Der Kommandeur der königlichen Garnison wurde enthauptet, nachdem er sich geweigert hatte, die Festung zu übergeben. Danach nutzte man die Festung als Gefängnis. Nach dem Sturz von Maximilien de Robespierre im Jahr 1794 wurden rund hundert jakobinische Gefangene in der Festung massakriert. Während der Befreiung von Marseille im August 1944 zerstörte die Explosion eines deutschen Munitionsdepots im Fort einen Großteil seiner historischen Zinnen und Gebäude.


2019 ist die Gedenkstätte der Opfer der Deportationen (Mémorial des Déportations) eröffnet worden (im Gebäude des 1995 eröffneten und seit 2012 geschlossen gewesenen Mémorial des Camps de la Mort). Sie gilt den Menschen, die aus rassistischen oder politischen Gründen, als Resistants oder Geiseln deportiert worden sind.


Straßenszene.


Rathaus. Im Mai 1944 bombardierte die US-Luftwaffe die deutschen Militäranlagen in Marseille und tötete dabei neben 400 deutschen Soldaten auch mehr als 2.000 Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt. Als sich im August 1944 die Armee des Freien Frankreichs der Stadt näherte, wurde ein Generalstreik ausgerufen und vom französischen Widerstand das Rathaus besetzt. 28. August 1944 kapitulierten nach einwöchigem Kampf die deutschen Besatzungssoldaten gegenüber der Armee des Freien Frankreich.


Hafenszene. Im 14.Jh. gelangte die bakterielle Krankheit der Pest über genuesische Schiffe nach Marseille, von wo aus sich die Pandemie aus der gut vernetzten Handelsstadt rasch verbreitete. Von 1346 und 1353 starben in Europa 25 Mio. Menschen an der Pest, ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Über Jahrhunderte kam die Pest in Wellen immer wieder. 1720 und 1721 starben beim letzten großen Ausbruch der Pest 38.000 der 75.000 Einwohnerinnen und Einwohner Marseilles.


Straßenszenen


Hafenszenen. Im 19.Jh. wuchs Marseille aufgrund der französischen Eroberungskriege und Kolonien in Afrika und Asien zum bedeutendsten Hafen Frankreichs.


Die Abtei Saint-Victor wurde im frühen 5.Jh. gegründet und ist seither eines der Zentren der katholischen Kirche in Südfrankreich.

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