Sonntag, 15. Juli 2018

Poysdorf

15.7.2018

In Poysdorf im niederösterreichischen Weinviertel wurde ein Fußballspiel besucht. 5.500 Menschen leben in der aus zehn Ortschaften bestehenden Stadtgemeinde Poysdorf, im Ort Poysdorf selbst sind es 2.600.



Skulptur Weinviertler Kellerkatze von Günther Stockinger (2009).


Weithin sichtbar ist die 1629 bis 1635 errichtete und 1640 eingeweihte barocke Kirche. Auf der Brünner Straße zwischen Brünn und Wien liegend wurden in Poysdorf in Kriegen gerne durchmarschierende Truppen einquartiert. 1645 erreichten im Dreißigjährigen Krieg schwedische Soldaten auf Vormarsch gegen Wien Poysdorf und bauten den Kirchenhügel zu einer Festung aus. Im Winter 1645 brach die Pest aus, an der 5.000 Menschen zugrundegingen, neben der Poysdorfer Bevölkerung hatten hier viele Flüchtlinge Zuflucht gefunden. Barocke Pracht von Kirchen und Herrschafts-Schlössern kontrastiert mit Dreißigjährigem Krieg und Pest, die das Leben und Sterben der Menschen in der gleichen Zeit in Mitteleuropa bestimmte.


Die Gstetten ist eine Kellergasse aus dem 17.Jh. in Form eines Platzes. Der Weinbau spielt eine große Rolle im wirtschaftlichen und kulturellen Leben in Poysdorf.


Das ehemalige Bürgerspital wurde 1657 gegründet. 1663 wurde eine Kapelle angebaut und um ein Stockwerk aufgestockt. Seit 1978 ist hier ein Museum.


Straßenszene. Im Krieg von 1866 wurden hier erst österreichische Truppen am Weg zur Schlacht nach Böhmen einquartiert und dann im Zuge der Niederlage des Habsburgerarmee auf Wien marschierende preußische Soldaten. Die erschöpften Soldaten waren krank. Sie brachten Typhus und Ruhr mit, was die epidemische Verbreitung der Cholera begünstigte. 136 preußische Soldaten und 180 Poysdorferinnen und Poysdorfer starben an der Cholera.


Straßenszene. 1995 wurde die Poysdorfer Sozialarbeiterin Maria Loley, die sich bereits 1945 um die sudetendeutschen Vertriebenen und Flüchtlinge genauso gekümmert hatte wie sie sich 1981 bis 1989 um aus Polen Geflüchtete und ab 1992 um jugoslawische Bürgerkriegsflüchtlinge kümmerte, vom rechtsextremen Terroristen Franz Fuchs deswegen in einem Bombenattentat mit einer Briefbombe schwer verletzt. Im Rahmen seiner Terrorserie tötete der Rassist Fuchs von 1993 bis 1996 vier Menschen und verletzte 15 teils schwer. Nach ihrer Genesung gründete Loley die „Bewegung Mitmensch – Flüchtlingshilfe Poysdorf“.


Denkmal für Kaiser Joseph II. aus dem Jahr 1881, zum hundertjährigen Jubiläum der von seiner Regierung angeordneten Aufhebung der Leibeigenschaft der bäuerlichen Bevölkerung. Die Grundherrschaft blieb bestehen und wurde erst in der Revolution von 1848 aufgehoben.


Wein


Urbanes Leben: Ein offener Bücherschrank.


Pestsäule.


Das 1897 errichtete Poysdorfer Bezirksgericht. 2002 wurde das Gericht im Zuge der damaligen Infrastruktur-Kürzungsmaßnahmen geschlossen.


Ein Denkmal vor dem Friedhofstor erinnert an die bei den schweren Kämpfen zur Befreiung von Poysdorf im April 1945 gefallenen Soldaten der Sowjetarmee. Ihr Beitrag für die Freiheit Österreichs ist unschätzbar. Leider rächten sich nach Vertreibung der deutschen Wehrmacht einrückende sowjetische Soldaten nach Eroberung von deutschem Reichsboden auch für die Massenmorde und Verbrechen der deutschen Soldaten in ihrer Heimat, vergewaltigen Frauen und ermordeten elf Menschen.


Am 15. Mai 1945 erreichten die ersten der im Zuge der gesamten Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei infolge der Nazi-Verbrechen an der tschechischen Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs vertriebenen deutschprachigen Südmährerinnen und Südmährer Poysdorf, zwei Wochen später waren es Hunderte. Auf dem Friedhof von Poysdorf wurden 122 Opfer des sogenannten Brünner Todesmarsches in einem Massengrab begraben, mit dem ab 31. Mai 1945 rund 27.000 Menschen (etwa die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung Brünns) aus ihrer Stadt vertrieben wurde. Dabei starben rund 5.200 Menschen zumeist an Entkräftung, Hunger, Durst und Typhus; einige wurden wahrscheinlich durch tschechische Begleitmannschaften ermordet. Ein Denkmal erinnert an die Vertreibung und ihre Opfer aus der Stadt und dem Kreis Nikolsburg, dem heutigen Mikulov.


Straßenszene

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen